Ein Medikament, sonst nichts
Im September tagte die internationale Kommission für Glaube und ethnische Vielfalt (General Commission on Religion and Race, abgekürzt GCORR) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK)in Afrika. Erstmals teilten sich die Mitglieder der Kommission in drei Gruppen auf, um im Kongo, in Uganda und in Simbabwe Verantwortliche unterschiedlicher Ebenen aus dortigen Konferenzen und Gemeinden der EmK zu treffen. Matt Barlow, Mitarbeiter im Gemeindedienst im nordöstlich von Berlin gelegenen Eberswalde, vertritt die europäischen Zentralkonferenzen der EmK in der Kommission. Als Mitglied einer der drei Gruppen besuchte er Uganda und nahm im Anschluss daran an der Kommissionstagung in Johannesburg in Südafrika teil. Er schildert die Eindrücke seiner Reise.
Dreistündiger, lebendiger Gottesdienst
Am ersten Tag unseres Aufenthalts in Uganda nahmen wir in der Hauptstadt Kampala am Gottesdienst einer kongolesischen Gemeinde teil. Die Menschen dieser Gemeinde sind alle Flüchtlinge aus dem Kongo, dem westlichen Nachbarland Ugandas. Sie gehören einem Stamm an, den andere Gruppen für die Gewalt und Probleme im Kongo verantwortlich machen. Deshalb haben sie das UNO-Flüchtlingscamp, in dem sie zunächst Zuflucht gefunden hatten, verlassen und dadurch ihren Anspruch auf Unterstützung aufgegeben. Die Kirche befindet sich in einem Slum und ist äußerst einfach gebaut. Aber der dreistündige Gottesdienst war sehr lebendig. Während des Gottesdienstes wurde auch gefeiert, dass ein Flüchtling weiter in die USA reisen darf. Sehr eindrücklich war das anschließende Treffen mit dem Pastor, der von den Herausforderungen der Gemeinde berichtete. Dazu gehören die Sprachbarrieren, die Armut der Menschen sowie Schäden am Gebäude durch Regen und unzureichende Abwasserversorgung.
Nur ein Medikament für die medizinische Versorgung
Die Weiterreise führte in den Nordwesten Ugandas, um dort ein UNO-Flüchtlingscamp für Flüchtlinge aus dem Südsudan zu besuchen, in dem die EmK verschiedene Projekte durchführt. Trotz Hitze von über vierzig Grad im Schatten waren die Geflüchteten gerne bereit, den Besuchern in ihr Leben Einblick zu geben. Ein Lokalpastor der EmK, der mit seiner Familie in diesem Camp lebt, erzählte, wie sie erst einmal 25 Kilometer zu Fuß fliehen mussten. Erst danach konnten sie mit einem Auto den Rest der Strecke zurücklegen. Insgesamt waren sie über zwei Wochen unterwegs, bevor sie als gesamte Familie eine sichere Zuflucht in Uganda gefunden hatten. In »ihrem« Flüchtlingscamp befinden sich zurzeit ungefähr 4.500 Menschen. Vom nächstgrößeren Ort dorthin führte der Weg an mindestens zehn Camps etwa gleicher Größe vorbei. Das lässt ahnen, wie viele Menschen aus dem Südsudan in diese Region flohen. Vor Ort hilft die EmK mit einem Projekt, in dem die Menschen eine Traumatherapie erhalten. Trotz mancherlei Hilfe gibt es viele Probleme. Die Wasserversorgung des Camps ist unregelmäßig, die Stammeskonflikte brechen immer wieder auf, das Essen reicht nicht. Außer einem einzigen Medikament gegen Kopfschmerzen und Fieber gibt es praktisch keine medikamentöse Behandlung. Wenn ein Krankenwagen dringend gebraucht wird, benötigt dieser mindestens zwei Stunden, bevor er das Camp erreicht.
Die Wurzel der Probleme muss angegangen werden
»Unsere Reise hat uns hautnah erleben lassen, wie schwierig das Leben für kongolesische und südsudanesische Flüchtlinge ist«, fasste die Generalsekretärin der Kommission, Erin Hawkins, den Besuch in Uganda zusammen. »Es gibt Probleme wie Diskriminierung und Ungerechtigkeit, die Migranten und Flüchtlinge in der ganzen Welt treffen, und Probleme, die durch Rassismus, sowie politische und gesellschaftliche Unterdrückung geschürt werden.« Die Erfahrungen bestärkten die Mitglieder der Kommission darin, dass die Wurzeln der Probleme angesprochen werden müssen. Bei der sich anschließenden Tagung in Johannesburg tauschten unsere drei Gruppen ihre Erfahrungen aus. Die Reise hat ein besseres Verständnis von Stammeskonflikten in den besuchten Regionen erbracht. Weil eine Kernaufgabe der Kommission der Aufbau und die Begleitung eines friedlichen Miteinanders verschiedener ethnischer Gruppen ist, hilft der Kommission ein besseres Verständnis von Stammeskonflikten. Infolgedessen können künftig Projekte und Gemeinden besser unterstützt werden, die sich dafür einsetzen, Brücken zwischen Gruppen zu bauen.
Der Autor
Matt Barlow ist Mitarbeiter im Gemeindedienst der Evangelisch-methodistischen Kirche in Eberswalde bei Berlin und für die europäischen Zentralkonferenzen Mitglied der EmK-Kommission für Glaube und ethnische Vielfalt. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.