Eine außergewöhnliche Kirche Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Hier habe ich Gott wiedergefunden«

Zu sehen ist die Außenansicht der Kletterhalle. Ein Betonbau dessen Fassade zum Teil eine Backsteinoptik aufweist. Über den Eingang hängt das Logo der Kletterhalle. Dort steht „h 3” in weißer Schrift auf grünem Hintergrund.
Viele nennen sie nur »die Kletterkirche« – die seit zehn Jahren bestehende Kletteranlage in der ehemaligen evangelisch-methodistischen Christuskirche in Metzingen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Seit zehn Jahren gibt es die H3-Kletteranlage in der Christuskirche in Metzingen. Am heutigen Samstag wird Jubiläum gefeiert.
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Unter dem Motto »hochklettern, herunterkommen, Halt finden«, daher der Name »H3«, gibt es seit zehn Jahren die Kletterkirche Metzingen. Seither machen unzählige Kletterer und Nichtkletterer ihre »Züge« in der Halle. Schulklassen, Pfadfinder, Höhlenforscher oder Krabbelgruppen, Jugendkreise, Firmen oder Geburtstagsgesellschaften – sie alle geben sich im H3 manchmal buchstäblich das »Seil in die Hand«.

Neues Leben in aufgegebener Kirche

Seit zehn Jahren engagieren sich ehrenamtlich bis zu achtzig Personen in der Kletteranlage. Mit diesem Angebot kehrte in die ehemalige Christuskirche neues Leben ein. Während der Jahre seien dort Freundschaften entstanden und sogar Paare getraut worden, erzählt Bernd Schwenkschuster. Der 46-Jährige ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) und Initiator der Kletteranlage. Im rund dreißig Kilometer südlich von Stuttgart gelegenen Metzingen ist das H3 als »die Kletterkirche« bekannt und weit über die sonst als »Outlet-City« bekannte Stadt hinaus ein Begriff.

Die Nähe Gottes erfahren

Der kreative »Kletterkirchenpastor« hat viele bewegende Erfahrungen gemacht. Er erzählt von einem dreißigjährigen, tätowierten und durchtrainierten Mann, der eines Tages mit »Du bist der Bernd, oder?« auf ihn zugekommen sei. Im Gespräch meinte er dann: »Ihr habt diese Anlage nur deshalb gebaut, dass Gott wieder einen Zugang zu mir bekommt. Ich war so lange weg von Gott, und hier habe ich ihn wiedergefunden. Danke!« Zwischenzeitlich sei diese Person zwar weggezogen, sodass Schwenkschuster nicht weiß, wie es mit ihm weitergegangen sei. »Aber in dem Moment war Gott ihm besonders nahe.«

Solche Begegnungen könnten nicht organisiert werden, meint der H3-Initiator. Aber er ist überzeugt: »Wo wir unseren Mitmenschen auf Augenhöhe begegnen und ihnen Räume zur Verfügung stellen, kann Gott Zugang zu ihnen finden.«

Staunen und Dankbarkeit

Wie bei vielen anderen Einrichtungen und Angeboten zog die Corona-Pandemie auch die Kletteranlage in Mitleidenschaft. »Als Sportanlage mussten wir während des Lockdowns komplett schließen«, berichtet der Pastor. Mitarbeiter hätten sich in dieser Zeit neu orientiert, und die weiterlaufenden Versicherungen und Kosten hätten die Rücklagen stark schrumpfen lassen. Aber nach einem Spendenaufruf sei innerhalb kurzer Zeit das »Überleben« der Kletteranlage gesichert gewesen. »Viele Menschen müssen viel Gutes für ihr Leben im H3 erfahren haben«, staunt Schwenkschuster.

Jetzt feiert das H3 sein zehnjähriges Bestehen. Für den Pastor der Kletterkirche ist das mit den Stichwörtern Dankbarkeit, Glaubensmut und Vertrauen verbunden. Dankbarkeit für die Menschen, die sich engagieren, und für die Kirche, die solche Projekte ermögliche. Glaubensmut, weil Gott immer wieder Menschen schicken möge, die ihre Geschichte mit Gott erzählen. Vertrauen, dass Gott auch die kommenden Jahre immer wieder gebe, was nötig sei: »Mitarbeiter, Geld, ein gutes Wort und immer genug Kraft in den Fingern für den nächsten ›Zug‹ an der Wand.« Zum Schluss betont Schwenkschuster: »Das H3 ist nicht das Projekt ›der Metzinger‹. Es ist ›unser EmK-Projekt‹!«

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der H3-Kletteranlage Metzingen

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Das Festprogramm zum »Zehnjährigen« der H3-Kletterkirche:

Samstag, 21. Oktober

  • 10 Uhr Auftakt mit einigen Grußworten
  • 11 Uhr Startschuss für die Anmeldung zum Gelände-Hindernislauf »MudMates 2024«
  • Ab 13.30 Uhr Höhenwettkampf
  • Gegen Mittag gibt es Pizza aus dem Pizzaofen, die Kinderklettergruppen bieten Waffeln und andere süße Dinge an.
  • Um 19 Uhr gibt es eine Premiere im H3: das erste Schwarzlichtklettern.

Während des Tages gibt es kurze Technikkurse von Klettertrainern sowie Yoga-Schnupperkurse. Alle Angebote sind an dem Tag kostenfrei.

Sonntag, 22. Oktober

  • Jubiläumsausklang bei gemütlichem Weißwurstklettern.