In Vertrauen investieren
In einer Kolumne des Kirchenmagazins »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche erklärt Bischof Harald Rückert was es mit Vertrauen auf sich hat und warum es so wichtig ist, in Vertrauen zu investieren.
Ein unvermittelt auftauchendes Thema
Intensive Wochen liegen hinter mir: drei Jährliche Konferenzen, das als BUJU bekannte Bundesjungendtreffen unserer evangelisch-methodisten Jugend mit über 300 Jugendlichen, der Evangelische Kirchentag, die letzte Sitzung der Planungsgruppe »Zukünftige Struktur und Arbeitsweise der Evangelisch-methodistischen Kirche«, das Blockseminar »Identität und Dialog« an der Theologischen Hochschule in Reutlingen und der zweite zentrale »Runde Tisch«. Völlig unterschiedliche Personengruppen kamen bei diesen Veranstaltungen zusammen, dementsprechend waren sie auch in ihrem Charakter und ihren Inhalten komplett verschieden. Trotzdem ist mir überall ein Thema begegnet, das sich für mich in den Vordergrund geschoben hat: Vertrauen.
Beim Kirchentag und bei der Norddeutschen Jährlichen Konferenz war »Vertrauen« ausdrücklich das Tagungsthema. Über ein Jahr lang hat sich die von der Zentralkonferenz eingesetzte Planungsgruppe intensiv mit der Zukunft unserer Kirche befasst. Ohne das Vertrauen, dass Gott uns weiterhin gebrauchen möchte, wäre das nicht möglich gewesen.
Miteinander, nicht übereinander reden
In meinem Bischofswort an die drei Konferenzen heißt es an einer Stelle: »Wir müssen wieder Vertrauen zueinander finden und aufbauen. Dazu müssen wir sehr viel miteinander – nicht übereinander – reden und sorgsam aufeinander hören.« In den engagierten Debatten ist das an vielen Stellen gelungen. Neues Vertrauen ist gewachsen. Vertrauen in die Kraft des Evangeliums, und Vertrauen darauf, dass Gottes Geist bewirkt, was wir Christen niemals »machen« können, ist der entscheidende Punkt für den Dialog mit Menschen anderer Religionen. In diesem Vertrauen können wir stressfrei und ohne Druck die Gute Nachricht bezeugen und die Wirkung getrost Gott überlassen.
Die Begegnung mit unseren Jugendlichen beim BUJU, ihre Lebendigkeit und Lebensfreude, ihr frischer Glaube und ihre ungeschönten Fragen, ihre Ernsthaftigkeit beim Thema Nachfolge Jesu und ihre Bereitschaft, unsere Kirche mitzugestalten, waren beeindruckend. Sie haben mich im Vertrauen bestärkt, dass unsere Kirche Zukunft hat.
Wer vertraut, wechselt die Perspektive
In den ehrlichen und anstrengenden Gesprächen des Runden Tisches geht es jenseits von Fragen der Struktur und der persönlichen Erkenntnisse immer wieder auch darum, wie beschädigtes oder gar zerbrochenes Vertrauen wiederhergestellt und geheilt werden kann. Wir sind gemeinsam erste Schritte gegangen. Viele weitere Schritte sind noch nötig. Ich will vertrauen, dass Gott uns einen langen Atem und Gelingen schenkt.
Der Blick auf das, was Vertrauen stärkt, war für mich ein wichtiger Perspektivwechsel in den zurückliegenden Wochen. Könnten wir das im neuen EmK-Konferenzjahr bewusst gemeinsam versuchen? – Lasst uns mutig in Vertrauen »investieren«, in Vertrauen zu Gott, Vertrauen ineinander, Vertrauen in das, was Gott uns als Kirche geschenkt hat. Das könnte ein Perspektivwechsel werden, der uns miteinander weiterbringt.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Dieser Artikel ist dem EmK-Magazin »unterwegs« 15/2019 vom 21. Juli 2019 entnommen.
Der Autor
Harald Rückert ist Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Der Dienstsitz ist in Frankfurt am Main. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Weiterführende Links
Wort des Bischofs an die Jährlichen Konferenzen der EmK in Deutschland (PDF)