Kirche und Gerechtigkeitsfragen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Kirche sein mit den »unter die Räder Gekommenen«

Das Bild zeigt die Internetseite des Bayerischen Rundfunks, mit dem Link zum Radiobeitrag von Elke Dillmann. Titel: »Kirche im ›Kapitalozän‹«. Abgebildet ist der afrikanische Chor der internationalen evangelisch-methodistischen Gemeinde München Peace Church.
Ein Radiobeitrag von Elke Dillmann greift globale Gerechtigkeitsfragen auf und verbindet sie mit den Wurzeln methodistischer Theologie.
Bildnachweis: Mediathek br.de
In einem Radiobeitrag nimmt die Journalistin Elke Dillmann globale Gerechtigkeitsfragen auf und verbindet sie mit den Wurzeln methodistischer Theologie.
2 Minuten

Am vergangenen Sonntag, 7. Januar, sendete der Bayerische Rundfunk einen rund halbstündigen Radiobeitrag von Elke Dillmann. Sie ist Kirchenglied der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) und gehört in München der evangelisch-methodistischen Friedenskirche an.

In der Sendereihe »Evangelische Perspektiven« geht es sonntäglich um Themen aus der evangelischen Welt. Die zur Verfügung stehende Zeit bietet die Gelegenheit, ein Thema grundlegender zu entfalten. Für Dillmann, die als freie Journalistin und Autorin beim Bayrischen Rundfunk arbeitet, bot sich so die Chance, ein Thema zu entfalten, das drängende aktuelle Gerechtigkeitsfragen und methodistische Theologie in Verbindung bringt. Unter dem etwas sperrigen Titel »Kirche sein im ›Kapitalozän‹« entfaltet Dillmann den im Methodismus von Beginn an vorkommenden Einsatz für Gerechtigkeit.

Angeregt war Dillmans Beitrag durch einen Vortrag und die Veröffentlichung eines Buches des evangelisch-methodistischen Professors Jörg Rieger. In den USA lehrt er an der Vanderbilt Universität in Nashville Theologie und methodistische Studien. Rieger greift in seinen Studien und Vorträgen den aus Lateinamerika stammenden Begriff des »Kapitalozäns« auf. Dabei geht es um die Forderung, soziale Ungleichheiten, Machtverhältnisse und die kulturellen Perspektiven des globalen Südens wahrzunehmen.

Rieger nimmt diese Idee auf, um zu beschreiben, wie die »Kirche im Kapitalozän« mit denen, die unter die Räder kommen, eine Theologie entwickeln kann. Damit stellt er sich in die Tradition der aus Lateinamerika kommenden Befreiungstheologie. Gleichzeitig verweist er aber darauf, dass diese Haltung dem Methodismus von Anfang an innewohnt. Als religiös-soziale Bewegung im England des 18. Jahrhunderts entstanden, reagierte die Bewegung auch auf Auswüchse der damals beginnenden Industrialisierung und des Frühkapitalismus.

Kirchengründer John Wesley setzte sich mit anderen führenden Persönlichkeiten gegen die Sklaverei ein und gründete in England Volksbibliotheken, Armenapotheken und Darlehenskassen zur Selbsthilfe. In Interviews mit der emeritierten evangelisch-methodistischen Kirchenhistorikerin Ulrike Schuler und Einblicken in die internationale, englischsprachige evangelisch-methodistische Gemeinde »München Peace Church« entfaltet Dillmann die praktische Bedeutung des kirchlichen Einsatzes für Gerechtigkeit.

 

Weiterführende Links

Radiobeitrag am 7.1.2024 im Bayrischen Rundfunk: »Kirche sein im ›Kapitalozän‹ – Methodistische Kirche und ihr Einsatz für Gerechtigkeit« 
Vortrag Prof. Dr. Jörg Rieger am 9.12.2022 an der Theologischen Hochschule Reutlingen: »Die Zukunft der Kirchen im Zeitalter des Kapitalozäns: Ernste Überlegungen in schwierigen Zeiten«  (You-Tube-Video)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de