Gemeindegründung Rosenheim Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Kirche sein, wo die Menschen sind

Eine Reihe von achtzehn Menschen von vorne rechts nach hinten links. Sie werden als Kirchenglieder aufgenommen. Vorne links ist Pastor Simon Kurfess, im Jackett, kurze Haare, Dreitagebart. Er begrüßt eine junge, fröhlich lachende Frau als neues Kirchenglied.
Achtzehn neue Kirchenglieder aufgenommen. Pastor Simon Kurfess begrüßt ein neues Kirchenglied in der neugegründeten EmK-Gemeinde Rosenheim.
Bildnachweis: EmK Rosenheim
Nach zweieinhalb Jahren feiert eine Gemeindegründung die Aufnahme von achtzehn Kirchengliedern. Bischof Harald Rückert ist beim Festgottesdienst dabei.
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Vor knapp zweieinhalb Jahren, im September 2021, startete die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) eine Gemeindegründung in Rosenheim. Die Stadt liegt rund sechzig Kilometer südöstlich von München im bayerischen Alpenvorland und war bis dahin auf der »methodistischen Gemeindelandkarte« ein weißer Fleck. Unter der Leitung des Ehepaars Simon und Deborah Kurfess und der rund ein Jahr später hinzugestoßenen Lea Schmidt startete das innovative Gemeinde-Projekt.

Naturerfahrung ist Teil der Gemeindearbeit

Anfang Februar feierte die Gemeinde einen Festgottesdienst mit rund hundert Gottesdienstbesuchern. Höhepunkt des Gottesdienstes war die Aufnahme von achtzehn Personen in die Kirchengliedschaft der noch ganz jungen Gemeinde. Vor Ort dabei war auch der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche. Harald Rückert freute sich sehr über diesen besonderen Anlass für einen Gemeindebesuch. »In einer Zeit, in der Kirchen einen schweren Stand haben und mit schrumpfenden Zahlen zu kämpfen haben, ist die Aufnahme von achtzehn Personen etwas ganz Besonderes!«, sagte er nach seinem Bischofsbesuch.

Kurfess, der Pastor der jungen Gemeinde, setzt mit der Gemeindearbeit in Rosenheim nicht nur auf eine klassische kirchliche Arbeit in festen Räumlichkeiten. »Wir beziehen verstärkt die Natur als Gottes wunderbare Schöpfung in unsere Arbeit mit ein«, erklärt der naturbegeisterte junge Pastor. Zu den schon erprobten Ideen gehörten Gottesdienste am Seeufer oder am Gipfelkreuz sowie das Angebot eines »Outdoor-Abendmahls«. Für die Gemeinde bildeten diese besonderen Formen inzwischen schon eine Art Normalität.

Taufe im winterkalten Wasser

Das englische Motto »The Church has left the Building«, die Kirche verlässt ihr Gebäude, wirke inzwischen so stark, dass die Mitwirkenden davon zutiefst überzeugt seien. »Wir wollen Kirche sein, wo die Menschen sind«, sagt der in wenigen Tagen 35 Jahre alt werdende Pastor. Er erlebe zusammen mit den anderen an der Gemeindegründung Beteiligten »in großer Dankbarkeit, wie Gott auch heute seine Gemeinde baut«. Deborah, seine Ehefrau, pausiert aktuell mit ihrem Beruf als Hebamme, »um sich auf andere Weise als Geburtshelferin aktiv in der Aufbauarbeit mit einbringen zu können«.

Bereits drei Monate nach dem Start hatte im Dezember 2021 im Happinger See die erste Taufe stattgefunden. Das Wasser im unweit von Rosenheim gelegenen Gewässer sei zu dieser Zeit gerade einmal »vier Grad warm« gewesen. Kurfess staunt im Nachhinein noch über den damaligen Mut des Täuflings, mitten im Dezember zur Taufe ins kalte Wasser zu steigen. Zweieinhalb Jahre später hat die Gemeinde mit den jetzt aufgenommenen Personen 32 Kirchenglieder und freut sich auf die nächsten Entwicklungsschritte.

Theologische Hochschule begleitet das Projekt

Auf ein wichtiges Schlüsselelement der innerkirchlichen Zusammenarbeit für die junge Gemeinde weist Kurfess hin: »Die Theologische Hochschule Reutlingen ist maßgeblich an der positiven Entwicklung unserer Gemeinde beteiligt« schreibt er in einem kleinen Bericht, mit dem er den Bischofsbesuch Revue passieren lässt. Seine duale Ausbildung als Student an der Reutlinger Hochschule und schon als angehender Pastor in einer Gemeindegründung sei ein Pilotprojekt. Bevor er die pastorale Laufbahn einschlug, arbeitete er als Wirtschaftsingenieur. Nach der Ausbildung zum Industriemechaniker folgte ein Bachelorstudium für Wirtschaftsingenieurwesen mit anschließendem Masterabschluss für Innovationsmanagement. Seine Berufung fand Kurfess allerdings erst in der innovativen Gemeindearbeit im Alpenvorland, für die auch seine Ausbildung als Bergwanderführer hilfreich ist. So verbanden sich seine professionellen Fähigkeiten und die Chance eines dualen theologischen Studiengangs mit praktischer Gemeindearbeit in einem kirchlichen Gemeindegründungsprojekt. »Gottes Geist verbindet – in Reutlingen und Rosenheim«, beschreibt Kurfess diese Besonderheit.

Der begleitende Professor für Praktische Theologie, Achim Härtner, ist voll des Lobes für den Einsatz und die innovativen Ideen, die Kurfess in Rosenheim umsetzt. »Im Sinne einer ›Theologie für die Praxis‹ achteten wir darauf, dass Studium und Gemeindearbeit wechselseitig aufeinander bezogen sind«, erklärt der Professor. »Davon haben beide Seiten profitiert.« Inzwischen geht Lea Schmidt, die seit Herbst 2022 in Rosenheim das Gemeindegründungsteam verstärkt, einen ähnlichen Weg. Die 27-Jährige studiert mit einem individuell zugeschnittenen Studienplan an der Theologischen Hochschule. Im kommenden Sommersemester bringe sie ihre Erfahrungen aus der Gemeindegründung in Lehrveranstaltungen an der Hochschule ein. Besonders interessant sei in diesem Zusammenhang, so Härtner, der Kurs »Theologie der Evangelisation«. Dieser könne über die Hochschule hinaus auch per Internetübertragung besucht werden.

 

Weiterführende Links

EmK-Gemeinde Rosenheim – Internetauftritt 
EmK-Gemeinde Rosenheim auf Instagram 
Theologische Hochschule Reutlingen  

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de