Alternative zum Klagen Von Michael Putzke, Klaus Ulrich Ruof  | 

Schönheit wahrnehmen

Das erste Wort bei der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz solle nicht dem Beklagen vermeintlicher oder tatsächlicher Defizite der Kirche gelten, mahnte Dr. Michael Wetzel im Eröffnungsgottesdienst der Konferenztagung.
Das erste Wort bei der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz solle nicht dem Beklagen vermeintlicher oder tatsächlicher Defizite der Kirche gelten, mahnte Dr. Michael Wetzel im Eröffnungsgottesdienst der Konferenztagung. Vielmehr gehe es um das »Wahrnehmen der Schönheit, die der Schöpfergott in uns, in unserer Kirche, in unserer Welt zur Geltung bringt«.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Auf den Anfang kommt es an. Zuerst soll die Schönheit wahrgenommen werden, empfahl der Prediger Michael Wetzel zum Auftakt der Konferenztagung.
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Am gestrigen Donnerstag, 16. Mai, wurde die Ostdeutsche Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) mit einem Abendmahlsgottesdienst in der Kreuzkirche im sächsischen Wilkau-Haßlau eröffnet. In seiner Predigt entfaltete Michael Wetzel das Konferenzmotto »Er hat alles schön gemacht« aus dem alttestamentlichen Buch Kohelet. Der Anfang dieser Tagung gelte dem »Wahrnehmen der Schönheit«, die Gott in der Kirche und der Welt zur Geltung bringe, erklärte Wetzel. Es sei »gut, wichtig und nötig«, dass das erste Wort dieser Konferenz »nicht dem Beklagen vermeintlicher oder tatsächlicher Defizite der Kirche« gelte.

Freude an Christus zuerst

Den Begriff der Schönheit legte der promovierte Historiker Wetzel in dreifacher Weise aus. Er lasse sich erstens als schön im Sinne einer Augenweide verstehen. Die Freude solle so das persönliche Leben und genauso auch das Leben der Kirche prägen: »Die Freude an Christus zuerst, und dann auch der maßvolle Genuss der schönen Dinge.« Dagegen wies Wetzel »griesgrämige Selbstaskese« oder »Zweckpessimismus« zurück. Er forderte die Konferenzteilnehmer auf, einander in diesen Tagen das zu erzählen, »was uns freut, motiviert und staunen lässt.«

Geschenkte Würde

Was vor Gott Würde habe, sei »unendlich schön«, hob Wetzel als Zweites hervor. Diesen Gedanken verband er mit einem Hinweis auf den Methodismus. Zu dessen Kern gehöre, diese »Würde zu bezeugen, die allen Geschöpfen innewohnt«. Weil John Wesley von Gottes Ja zu den Menschen wusste, habe es ihn zu den Kohlearbeitern und in die Gefängnisse gezogen, so Wetzel. Er forderte die Konferenz auf, so zu beraten und zu entscheiden, dass darin Gottes Ja zum Menschen und die dem Menschen zugesprochene Würde Antwort finden.

Konferenz als Geschenk

Drittens wies Wetzel daraufhin, dass für Kohelet die Welt schön sei, alles seinen Ort und seine Bestimmung finde und alles »passend zueinander gestellt« sei. Der Methodismus, so Wetzel, habe seine Form darin gefunden, dass Ordinierte und Laien zueinander gestellt seien. »Alle Bezirke von Annaberg bis Zwickau sind vertreten.« Da sei etwas zueinander gestellt, was schön sei und Segen wirken dürfe, sagte der im erzgebirgischen Lößnitz im pastoralen Dienst wirkende Laienprediger. Damit wies er auf John Wesley hin, der seine Prediger aufforderte, das für den Methodismus später so bedeutsam gewordene »Conferencing«, das beratende Konferenzgespräch, als besonderes Geschenk anzusehen. In diesem Zusammenhang erinnerte Wetzel an die Jährliche Konferenz von1933, die in der Kreuzkirche in Wilkau-Haßlau tagte und als »Räubersynode« in die Geschichte einging. Damals habe genau diese methodistische Weise des beratenden Gesprächs eine deutsche methodistische Nationalkirche verhindert.

Vertrauensvoll an die Arbeit gehen

Nach dem Eröffnungsgottesdienst konstituierte sich die Ostdeutsche Jährliche Konferenz mit etwa 160 Delegierten und Gästen in der Muldentalhalle. Harald Rückert, der für die EmK in Deutschland zuständige Bischof, eröffnete die Beratungen mit dem Bibelwort der Herrnhuter Tageslosung aus dem Jesajabuch (Kapitel 28, Vers 29): »Des Herrn Rat ist wunderbar und er führt es herrlich hinaus.«. Die Konferenz erwarte spannende Diskussionen, bei denen es nicht nur um die Frage gehe, welchen Platz homosexuelle Menschen in der EmK haben werden. Die Konferenzmitglieder sollen, so der Bischof, »im Vertrauen auf den Rat des Herrn an die Arbeit gehen«.

Die Autoren
Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Magazins »Unterwegs«. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der EmK in Deutschland. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links
Predigt von Dr. Michael Wetzel (PDF)
www.2019.emk-ojk.de

Zur Information
Die Ostdeutsche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche umfasst 120 Gemeinden in 56 Bezirken mit rund 12.800 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.