Gesundheitswesen am Limit Von Stephan Ringeis (kur)  | 

»Wir befinden uns in einer äußerst schwierigen Situation«

Die »Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz« beteiligten sich an einem Aufruf von neunundzwanzig Krankenhäusern der Region Südwestsachen.
Die »Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz« beteiligten sich an einem Aufruf von neunundzwanzig Krankenhäusern der Region Südwestsachen. Damit weisen sie auf die schwierige Lage im Gesundheitswesen der Region hin.
Bildnachweis: Kai Zimmermann
Diakonische Einrichtungen in Sachsen kämpfen mit Krankheiten und mit dem Unverständnis von Menschen. Ein Appell betont den Ernst der Lage.
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Mit einem dringenden Appell wandten sich am zurückliegenden Wochenende neunundzwanzig Krankenhäuser der Region Südwestsachen an die sächsische Bevölkerung. Die Botschaft lautete: »Nur gemeinsam können wir einander schützen! Bleiben Sie zu Hause! Meiden Sie Kontakte!« Zu den Initiatoren gehören auch die mit der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) verbundenen Bethanien-Krankenhäuser in Chemnitz und Plauen.

Die Pandemie herunterzuspielen, gefährdet Menschen

Anlass für diesen Aufruf war die schon sehr angespannte und sich weiter zuspitzende Lage in den Krankenhäusern Südwestsachsens in und um Chemnitz und Zwickau. Die Zahl der mit dem Coronavirus angesteckten und behandlungsbedürftigen Erkrankten in den Kliniken steige rasant an. Sollten die Fallzahlen weiter so steigen, gelange das medizinische Personal und die Krankenhausversorgung ans Limit. Eine adäquate medizinische Versorgung könne dann nicht mehr gewährleistet werden.

»Dass es noch immer Menschen gibt, die die Pandemie herunterspielen und die durch die Bundes- und Landesregierungen getroffenen Regelungen und Maßnahmen für überzogen halten, ist aus meiner Sicht unbegreiflich«, äußerte Frank Eibisch sein Unverständnis. Der EmK-Pastor ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Agaplesion Mitteldeutschland. Zu diesem diakonischen Verbund gehören auch die am Aufruf beteiligten Bethanien-Krankenhäuser in Chemnitz, Plauen und Hochweitzschen. »Sich nicht an Hygiene- und Abstandsregeln zu halten und Kontaktbeschränkungen zu umgehen oder locker auszulegen ist aus meiner Sicht grober Vorsatz«, so Eibisch weiter. Damit würden bewusst Gesundheit und Leben von Mitmenschen gefährdet und Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in der Pflege vor nicht mehr zu bewältigende Belastungen gestellt.

Die Schilderung der Lage ist wichtig

Der theologische Geschäftsführer der Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, Michael Veihelmann, weist auf die schwierige Situation hin, in der sich die Einrichtungen befänden. Das Bethanien-Krankenhaus Chemnitz habe bisher mehr als 150 Covid-Patienten versorgt. »Die Intensivstation ist mit der Versorgung von vielen beatmungspflichtigen Covid-Patienten vollständig ausgelastet«, so Veihelmann. Das bedeute, dass die Notfallversorgung und die Versorgung von Krebspatienten »gerade noch aufrechterhalten werden kann«. Die Schilderung der momentanen Lage im Krankenhaus sei ihm ein großes Anliegen, »da wir uns zur Zeit tatsächlich in einer äußerst schwierigen Situation befinden«. Auch in den Altenpflegeeinrichtungen des Verbunds werde alles getan, um Besuche durch Angehörige zu ermöglichen und neben der pflegerischen Versorgung die Angebote der Seelsorge und aktiven Lebensgestaltung aufrechtzuerhalten. Jedoch könne im Fall von Infektionen ein durch das Gesundheitsamt verhängter zeitweiser Besucherstopp einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Lage wieder beherrschbar zu machen.

In seiner Funktion als Theologischer Geschäftsführer bittet Veihelmann auch um die Begleitung durch Gebet. Das sei »sehr dringend, unterstützend und segensreich«. Die Ostdeutsche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche nahm diese Bitte auf und richtete einen Gebetsaufruf an die Gemeinden.

Gottesdienste möglichst digital feiern

Die neuesten Schutzverordnungen auf sächsischer Landesebene oder in den Kreisen erwarten von den Kirchen, dass sie ihre Hygienekonzepte eigenverantwortlich anpassen. Die für die Distrikte Dresden und Zwickau zuständigen Superintendenten der Ostdeutschen Konferenz, Christhard Rüdiger und Werner Philipp, betonen in einem Schreiben an die Gemeinden: »Auch wenn uns als Kirchen die bisherigen Freiräume bleiben, sind wir ein Teil des Ganzen der Gesellschaft und sollten uns entsprechend dem Geist der neuen Verordnung verhalten.« Daher empfehlen sie, in der kommenden Zeit nur den Weihnachts-Gottesdienst als Präsenz-Gottesdienst zu feiern. Die anderen Gottesdienste, am vierten Advent und zum Jahreswechsel, könnten ausfallen oder digital gestaltet werden.

Der Autor
Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.

Weiterführende Links
Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz
Agaplesion 
Freistaat Sachsen