Ostdeutsche Jährliche Konferenz Von Stephan Ringeis (kur)  | 

Loslassen und neue Wege entdecken

Die Schwarzenshofer Übertragungszentrale der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Die Superintendenten Werner Philipp (links), Christhard Rüdiger und Bischof Harald Rückert (rechts)
Die Schwarzenshofer Übertragungszentrale der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Die Superintendenten Werner Philipp (links), Christhard Rüdiger und Bischof Harald Rückert (rechts)
Bildnachweis: Stephan Ringeis
Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz startete in den ersten digitalen Sitzungstag. Bischof Rückert betont die Bedeutung der Gemeinde als Gabe Gottes.
4 Minuten

Am gestrigen Freitag startete die Ostdeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zentraler Ort der digital durchgeführten Konferenz ist das Begegnungs- und Bildungszentrum Schwarzenshof in Thüringen.

Gemeinschaft ist unverzichtbar

Bischof Harald Rückert, der Vorsitzende der Jährlichen Konferenz, stellte seine Eröffnungsandacht in den Kontext der Ereignisse des Krieges in der Ukraine und den Amoklauf in den Vereinigten Staaten. Er wies auch auf die Zerreißprobe hin, in der sich die EmK angesichts der Homosexualitätsdebatte derzeit weltweit befindet. Dabei zog Rückert die Verbindung zur Aussage Jesu, dass, »wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter« aus dem Markusevangelium (Kapitel 3, Vers 35).

Die »Familie«, so der Bischof, sei ein Bild für die Gemeinde. Jesus stelle die Christen bewusst in eine Gemeinschaft. Nicht selten begegneten ihm allerdings Erklärungen wie »Ich muss nicht Mitglied einer Gemeinde sein, ich kann meinen Glauben auch so für mich alleine leben«. Die Botschaft derartiger Aussagen laute: »Ich habe kein Problem mit dem lieben Gott, aber die anderen Christen und die Kirche überhaupt empfände man als schwierig.«

Gemeinde und Kirche seien aber kein Verein oder ein Zusammenschluss Gleichgesinnter um die jeweiligen religiösen Bedürfnisse zu stillen. Vielmehr sei Gemeinde eine Gabe Gottes zum Heil eines jeden einzelnen Christen. Die Bibel mit vielen ihrer Aussagen und auch die Gemeinschaft von Christen bewahrten davor, aus den Realitäten des Glaubens in eigene, illusionäre Vorstellungen des Glaubens abzugleiten. Es sei daher nicht nur »sinnvoll« in die Gemeinschaft einer Gemeinde eingebunden zu sein, sondern »unverzichtbar« für ein Leben in christlicher Nachfolge.

Kirche in neuem Modus

Unter dem Motto »… und zieht den neuen Menschen an« regten die Superintendenten Christhard Rüdiger und Werner Philipp mit ihrem Bericht zur Diskussion an. Mit Blick auf die vorgeschlagenen strukturellen Veränderungen, die bei der Tagung der Zentralkonferenz Deutschland im Herbst des Jahres für den deutschen Teil der EmK  beschlossen werden sollen, betonte Philipp: »Es kommt darauf an sich getrost auf den Weg zu begeben, loszulassen, und im Vertrauen aufeinander und auf Gott neue Wege zu entdecken.« Der für den Distrikt Zwickau zuständige Superintendent erklärte, dass es dabei nicht um einen technischen Wandel gehe. Vielmehr seien es »komplexe Zusammenhänge, die ein geistliches Vorgehen verlangen«.

Die Superintendenten formulierten die gemeinsame Aufgabe »eine Kirche von morgen versuchen zu wollen, die wahrscheinlich Kirche im neuen Modus ist«. Es werde, das zeichne sich schon jetzt in vielen schmerzhaften Situationen ab, sehr wahrscheinlich »kein Zurück in die alte Welt mehr geben«. In der anschließenden Diskussion wurde die Sehnsucht nach konkreten Schritten deutlich. Einerseits blieb Zurückhaltung spürbar, andererseits wurde die Hoffnung deutlich, dass erste Schritte ermutigend sein werden.

Finanzen stabil – Herausforderungen wachsen

Angesichts der Corona-Pandemie sei die Entwicklung der finanziellen Situation in der Ostdeutschen Konferenz »zufriedenstellend«, erklärte Jörg Ringeis. Der Schatzmeister wies allerdings darauf hin, dass die weitere Aussicht bis 2030 unbedingt in den Blick genommen werden müsse. Die Einnahmen aus Monatsbeiträgen, Kollekten und Sonderopfern seien im zurückliegenden Jahr mit insgesamt rund vier Millionen Euro stabil gewesen und hätten erneut das Vorjahresniveau erreicht. Die Zahl der Kirchenglieder sei allerdings von 7172 auf 6933 zurückgegangen.

Der sogenannte Gebedurchschnitt, also der von einzelnen Kirchengliedern im Jahr für die kirchliche Arbeit aufgebrachte Betrag, ist erneut gestiegen und liegt jetzt bei 574 Euro im Jahr (Vorjahr 560 Euro). Gleichzeitig sind Rücklagen der Bezirke weiter gestiegen auf insgesamt 1,1 Millionen Euro, was einer Steigerung um rund 500.000 Euro innerhalb gut zehn Jahren entspricht. Demgegenüber haben sich die Gesamtschulden der Bezirke innerhalb der letzten drei Jahre von rund 2,6 Millionen Euro auf rund 1,1 Millionen Euro mehr als halbiert. Die Höhe der Gehälter für die hauptamtlich Mitarbeitenden  liegt inzwischen bei 95 Prozent der deutschlandweit innerhalb der EmK vereinbarten Gehaltstabelle. Bis zum Jahr 2026 sollen hundert Prozent erreicht sein.

Trotz der positiven Tendenzen betonte der Schatzmeister die Herausforderungen der nächsten Jahre.  Damit die Arbeit im Zuständigkeitsbereich der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz auf allen Ebenen gut geschehen kann, braucht es »eine weitere Erhöhung der Spenden durch jeden einzelnen«. Die im Jahr 2011 gestartete und sehr erfolgreiche Initiative für mehr Großzügigkeit, die die Gebebereitschaft in den Gemeinden deutlich gestärkt hat, solle daher angepasst weitergeführt werden.

Die Mitglieder der Konferenz diskutierten intensiv über den weiteren Weg bezüglich der Gehälter der hauptamtlich Mitarbeitenden und über grundsätzlich notwendige Strukturveränderungen. Die Mehrheit sah dieses Anliegen in der Vorlage für die Zentralkonferenz über die zukünftige Arbeitsweise der Kirche und der Gemeinden berücksichtigt. Insgesamt stimmten die Konferenzmitglieder darin überein, dass die Gehaltsentwicklung auf gutem Weg sei und mit Augenmaß weiterentwickelt werden solle.

Jetzt digital – im Herbst zentral

Die vom gestrigen Freitag bis zum morgigen Sonntag digital durchgeführte Tagung der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz ist pandemiebedingt  nur ein erster Teil. Der »Sehnsucht nach der direkten Begegnung«, wie Bischof Rückert es zum Auftakt der Tagung ausdrückte, werde im Herbst in Zwickau entsprochen. »Noch Sehnsucht?!« heißt dann das Thema des Konferenzgemeindetags, der am 9. Oktober in Zwickau stattfinden wird.

 

Weiterführende Links

Homepage für die Tagung der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz
»Initiative 50« für mehr Großzügigkeit
Abschlussbericht »Zukünftige Arbeitsweise und Struktur der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland« (PDF)

Der Autor

Stephan Ringeis ist Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit für die Ostdeutsche Konferenz. Darüber hinaus begleitet er Gemeinden, die sich in einer Übergangssituation befinden. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit.ojk(at)emk.de.

Zur Information

Die Ostdeutsche Konferenz umfasst das Gebiet der Evangelisch-methodistischen Kirche in den Bundesländern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Dazu gehören Gemeinden von Erfurt im Westen des Konferenzgebiets bis nach Zittau in Ostsachsen und von Dessau im Norden des Konferenzgebiets bis nach Johanngeorgenstadt an der Grenze zu Tschechien. Das dafür zuständige Kirchenparlament mit rund 160 Mitgliedern ist die Ostdeutsche Jährliche Konferenz, zu der 112 Gemeinden in 50 Bezirken mit 11.333 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen gehören (Stand: 31.12.2021).
www.emk-ojk.de