Zur Autorität in der Kirche gehört Vielstimmigkeit
Mit einem live übertragenen Gottesdienst begann gestern die Ostdeutsche Jährliche Konferenz. Das Kirchenparlament für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in Ostdeutschland tagt vom gestrigen Donnerstag, dem 24. Juni, bis zum Sonntag, dem 27. Juni. Sowohl die Sitzungen als auch die dazugehörigen Andachten, Gottesdienste und weitere Veranstaltungen werden über das Internet übertragen. Die Übertragungszentrale ist in der Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof.
Nicht bleiben wie wir sind
»Gehalten durch Christus« sei ein plakatives Konferenzthema, sagte Wofgang Ruhnow zum Auftakt seiner Predigt zur Eröffnung der Tagung. Allerdings bewahre der zweite Teil des Themas, »Herausforderungen einer intensiven Beziehung«, die Konferenzgemeinde davor, in ihrem Nachdenken an der Oberfläche zu bleiben. Schließlich sei diese Konferenztagung Teil eines Prozesses, bei dem es »um entscheidende Weichenstellungen für unsere Kirche« gehe. Das sei tatsächlich eine große Herausforderung.
Der im Ruhestand in Zwickau lebende Pastor merkte an, dass der Predigttext aus der Apostelgeschichte (Kapitel 2, Verse 42 bis 47) »wohl gezielt für unsere Situation« ausgewählt worden sei. Wie eine Überschrift stellte Ruhnow einen Schlüsselsatz der Apostelgeschichte über die gesamte Konferenz. Dieser helfe den Predigttext zu verstehen: »Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz« (Vers 37). Die Konferenztage sollten dazu dienen, »uns zusammenzuführen, dass uns etwas durchs Herz gehe und wir nicht bleiben wie wir sind«.
Die Autorität der Apostel war nicht einstimmig
Eingehend auf einzelne Aussagen des biblischen Textes unterstrich Ruhnow, dass die Autorität der Apostel für die junge Kirche immer von besonderer Bedeutung gewesen sei. Allerdings sei diese Autorität »nicht einstimmig« gewesen, wie es die Anzahl von vier Evangelien schon nahelege. »Zur Autorität in der Kirche gehört Vielstimmigkeit«, erklärte Ruhnow. »Lehre der Apostel« heiße nicht, gesagt zu bekommen, was richtig und falsch sei, um sich dann auf die richtige Seite zu stellen. Zudem habe Lukas seiner Apostelgeschichte das Evangelium von Jesus Christus vorangestellt. Diese Botschaft sei »Kriterium für das Leben und Handeln der Kirche«.
Freiheit statt Herrschaft des Buchstabens
Welche Wirkung Jesus auf die junge Kirche hatte, illustrierte Ruhnow mit den Geschichten vom Kämmerer (Apostelgeschichte 8,26-40) sowie Petrus und Kornelius (Apostelgeschichte 10,1-48). Wiederholt gehe es in diesen Geschichten um die Frage des Umgangs mit traditionellen Ordnungen und Grenzen, aber auch um die Herausforderung, sich für Menschen zu öffnen. Die Jerusalemer Gemeinde habe sich in ihrer Geschichte nicht für »die Heiden« öffnen können und sei »von der Bildfläche der Geschichte verschwunden«. Deshalb, so Ruhnow, sei Kirche immer wieder herausgefordert, sich an ihren Ursprüngen und damit an Jesus Christus zu orientieren. Dazu gehöre auch die Orientierung an seinem Handeln und am Doppelgebot der Liebe. Nur so sei Kirche auf dem Weg zum Reich Gottes, zur Freiheit statt zur Herrschaft des Buchstabens. Er forderte die Konferenzgemeinde auf, auf Jesu Reich hin in einer intensiven Beziehung zu leben. Die Kirche werde dabei helfen, aber sie werde dabei auch hinderlich sein.
Nicht nur Technik verbindet, sondern der Heilige Geist
Den Auftakt des Gottesdienstes gestalteten Matthias Zieboll, Pastor im nahegelegenen Leutenberg, und Katrin Schneidenbach, Pastorin im etwas weiter entfernten Schleiz, indem sie eine ganz besondere Atmosphäre im »Backhaus« auf Schwarzenshof mit einer unterhaltsamen Moderation füllten. Effektvoll gekleidet gestalteten sie die Zeit mit Informationen, Grüßen an die in der Videoübertragung erkennbare Konferenzgemeinde sowie mit heiteren und weniger interessanten Hinweisen zur besonderen Situation einer digitalen Konferenz. Sich auf die digitale Form einzulassen, war nicht ganz einfach, weder für die Teilnehmer auf Schwarzenshof noch für diejenigen, die den Gottesdienst per Internetübertragung erlebten.
Angesichts des technischen Aufwands für die Übertragung des Eröffnungsgottesdienstes und der weiteren Konferenzveranstaltungen betonte Werner Philipp, Superintendent für den Distrikt Zwickau: »Nicht nur die Technik, sondern vielmehr der Heilige Geist hält uns zusammen.« Bekräftigt wurde dieser Zusammenhalt mit dem Lied »Wir sprechen verschiedene Sprachen. Wir wohnen hier oder dort. Wir tragen verschiedene Namen. Wir hören dasselbe Wort.« (EM 410). Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Marion Meinhardt aus Rudolstadt.
Die Autoren
Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Weiterführende Links
Tagung der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz
Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof
Zur Information
Die Ostdeutsche Konferenz umfasst rund 110 Gemeinden in 56 Bezirken mit über 12.000 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das Gebiet erstreckt sich von Erfurt bis Zittau und von Dessau bis Schöneck und Adorf im oberen Vogtland. Rund 180 Delegierte und Gäste nehmen an der Tagung teil.
www.emk-ojk.de