Ostdeutsche Jährliche Konferenz Von Michael Putzke, Stephan Ringeis  | 

Engagiertes Handeln erwächst aus dem Gebet

Annekathrin und Matthias Buchold mit ihren Kindern Albert, Vincent und Stella.
Annekathrin und Matthias Buchold mit ihren Kindern Albert, Vincent und Stella. Nach einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit in England ist der Start zum Missionseinsatz in Südafrika für Anfang 2022 geplant
Bildnachweis: privat
Beten für die Welt führt zum Engagement in der Gesellschaft, sagt Bischof Harald Rückert im Gottesdienst am Ende der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz.
4 Minuten

Zum Abschluss ihrer Tagung feierte die Ostdeutsche Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) am gestrigen Sonntag, dem 27. Juni, einen Sendungsgottesdienst unter der Leitung von Superintendent Werner Philipp, der von Schwarzenshof aus ins Internet übertragen wurde.

Als Christen eine besondere Perspektive einbringen

»Da muss Salz rein!« So forderte Bischof Harald Rücket die Konferenzgemeinde in seiner Predigt zum Handeln in der Welt auf. Wenn heute über Frieden, Gerechtigkeit und würdiges Sterben diskutiert werde, »muss da Salz rein«, so Rückert. Der Bischof nannte weitere Themen, die gegenwärtig die Gesellschaft beschäftigten, beispielsweise das Anwachsen des Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und den Abbruch von Gesprächen zwischen Menschen mit gegensätzlichen Meinungen. »Da muss Salz rein!« Wenn sich Menschen in der eigenen Blase abschotten und mit allen, die »auch nur einen Tick« anders denken als man selbst, nichts mehr zu tun haben wollen, dann müsse da Salz rein.

Der Bischof nannte an dieser Stelle auch das Stichwort Klimawandel, das für viele immer noch ein Reizwort sei. »Klimagerechtigkeit ist natürlich ein Thema für Christen«, hebt Rückert hervor und spricht die Gemeinde direkt an: »Wir können hier eine besondere Perspektive einbringen.« In der Umwelt erkennen Christen die gute Schöpfung Gottes, für die sie dankbar sein könnten. Nichts sei dem Heilswillen Jesu entzogen. Deswegen hätten alle Herausforderungen in der Gesellschaft auch »mit uns Christen« zu tun, so Rückert.

Salz sein, Licht sein

Mit welchem Anspruch könnten Christen sich heute in der Welt einmischen, sei die Frage. Diese Zusage Jesu an alle, die ihm nachfolgen, Salz der Erde zu sein und Licht der Welt, werde ja auch in Frage gestellt. Zurecht, wie Rückert meint: Zu lange hätten Kirchen Gewalt und Unterdrückung geduldet, ja »gelegentlich gar befördert«. Heute müssten sich Kirchen mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs auseinandersetzen, weil es diese Fälle eben gebe. Auch das Zusammenleben in den Kirchen und Gemeinden sei nicht konfliktfrei. In ihnen gehe es nicht »so ganz anders zu, als in ›der Welt‹«. »Es steht uns gut an, sehr demütig und bescheiden zu werden«, hält Rückert fest.

Andere Maßstäbe leben

Die Worte »Ihr seid das Salz der Erde! Ihr seid das Licht der Welt!« sind wahr, weil Jesus sie sagt. Er ist es, der die Sünder gerecht spricht. So liege die Bedeutung von Christen nicht in dem, was sie in eigener Kraft ausrichten können, sondern in dem, was sie durch Christus sind – auch durch alle Schwachheit und alle Fehler hindurch. Glauben verändert den Menschen.

Rückert macht das an zwei zentralen Versen im Neuen Testament fest. Zum einen nennt er die Erkenntnis des Paulus: »Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Kreatur« (2.Korinther 5,17). Es sei eben ein »gravierender Unterschied«, ob ein Mensch mit Gott lebe oder nicht, hält der Bischof fest, und nennt gleich eine Konsequenz des Glaubens: Folge ein Mensch Christus nach, führe dies zu einer Auseinandersetzung mit seiner Umgebung. Rückert verweist darauf, was Paulus von den Christen fordert: »Stellt euch nicht dieser Welt gleich!« (Römer 12,2). Heute heiße das, nicht fraglos dieselben Maßstäbe zu übernehmen.

Als Beispiel nennt er, dass Christen einen Blick für die Schwachen und Ohnmächtigen hätten. Wenn es heute zum Trend geworden sei, »über bestimmte Menschengruppen herzuziehen, sie abzustempeln oder gar Schlimmeres – dann soll es bei euch anders sein«, folgert Rückert. Weiter fordert er auf, zu erkennen, dass für »unseren Wohlstand« Menschen in anderen Teilen der Welt Lasten tragen müssten. Viele machten sich darüber keine Gedanken, aber »bei euch soll das anders sein«, fordert Rückert.

Es beginnt mit dem Gebet

Das Engagement für die Welt beginnt für Bischof Rückert mit dem Gebet. Salz sein heiße »Gottes Erbarmen erflehen« und unter Umständen »ihm unsere Ohnmacht und Hilflosigkeit klagen«. Aber eins sei sicher: »Unsere Welt braucht unsere Fürbitte.« Glaubende könnten ihre »Würzkraft« für die Welt bewahren, wenn sie Fürbitte halten, so Rückert. Aus dem Beten erwachse engagiertes Handeln, ist sich Rückert sicher. Dabei gebe es kein Thema in der Gesellschaft, das nicht eine kräftige »Prise Salz« vertragen könnte!

Aussendung von Missionaren nach Südafrika

Im Sendungsgottesdienst wurden Annekathrin und Matthias Buchold aus der evangelisch-methodistischenKreuzkirche, Leipzig, in den Dienst der deutschen EmK-Weltmission ausgesandt. Annekathrin Buchold ist Sozialarbeiterin und Musiktherapeutin. Im vergangenen Jahr leitete sie eine Chorbegegnungsreise nach Südafrika. Dabei sei deutlich geworden, welches Potential die Methodistische Kirche im Südlichen Afrika (Methodist Church in Southern Africa, MCSA) in diesem Bereich habe. In Gesprächen mit der leitenden Bischöfin der MCSA, Purity Malinga, und weiteren Beteiligten wurde ein Konzept entwickelt, wie dieses Potential mit Hilfe aus Deutschland gedeckt werden könnte. Dafür entwickelte die EmK-Weltmission ein neues Projekt.

Matthias Buchold ist ebenfalls Sozialarbeiter und wird voraussichtlich im Bereich der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen tätig sein. Zusammen mit den drei Kindern Albert, Vincent und Stella wird die Familie voraussichtlich noch im Herbst 2021 zu einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit an das in Mittelengland gelegene Cliff College aufbrechen. Der Start in Südafrika ist für Anfang 2022 geplant.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Erfurter Sopranistin Daniela Gerstenmeyer, die von Jürgen Härtig am Klavier begleitet wurde.

Die Autoren

Michael Putzke ist leitender Redakteur des zweiwöchentlich erscheinenden EmK-Magazins »Unterwegs«. Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Konferenz und begleitet Gemeinden als Pastor im Interimsdienst. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links

EmK-Weltmission
Sopranistin Daniela Gerstenmeyer

Zur Information

Die Ostdeutsche Konferenz umfasst rund 110 Gemeinden in 56 Bezirken mit über 12.000 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das Gebiet erstreckt sich von Erfurt bis Zittau und von Dessau bis Schöneck und Adorf im oberen Vogtland. Rund 150 Delegierte und Gäste nahmen an der Tagung teil.
Die nächste Ostdeutsche Jährliche Konferenz ist für 26. bis 29. Mai 2022 erneut auf Schwarzenshof geplant.
www.emk-ojk.de