Nachhaltige Gemeindeentwicklung Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Damit »Biene Maja« sich wohlfühlt

Zwei Frauen und zwei Männer stehen vor dem Abendmahlstisch der EmK-Gemeinde Hamburg-Eppendorf. Superintendentin Irene Kraft (rechts im Bild) überreicht Zertifikat und Plakette zum Abschluss der Gemeindeentwicklung unter dem Titel »Schöpfungsleiter«.
In Böblingen und Hamburg erhielten zwei EmK-Gemeinden das Abschluss-Zertifikat der »Schöpfungsleiter«. Im Bild die Überreichung des Zertifikats in Hamburg durch die zuständige Superintendentin Irene Kraft (rechts).
Bildnachweis: EmK Hamburg-Eppendorf
In Hamburg und Böblingen schlossen zwei evangelisch-methodistische Gemeinden die ökofaire Zertifizierung des Programms Schöpfungsleiter ab.
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Im Oktober und Dezember vergangenen Jahres schlossen die evangelisch-methodistischen Gemeinden Bethanien-Kirche in Hamburg-Eppendorf und Christuskirche in Böblingen die schöpfungsgemäße Weiterentwicklung ihrer Gemeindearbeit ab. In Gottesdiensten wurden sie von der jeweils zuständigen Superintendentin, Irene Kraft für den Distrikt Hamburg und Dorothea Lorenz für den Distrikt Stuttgart, mit einer Urkunde und einer Plakette ausgezeichnet.

Freude und Stolz

Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), freut sich über die beiden Gemeinden, die zu den ersten in der EmK gehören, die sich »auf den Weg gemacht und die Wegstrecke bis zur Erlangung des Zertifikats zurückgelegt haben«. Mit der feierlichen Übergabe des Zertifikats wünscht Rückert »viel Freude und durchaus Stolz über die zurückgelegte Wegstrecke« und weiterhin »zuversichtliches Engagement, um die vor euch liegenden Aufgaben mit Gottes Hilfe weiterzuführen und vielleicht neue Ideen aufzugreifen und umzusetzen«. Denn neben der Auszeichnung für eine beispielhafte und nachhaltige Gemeindeentwicklung sei das Zertifikat auch als »Momentaufnahme« zu verstehen, um die bis dahin »beispielhaft eingeübte Praxis« auch weiterhin in der Gemeinde anzuwenden.

Hamburg: öffentlichkeitswirksame Spaziergänge

Die Gemeinde in Hamburg beschäftigte sich beispielsweise mit der Frage, wie sich im Gemeindealltag und im Privatleben Plastik reduzieren lässt. Die Gemeindeglieder waren dazu aufgerufen, zu Hause und in den Gemeinderäumen zu erkunden, »wo sich Plastik durch andere Materialien oder auch andere Verhaltensweisen ersetzen lässt«. Zu den daraus entstandenen Ideen gehörten in der Gemeinde verteilte Listen mit sogenannten »Unverpacktläden«, bei denen Einkäufe ohne die häufig nötigen Plastikverpackungen möglich sind.

Eine der öffentlichkeitswirksamen Aktionen waren die »Eppendorfer Spaziergänge«. In Zusammenarbeit mit Vereinen, dem Naturschutzbund, einer Klinik-Seelsorge oder einer Märchenerzählerin fanden in den Sommermonaten wöchentlich Spaziergänge im Eppendorfer Park statt. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln ging es darum, »im Park unsere Umwelt und unsere Verantwortung als zuweilen schöpferisches, zuweilen zerstörerisches Geschöpf zu beleuchten und erfahrbar zu machen«, wie es die Gemeinde in ihrem Abschlussbericht beschreibt.

Böblingen: Blumenzwiebeln für die Bienen

In ihrem Abschlussbericht schreibt die Böblinger Gemeinde, dass sie andere Gemeinden dazu »motivieren und inspirieren« will, »die Schöpfungsleiter selbst hochzuklettern«. Angesichts zunehmender heißer Tage, stärkerer Regenfälle, Dürre und Überflutungen sei »die Klimakrise zunehmend spürbar«. Deshalb sei die Schöpfungsleiter für Kirchen, Bezirke und Gemeinden »ein hilfreiches Angebot der EmK, um sich als Gemeinde auf einen grünen Weg zu machen«.

Ganz praktisch gestaltete die Gemeinde beispielsweise einen Gottesdienst unter dem Titel »Damit sich Biene Maja wohlfühlt«. Im Gottesdienst ging es um »die Biene in der Bibel«, wobei die Gottesdienstbesucher entdeckten, dass der hebräische Frauenname »Deborah« ins Deutsche übersetzt »Biene heißt«. Zusammen mit dem Böblinger Obst- und Gartenbauverein startete die Gemeinde dann die »Aktion Blumenzwiebeln«, um mit einem eigenen Beitrag bessere Lebensbedingungen für Bienen zu schaffen.

Anne Oberkampf, Pastorin der Böblinger Gemeinde, spricht in ihrem Fazit davon, dass es für sie beeindruckend war, »wie viel Kontakte in die Kommune, zu Gruppen und Aktionskreisen in dieser Zeit entstanden sind, die wir bis heute aktiv pflegen«. Die Beschäftigung mit dem Thema sei manchmal bedrückend und frustrierend gewesen. Deshalb hätten sie als Gemeinde versucht, »in allem die Zuwendung Jesu Christi spürbar zu machen und so eher die Lust anzusprechen, Abläufe und Gewohnheiten zu verändern«.

Drei nachhaltig prägende Jahre

Die beiden Gemeinden legten jeweils einen rund dreijährigen Entwicklungsprozess zurück, bei dem sie sich in drei Bereichen – Bibel, Gemeinde, Welt – damit beschäftigen, wie die Gemeindearbeit sich schöpfungsgemäß gestalten lässt. Die Arbeit mit der Bibel nimmt dabei schöpfungstheologische Texte der Bibel in Predigtreihen oder Bibelstunden auf. Für die praktische Weiterentwicklung der Gemeinde geht es um wirtschaftliche und ökologische Gesichtspunkte der Gemeindearbeit vom Putzmittel bis zur Heizungssteuerung. Im dritten Bereich geht es um das Mitwirken in die Gesellschaft hinein. In jedem dieser drei Bereiche sind drei Projekte durchzuführen, um schlussendlich das Zertifikat zu erhalten. Dieses wird für drei Jahre zugesprochen. Um die Nachhaltigkeit des Engagements zu bewirken, ist der Erhalt des Zertifikats an die Durchführung weiterer Projekte im Drei-Jahres-Rhythmus gekoppelt.

 

Weiterführende Links

Ökofaire Zertifizierung »Schöpfungsleiter«
Internetauftritt Bethanien-Kirche Hamburg-Eppendorf 
Die Schöpfungsleiter in der Christuskirche Böblingen

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de