Gut oder Böse wählen

John Wesley stellt die Frage, warum es Sünde in der Welt gibt. Der Mensch, so Wesley, hat einen Willen, der ihn zur Wahl befähigt. Andernfalls wäre er »wie ein Baum oder ein Marmorblock«.

»Warum gibt es Sünde in der Welt? Weil der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde. Er ist nicht bloße Materie, ein Erdklumpen, ohne Sinn oder Verstand, sondern ein Geist wie sein Schöpfer. Er ist ein Wesen, das nicht nur mit Sinn und Verstand ausgerüstet ist, sondern auch mit einem Willen, der sich in verschiedenen Gemütsbewegungen äußert.

Um dieser Schöpfung die Krone aufzusetzen, wurde er mit Freiheit ausgestattet, mit der Kraft, seine eigenen Wünsche und Taten zu steuern, mit der Fähigkeit, sich selbst zu bestimmen und zwischen Gut und Böse zu wählen. Ja, wäre der Mensch nicht mit dieser Fähigkeit ausgerüstet worden, wäre alles andere nutzlos.

Wäre er kein freies und intelligentes Wesen, hätte er so wenig von Heiligung oder irgendeiner Tugend verstanden wie ein Baum oder ein Marmorblock. Er hat also diese Macht, Gut oder Böse zu wählen, und er hat das Böse gewählt. Deshalb gibt es Sünde in der Welt.«

John Wesley (1761)

John Wesley (1703-1791), der Begründer der methodistischen Bewegung, gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der neueren Kirchengeschichte. Als ordinierter Pfarrer der Kirche von England leitete er zusammen mit seinem Bruder Charles die methodistische Bewegung. Er war Evangelist, Theologe und Sozialreformer. So legte er rund 400.000 Kilometer auf dem Pferderücken und in Kutschen zurück, um 40.000 Predigten zu halten. Aus seinem im Wesentlichen aus Buchveröffentlichungen stammenden Privatvermögen verschenkte er 30.000 Pfund an Bedürftige. Sein soziales Verhalten ist prägendes Vorbild für die methodistische Bewegung bis heute.

Zur Übersicht der Wesley-Zitate