Warum Genuss und Lebensfreude zum Glauben dazugehören

Für viele Christen ist Genuss verdächtig. Wahrer Glaube zeige sich in Enthaltsamkeit und leidender Dienstbereitschaft. Dass John Wesley in Annehmlichkeiten ein Geschenk des Schöpfers sieht, mag daher überraschen.

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott, als er uns in diese Welt sandte, unabänderlich beschlossen hat, es müsse uns in ihr dauernd schlecht gehen. Wäre es so, dann wäre das bloße Verlangen nach Fröhlichkeit in diesem Leben eine Sünde, da dies der wahren Bestimmung unseres Geschaffenseins entgegenliefe. Welchen Sinn sollten dann all die kleinen Annehmlichkeiten und Freuden des Lebens haben, wenn es die Absicht unseres Schöpfers wäre, dass wir sie niemals genießen sollten? Würde ›das Kreuz aufnehmen‹ einschließen, dass wir aller Freude und Befriedigung Lebewohl sagen müssten, wie ließe sich das vereinbaren mit dem, was Salomo so ausdrücklich von der Weisheit des Glaubens sagt, dass ihre Wege nämlich Wege der Freundlichkeit und alle ihre Pfade Frieden sind?«

John Wesley (1725)

John Wesley (1703-1791), der Begründer der methodistischen Bewegung, gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der neueren Kirchengeschichte. Als ordinierter Pfarrer der Kirche von England leitete er zusammen mit seinem Bruder Charles die methodistische Bewegung. Er war Evangelist, Theologe und Sozialreformer. So legte er rund 400.000 Kilometer auf dem Pferderücken und in Kutschen zurück, um 40.000 Predigten zu halten. Aus seinem im Wesentlichen aus Buchveröffentlichungen stammenden Privatvermögen verschenkte er 30.000 Pfund an Bedürftige. Sein soziales Verhalten ist prägendes Vorbild für die methodistische Bewegung bis heute.

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