Worauf die Reformation beruht

Über lange Zeit hinweg war die Zugehörigkeit zu einer Kirche unverrückbar festgelegt. Die Reformation rüttelte auch an dieser Gewohnheit. Denn das Recht auf ein eigenständiges Urteil betrifft viele Lebensbereiche – auch die Kirchenzugehörigkeit.

»Ich weiß wohl, dass man im allgemeinen meint, der Ort unserer Geburt bestimme die Kirche, zu der wir gehören sollten. Danach sollte jemand, der in England geboren wird, der sogenannten ›Kirche von England‹ angehören und deshalb Gott in der von dieser Kirche vorgeschriebenen Weise anbeten. Ich selbst habe früher diesen Standpunkt mit Eifer verfochten. Heute aber sehe ich viele Gründe, die meinen Eifer dämpfen. Ich fürchte, diese Auffassung ist mit Schwierigkeiten verbunden, die kein denkender Mensch überwinden kann. Eine davon – und nicht die kleinste –ist folgende Tatsache: Die Reformation hätte uns nie von der Papisterei befreit, wenn diese Regel gegolten hätte, denn sie zerstört völlig das Recht auf ein selbstständiges Urteil, auf dem die ganze Reformation beruht.«

John Wesley (1749)

John Wesley (1703-1791), der Begründer der methodistischen Bewegung, gilt als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der neueren Kirchengeschichte. Als ordinierter Pfarrer der Kirche von England leitete er zusammen mit seinem Bruder Charles die methodistische Bewegung. Er war Evangelist, Theologe und Sozialreformer. So legte er rund 400.000 Kilometer auf dem Pferderücken und in Kutschen zurück, um 40.000 Predigten zu halten. Aus seinem im Wesentlichen aus Buchveröffentlichungen stammenden Privatvermögen verschenkte er 30.000 Pfund an Bedürftige. Sein soziales Verhalten ist prägendes Vorbild für die methodistische Bewegung bis heute.

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