EmK international Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Lösungsansatz: »Regionalisierung«

Unter dem Leitwort »Regionalisierung« kommt Bewegung in die Diskussion »eine wirklich weltweite Kirche« zu sein.
Unter dem Leitwort »Regionalisierung« kommt Bewegung in die Diskussion »eine wirklich weltweite Kirche« zu sein.
Globus: OpenClipart-Vectors, Pixabay; Grafik: Laurens Glass, UM News
Es gab viele Versuche, die Evangelisch-methodistische Kirche von ihrer US-Zentriertheit zu befreien. Ein neuer Antrag bringt Bewegung in die Sache.
3 Minuten

Seit Jahren gibt es innerhalb der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) eine Diskussion über die vorrangige Ausrichtung auf die Kirche in den Vereinigten Staaten. Etliche Anläufe, dies zu ändern, scheiterten. Jetzt ist Bewegung in diese Angelegenheit gekommen. Zwei maßgebliche Gremien sowie eine große Basisbewegung der EmK legen der im kommenden Jahr tagenden Generalkonferenz, dem weltweit höchsten Kirchenparlament der EmK, ein gemeinsames Antragspaket vor. Unter dem Leitwort »Regionalisierung« zielen die Vorschläge dieser Anträge darauf ab, Afrika, Europa, die Philippinen und die USA in kirchlichen Entscheidungsprozessen gleichberechtigt zu behandeln.

Drei Gruppen – ein Ziel!

Die jetzt vorliegende Zusammenführung der Anträge dreier verschiedener Gruppen, die inhaltlich in eine ähnliche Richtung zielten, sich im Detail aber unterschieden, ist das Ergebnis einer intensiven, weltweiten Zusammenarbeit. Der Anstoß dazu kam von den Vorständen des »Connetctional Table« (ein internationales Leitungs- und Koordinationsgremium der Kirche) und des »Standing Committee on Central Conference Matters« (Ständigen Ausschuss für Belange der Zentralkonferenzen). Damit sollte das grundlegende, gemeinsame Anliegen mehr Gewicht bekommen. Die Zusammenarbeit mündete in einen intensiven Gesprächsprozess von Personen beider Gremien, in die auch Führungspersonen der Basisbewegung »Christmas Covenant« einbezogen wurden.

An den Beratungen beteiligt waren aus Deutschland Bischof Harald Rückert, Pastorin Anne Detjen und Christine Flick als Mitglieder im »Ständigen Ausschuss für Belange der Zentralkonferenzen« sowie Superintendent Markus Jung, als Mitglied des »Connectional Table«.

Das gemeinsam entwickelte Antragspaket aus acht Einzelanträgen wurde zwischenzeitlich von den beteiligten Gremien jeweils einstimmig verabschiedet.

Der »Christmas Covenant« (Weihnachts-Bund), der als dritte Gruppierung das gemeinsame Antragspaket unterstützt, ist eine Basisbewegung in der EmK, die mit ihrem Einsatz für Gerechtigkeit, Respekt und Gemeinsamkeit die Anliegen der Regionalisierung der weltweiten Kirche teilt und stark befördert.

Gleichberechtigung der weltweiten Regionen

Die Zielrichtung dieses Antrags beschreibt die kürzlich veröffentlichte Pressemeldung des Ausschusses für die Zentralkonferenzen wie folgt: »Die vorliegende Gesetzgebung zur weltweiten Regionalisierung zielt darauf ab, in allen Regionen der Evangelisch-methodistischen Kirche für Gleichberechtigung zu sorgen.« Der bisherige Vorrang und Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Generalkonferenz solle durch die Dezentralisierung in gleichberechtigte Strukturen überführt werden. Ausdrücklich hervorgehoben wird dabei die evangelisch-methodistische Theologie des »Konnexionalismus«. Diese theologisch begründete Verbundenheit, gegenseitige Verbindlichkeit und der gemeinsame Wille zur Entscheidungsfindung versetze die Kirche in die Lage, ihren Auftrag an den jeweiligen Orten situationsbezogen zu gestalten.

Auf Augenhöhe und eigenständig

Zentrales Element der gemeinsamen Anträge und neu gegenüber der bisherigen Ordnung und Struktur der Kirche ist die Bildung gleichberechtigter »Regionalkonferenzen« (Regional Conferences). Die bisherigen Zentralkonferenzen werden dazu in Regionalkonferenzen umgewandelt. Für die Kirche in den Vereinigten Staaten ist die Änderung weitreichend. Dort wird eine neue Regionalkonferenz gebildet, die »United States Regional Conference« (USRC), in der die bisherigen fünf sogenannten Jurisdiktionalkonferenzen zusammengefasst werden.

Die Regionalkonferenzen erhalten eigene Befugnisse, um die kirchliche Arbeit in ihrer jeweiligen Region flexibler gestalten zu können. Für die Kirche in den Vereinigten Staaten bedeutet das einen starken Einschnitt ihrer Arbeitsweise und ihres Selbstverständnisses. Die vorgeschlagenen Änderungen würden dazu führen, dass erstmalig alle Regionen der EmK weltweit auf Augenhöhe zusammenarbeiten und gleichzeitig große Freiheiten erhalten, in ihren jeweiligen Regionen eigenständig Schwerpunkte setzen zu können und Ordnungsfragen flexibler handhaben zu können. Mit der Bildung einer neuen US-Regionalkonferenz wäre die Generalkonferenz auch von rein inneramerikanischen Inhalten entlastet.

Ein Beispiel für das künftige Sein der Kirche

»Bei unserem Antrag geht es um Relevanz, Gleichberechtigung und Vertrauen«, beschreibt Harald Rückert die Bedeutung dieses gemeinsamen Antrags. »Um für die Menschen in den jeweiligen Kontexten relevanter zu sein, brauchen wir Freiheit, unsere Gemeinden entsprechend zu gestalten. Um wirklich eine weltweite Kirche zu werden, müssen wir Ungleichheit beseitigen«, sagte der für Deutschland zuständige Bischof, der als Ko-Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für Zentralkonferenzbelange die gemeinsame Antragstellung stark unterstützte. »Wir brauchen Vertrauen statt detaillierter Vorschriften«, unterstrich Rückert die Bedeutung der anstehenden Generalkonferenz-Entscheidung. Nur so werde die EmK ihre im Begriff der »Konnexio« beschriebene Verbundenheit wirklich leben und bewahren können.

Es sei ein »hartes Stück Arbeit« gewesen und ein »bemerkenswerter Vorgang«, dass sich »drei große und einflussreiche ›Player‹ für die künftige EmK nach 2024 zusammengefunden und in eine ähnliche Richtung gedacht und gearbeitet haben«. Angesichts der Bedeutung dieses Vorgangs ergänzt Rückert: »Für mich ist das ein kleines Wunder und zugleich ein gutes Beispiel dafür, wie unsere Kirche künftig funktionieren kann.«

 

Weiterführende Links

Presseerklärung des Ständigen Ausschusses für Belange der Zentralkonferenzen:
www.resourceumc.org/en/content/regionalization-legislation-petitions-submitted-to-general-conference (Englisch)
Artikel zum Antrag auf Regionalisierung bei der evangelisch-methodistischen Nachrichtenagentur UM News:
www.umnews.org/en/news/regionalization-plan-heads-to-general-conference (Englisch)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist eine weltweit verfasste und strukturierte Kirche. Das höchste gesetzgebende Kirchenparlament der EmK, die Generalkonferenz,  ist für alle Fragen der Verfassung, Lehre und Ordnung der Kirche zuständig und tagt 0alle vier Jahre. Unterhalb dieser Ebene sind innerhalb der USA die Jurisdiktionalkonferenzen und außerhalb der USA die Zentralkonferenzen angesiedelt, in denen die Jährlichen Konferenzen der jeweiligen Region zusammengefasst sind. Sie tagen alle vier Jahre innerhalb eines Jahres nach der Generalkonferenz. Sie wählen Bischöfe oder Bischöfinnen innerhalb des jeweiligen Gebiets. Die Zentralkonferenzen sind außerdem befugt, Anpassungen an Teilen des Kirchenrechts der Evangelisch-methodistischen Kirche vorzunehmen, wenn es die missionarischen Notwendigkeiten und unterschiedliche staatsrechtliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Kontexten erfordern.

Die nächste, von 2020 ins Jahr 2024 verschobene, Generalkonferenz findet vom 23. April bis 3. Mai 2024 in Charlotte (US-Bundesstaat North Carolina) statt.