Vorsitzender des Bischofsrats Von Sigmar Friedrich  | 

»Wir brauchen einander jetzt mehr denn je!«

Bischof Thomas J. Bickerton, Vorsitzender des Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche
»Es ist an der Zeit, dass wir zum Kern dessen zurückkehren, was wir sind, was es bedeutet, eine liebevolle Gemeinschaft zu sein«. – Bischof Thomas J. Bickerton, Vorsitzender des Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche.
Bildnachweis: Bildschirmfoto aus der Ansprache von Bischof Thomas J. Bickerton
Bischof Thomas Bickerton, fordert dazu auf, an einer »erneuerten, wiederbelebten und wiedergewonnenen Evangelisch-methodistischen Kirche« mitzuwirken.
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Der Vorsitzende des internationalen Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Bischof Thomas J. Bickerton, wandte sich in der Mitte seiner zweijährigen Amtszeit mit einer Videobotschaft an die Menschen in den Gemeinden dieser weltweiten Kirche. Er forderte dazu auf, an »einer erneuerten, wiederbelebten und wiedergewonnenen Evangelisch-methodistischen Kirche« mitzuwirken.

Zurück zum Kern

Es ist üblich, dass der Vorsitzende des Bischofsrates bei den zweimal jährlich stattfindenden Sitzungen eine Ansprache an das versammelte Bischofskollegium hält. Dass Bischof Bickerton sich im Rahmen der Bischofsratssitzung Anfang März an die weltweite Gemeinschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche wandte, ist daher außergewöhnlich.

Anlass ist die große Zahl an Gemeinden und Bezirken sowie zum Teil ganze Jährliche Konferenzen, also zusammenhängende Gebiete der Kirche vor allem in den Vereinigten Staaten, die derzeit die Kirche verlassen. Hintergrund ist die unterschiedliche Bewertung von Fragen der menschlichen Sexualität, besonders der Einschätzung von Homosexualität. Die Rhetorik, mit der Gemeinden zum Austritt aufgefordert werden, sei »bissig, gemein und oft voller Unwahrheiten, die darauf abzielen, die andere Seite als den Feind, das Problem und die Ursache für alles darzustellen, was mit der Kirche heute nicht stimmt «, sagte Bickerton. Viele, die in der Evangelisch-methodistischen Kirche bleiben wollten, fühlten sich schikaniert und entmutigt.

»Es ist an der Zeit, ja ich wage zu sagen, es ist längst überfällig, dass wir zum Kern dessen zurückkehren, was wir sind«, fuhr der für die Jährliche Konferenz New York zuständige Bischof in seiner Ansprache fort. Im Kern gehe es darum, wiederzuentdecken, »was es bedeutet, eine liebevolle Gemeinschaft zu sein«.

»Wenn wir geeint sind, sind wir stark«

Wie eine solche »liebevolle Gemeinschaft« aufgebaut und gepflegt werden kann, erläuterte der Bischof anhand einer Passage aus der Kirchenordnung von 1850. Im Vergleich zu den heutigen Fassungen sei diese Kirchenordnung sehr kurz gehalten, da es nicht darum gegangen sei, Gesetze und Regeln aufzustellen, sondern zu einem bestimmten Lebensstil anzuleiten.

Bischof Bickerton zitierte daraus den Abschnitt »Die Notwendigkeit der Einheit unter uns«. Darin werde dazu aufgerufen, »offen miteinander zu reden, füreinander zu beten, die Aufrichtigkeit des anderen zu verteidigen, niemals ohne Gebet auseinanderzugehen und die Gaben des anderen nicht geringzuschätzen«.

Was so beschrieben werde, sei einfach, aber tiefgründig. Bickerton fuhr fort: »Wenn wir geeint sind, sind wir stark. Wenn wir aber gespalten sind, zerstören wir uns selbst, zerstören das Werk Gottes, zu dem wir berufen sind, und fügen verwundbaren Seelen irreparablen Schaden zu«.

Die Leidenschaft für eine liebevolle Gemeinschaft wiederentdecken

Freundlichkeit, Sanftmut und Liebe könnten nicht per Gesetz verordnet werden. »Aber wir können danach streben, wir können uns gegenseitig dazu verpflichten und hart daran arbeiten, uns nicht davon abbringen zu lassen.«

»Freunde, wir brauchen einander jetzt mehr denn je, wenn wir unsere Leidenschaft für eine liebevolle Gemeinschaft wiederfinden wollen«, wandte sich der Bischofsratsvorsitzende direkt an die Menschen in der Evangelisch-methodistischen Kirche weltweit. »Wir brauchen einander mehr denn je, wenn wir eine zerrüttete Evangelisch-methodistische Kirche wieder zusammenführen wollen.«

Bickerton gab Einblicke in seinen persönlichen Glaubensweg, wie er vor fünfzig Jahren während einer methodistischen Jugendfreizeit zum Glauben an Gott fand. Zuvor hatte er als Jugendlicher eine Zeit des Mobbings erlebt. Zum Schluss seiner Ansprache zitierte er aus einem damals häufig gesungenen Kirchenlied den Vers: »Ein Funke, kaum zu seh‘n, entfacht doch helle Flammen«. Weiter heißt es in dem Lied, dass sich an dem so entfachten Feuer alle wärmen könnten. So wirke auch die Liebe Gottes.

»Da haben Sie es!«, schloss Bickerton seine Ansprache. Das Lied sei ein einfaches Glaubensbekenntnis, in dem die feste Überzeugung zum Ausdruck komme, »dass Gott mit uns noch nicht fertig ist«. Es brauche nur einen Funken, um ein großes Feuer zu entfachen. »Wir können zu Architekten einer erneuerten, wiederbelebten und wiedergewonnenen Evangelisch-methodistischen Kirche werden.«

 

Weiterführende Links

Ansprache von Bischof Thomas J. Bickerton   (Video in englischer Sprache).
Unter diesem Link finden sich weitere Materialien in englischer Sprache zur Auseinandersetzung mit der Ansprache und zum Gespräch über die Inhalte.

Der Autor

Sigmar Friedrich ist in der Schweiz Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche und dort für die Nachrichten-Meldungen verantwortlich. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche
Der internationale Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) beaufsichtigt und fördert die Arbeit und die Aufgaben der auf vier Kontinenten wirkenden Evangelisch-methodistischen Kirche. In der Regel trifft sich der Bischofsrat zweimal im Jahr. Außerdem sorgt er für die Durchführung der von der Generalkonferenz gefassten Beschlüsse. Zum Bischofsrat gehören alle aktiven und im Ruhestand befindlichen Bischöfe und Bischöfinnen der EmK.

Zum Präsidenten des Bischofsrats wird ein Bischof oder eine Bischöfin aus dem Kollegium des Bischofsrats für zwei Jahre gewählt. Mit dieser Funktion ist keine zusätzliche Autorität über die anderen Mitglieder des Rates verbunden. Dem Präsidium des Bischofsrats gehören neben dem Präsidenten auch der designierte Präsident, der Schriftführer, der Exekutivsekretär, der Beauftragte für Ökumene und der Präsident der letzten Amtszeit an. Als Exekutivsekretär dient für eine vierjährige Amtszeit ein pensionierter Bischof. Das Büro des Rates befindet sich in einem EmK-Gebäude gegenüber dem Kapitol und dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten in Washington, DC.