Stärkung der Kirche in Afrika gefährdet
Im hessischen Braunfels tagte Ende Februar ein internationales Gremium der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Der dort tagende »Ständige Ausschuss für Belange der Zentralkonferenzen« (Standing Committee for Central Conference Matters) berät Themen und Fragen der Kirchenregionen der EmK außerhalb der Vereinigten Staaten. Dazu gehören die verschiedenen Zentralkonferenzen in Afrika, Asien und Europa.
In Braunfels ging es um Vorschläge für eine stärkere Gleichberechtigung der verschiedenen Kirchengebiete innerhalb und außerhalb der Vereinigten Staaten (emk.de berichtete). Im vorliegenden zweiten Berichtsteil geht es um die Erhöhung der Anzahl der EmK-Bischöfe in Afrika.
Finanzielle Kürzungen gefährden das Ziel
Gemäß einem Auftrag der Generalkonferenz 2016 an den Ständigen Ausschuss beschäftigt sich dieser seither intensiv mit der Zielsetzung, fünf weitere Bischöfe für die Evangelisch-methodistische Kirche auf dem afrikanischen Kontinent einzusetzen. Die Gesamtzahl afrikanischer Bischöfe würde sich damit auf achtzehn erhöhen.
Die grundsätzliche Befürwortung dieser Maßnahme zur Stärkung der kirchlichen Arbeit in Afrika ist derzeit aufgrund verschiedener Ereignisse, die damit gar nicht direkt zusammenhängen, stark gefährdet. Aufgrund der weltweiten innerkirchlichen Diskussion um die Haltung zur Homosexualität haben vor allem in den USA bereits über 2.000 Gemeinden die Kirche verlassen. Bis zum Ende des Jahres 2023 lauten die Prognosen, dass die EmK zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent weniger Kirchenglieder und Gemeinden haben wird. Für die Finanzen der Kirche führe das zu deutlichen Kürzungen in den verschiedenen Etatbereichen.
Der Bischofs-Fonds (Episcopal Fund) kommt mit einer geplanten Kürzung um zwanzig Prozent vergleichsweise gut weg. Aus diesem Fonds werden die Kosten für die Gehälter, Reisen und Sitzungen der Bischöfe sowie die Ausgaben für einen Teil der Bischofsbüros bestritten. Aus der internationalen Behörde für Finanzen und Verwaltung (General Council on Finance and Administration, GCFA) überbrachte deren Leiter, Moses Kumar, die Nachricht, dass die Gesamtzahl der weltweit aktiven Bischöfe verringert werden müsse. Nur so sei die Zahlungsfähigkeit dieses Fonds zu bewahren.
Das Ziel um der Mission willen im Blick behalten
Zwar sind sich die Ausschussmitglieder und viele Personen in der Leitungsverantwortung der Kirche weiterhin darin einig, dass für die wachsende Kirche in Afrika ein höherer Bedarf für bischöfliche Leitung und ein anderer Zuschnitt der Kirchengebiete nötig ist. Die inzwischen eingetretenen Veränderungen stellen die notwendigen Entscheidungen für die Weiterentwicklung und umfassende Stärkung der Kirche auf dem afrikanischen Kontinent jedoch in Frage. Denn die nötige Reduktion der Zahl weltweit aktiver EmK-Bischöfe bei gleichzeitiger Ausweitung der Arbeit in Afrika mit zusätzlich fünf Bischöfen scheint zunächst unmöglich zu sein.
Trotz dramatischer Veränderungen in der Kirche mit den dargestellten Folgen und einander eigentlich ausschließender Möglichkeiten bekräftigten die Ausschussmitglieder, dass für die Arbeit der EmK auf dem afrikanischen Kontinent weitere Bischöfe nötig sind. Gregory Palmer, Bischof für die West-Ohio-Konferenz in den USA und Vorsitzender des Teams zur Abwägung der Zahl zusätzlicher Bischöfe für Afrika unterstrich die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Die Kirche müsse Wege finden, die der gegenwärtigen Situation Rechnung tragen und trotzdem die erklärten Ziele um der Mission willen im Blick behalten. »Was in einer Konferenz in den USA geschehe, beeinflusse die Arbeit in Afrika und umgekehrt«, sagte Palmer, um damit den Blick für die weltweiten Zusammenhänge innerhalb der Kirche zu schärfen. Die Mitglieder des Ständigen Ausschusses waren sich darin einig, dass gerade in einer solchen Situation nicht passieren dürfe, dass ein Teil der Kirche gegen einen anderen Teil der Kirche ausgespielt werde.
Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme
Bischof Thomas Bickerton, Vorsitzender des Bischofsrats der Evangelisch-methodistischen Kirche und in dieser Funktion Mitglied des Ständigen Ausschusses, erklärte, dass bereits erste Maßnahmen im Gange seien, um den Bischofsfonds zu stabilisieren und darüber hinaus auch handlungsfähig zu erhalten. Bei den zurückliegenden Bischofswahlen habe sich die Zahl der US-Bischöfe bereits von 47 auf 40 reduziert. Darüber hinaus, so Bickerton, seien für die USA bei den nächsten Bischofswahlen im Jahr 2024 weitere Reduzierungen zu erwarten.
Bischof Harald Rückert, Ko-Vorsitzender des Ständigen Ausschusses und Bischof für die Zentralkonferenz Deutschland, wies darauf hin, dass die Zentralkonferenzen ebenfalls bereit seien, eine größere Verantwortung für die weltweite Kirche und für steigende finanzielle Beiträge zu übernehmen. »In einigen Teilen der Zentralkonferenzen hat sich die Situation in Bezug auf die Zahlung der Umlagen verbessert, aber die Zentralkonferenzen haben noch viel Luft nach oben«, erklärte Rückert selbstkritisch. »Wenn wir wirklich eine weltweite und einander unterstützende Kirche sein wollen, müssen auch wir in den Zentralkonferenzen bereit sein, zum Ganzen beizutragen.«
Brennende Themen und offene Fragen
Zum Schluss der Tagung trugen die Mitglieder des Ständigen Ausschusses einige Themen zusammen, die in der kommenden Zeit der Klärung bedürfen. Dazu gehörte auch die Mahnung, dass die zukunftsgerichtete Arbeit für die weltweite Kirche sehr viel einfacher wäre, wenn klarer wäre, wer in der Evangelisch-methodistischen Kirche bleiben werde und wer sie zu verlassen gedenkt. An manchen Stellen entstehe der Eindruck, so die dahinterliegende Vermutung, dass mancherorts schon längst klar sei, welche Personen oder Konferenzen die Kirche verlassen würden. Trotzdem würden noch immer kräftig Diskussionen geschürt, die einen konstruktiven Zukunftsprozesse massiv behinderten.
Außerdem müsse aufrichtig der Frage nachgegangen werden, wer wirklich mehr Bischöfe brauche: die Regionen, in denen die Kirche wachse, oder Regionen, in den die missionarische Kraft Stärkung benötigt. Angesichts geringer werdender finanzieller Möglichkeiten erwachse die schlüssige Aufforderung, dass Personen, die Entscheidungen vorbereiten und treffen, »an einem Tisch« zusammenkommen, um alle Möglichkeiten auszuloten, wie die Kirche dort Schwerpunkte setzen kann, wo es dringend nötig ist. Dies müsse einander zugewandt und mit dem Blick für das Ganze geschehen.
Vorbildliche Umgangsweise
»Ich war sehr davon berührt, wie wir miteinander gesprochen und übereinander nachgedacht haben«, beschrieb Anne Detjen die Atmosphäre der Braunfelser Tagung. Detjen, EmK-Pastorin aus Hamburg und deutsches Mitglied im Ständigen Ausschuss, fand die Umgangsweise trotz teilweise sehr unterschiedlicher Sichtweisen vorbildlich und meinte: »Dies könnte ein Modell für andere Ausschüsse und insbesondere für die Generalkonferenz sein.«
Weiterführende Links
Berichterstattung UMNews (Englisch)
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
Das Bischofsamt in der Evangelisch-methodistischen Kirche
Die Hauptaufgaben des bischöflichen Dienstes in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) sind (1) die Leitung der Jährlichen Konferenzen im Bischofsgebiet, (2) die Mitarbeiterführung durch Dienstzuweisungen der Hauptamtlichen in Gemeindebezirke und Dienstaufgaben als Ausdruck der missionarisch angelegten Sendungsstruktur der Kirche, (3) die Verbindung der Gemeindebezirke und Konferenzen untereinander und in benachbarten Ländern sowie die Mitwirkung im internationalen Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche und die Gestaltung der ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und (4) vielfältige geistliche und repräsentative Aufgaben.
Gegenwärtig gibt es in der EmK vierzig aktive Bischöfe und Bischöfinnen in den USA, dreizehn in Afrika, drei in Asien und vier in Europa sowie über hundert im Ruhestand.