Ostern verändert Von Bärbel Krohn-Blaschke  | 

Nicht nur zuschauen, sondern mitfeiern

Kreativität während der Corona-Pandemie: Die Oster-Botschaft an einem Zaun des in der Nähe von Stuttgart gelegenen CVJM-Sportplatzes in Maichingen.
Kreativität während der Corona-Pandemie: Die Oster-Botschaft an einem Zaun des in der Nähe von Stuttgart gelegenen CVJM-Sportplatzes in Maichingen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Der Besuch eines Ostergartens nimmt in das Geschehen von Passion und Ostern hinein. Was das zur Folge haben kann, erzählt Pastorin Bärbel Krohn-Blaschke
2 Minuten

Mit einer Gruppe aus dem Kirchlichen Unterricht besuchte ich den Ostergarten einer baptistischen Gemeinde in Oldenburg. In mehreren Räumen und im gepflasterten Innenhof wurde in Stationen aus den letzten Tagen Jesu erzählt. Am meisten beeindruckte mich das Ende, die Erfahrung der Auferstehung: Dicht gedrängt stehen wir in einem dunklen Raum, nachdem wir einen langen, nur mit Kerzen angedeuteten Weg gegangen waren. Dort, im dunklen Raum, beschreibt uns der Begleiter die Tage nach der Kreuzigung. Er spricht von der Trauer der Jünger, wie sie sich allein und verlassen fühlen. Dann schweigen wir gemeinsam.

In die Stille hinein öffnet er eine Tür und wir treten in gleißendes Licht. Zu unserer Überraschung stehen wir im Taufbecken der baptistischen Gemeinde – ohne Wasser natürlich. Was für eine Erfahrung: Wir sind durch die Dunkelheit des Todes hindurchgegangen und treten nun in den vorderen Bereich der Kirche. Rund um das Kreuz sind die herrlichsten Frühlingsblumen ins helle Licht gepflanzt. Wir stehen und staunen – und lassen den Weg, den wir gegangen waren, noch einmal Revue passieren.

Palmsonntag war der Anfang

Begonnen hatten wir den Weg mit dem Einzug Jesu nach Jerusalem. So setzte der Ostergarten die Geschichte in Szene: Ein großer Esel aus Pappmaché steht da, die Wände sind mit Palmzweigen geschmückt, vereinzelt liegen Mäntel auf dem Boden, auf den Bildern sind fröhliche Menschen zu sehen. Palmzweige liegen bereit, die uns in die Hände gedrückt werden. So stehen wir als Gruppe da und warten, was jetzt passieren würde. Der Begleiter erzählt von jenem Tag, wie die Menschen fröhlich am Weg stehen und mit ihren Palmzweigen wedeln.

Etwas unschlüssig stehen wir im Raum. »Wedeln!« Aufmunternd spricht unser Begleiter die Jugendlichen an. »Wedeln! Fröhlich!« Sie sollen kräftig »Hosianna« rufen. Ähm, ja. Puh! Das wurde jetzt peinlich! Verlegen schauen sich einige von ihnen um. Schließlich versuchen sie es zaghaft. Ein bisschen nach rechts, ein bisschen nach links, aber bitte doch nicht laut rufen. So recht will die Freude nicht aufkommen. Aber dann versuchen sie es. Immerhin.

Teil des Geschehens werden

Dieser Tag steht mir noch immer vor Augen, auch wenn er schon Jahre zurückliegt. Ich sehe vor mir die entgeisterten Gesichter der Jugendlichen, die nicht einfach nur Zuschauer sein dürfen. Sie sollen Teil des Geschehens werden.

Wie wird es mir in einer ähnlichen Situation gehen? Werde ich mich mit hineinnehmen lassen, wenn ich eingeladen bin. Lasse ich mich von der Freude anstecken, die Jesus mir schenken will? Mache ich mit, obwohl ich doch erwartet hatte, »einfach nur Zuschauerin « sein zu dürfen?

Von der Zuschauerin zur »Be-Geisterten« möchte ich mich entwickeln. Im Gottesdienst will ich mitfeiern und nicht nur Besucherin oder Zuschauerin sein. Ich will mich nicht bequem zurücklehnen, sondern will mich von der Freude anstecken lassen und dann meine Gaben einbringen.

Palmsonntag, Karfreitag, Ostern. In jedem Jahr mache ich mich wieder auf den Weg, Jesu Weg zu erfassen. Sein Schmerz ist unvorstellbar, seine Liebe unbegreiflich. Aber jedes Jahr mehr von seinem Erbarmen im Mitgehen, Mitfeiern, Mitfreuen zu erahnen, lässt fröhlich Ostern feiern. Die Auferstehung von den Toten mitten hinein ins Leben.

 

Dieser Artikel ist dem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 7+8/2023 vom 26. März 2023 – entnommen.

Die Autorin

Bärbel Krohn-Blaschke ist Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche im Bezirk Neuschoo-Aurich. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de