Ostdeutsche Jährliche Konferenz Von Stephan Ringeis  | 

Sich von Jesus überraschen lassen

Bischof Harald Rückert ordinierte Kathrin Posdzich zur Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche. Hier bei der Überreichung der Ordinationsurkunde.
Bischof Harald Rückert ordinierte Kathrin Posdzich zur Pastorin der Evangelisch-methodistischen Kirche. Hier bei der Überreichung der Ordinationsurkunde.
Bildnachweis: EmK OJK
Mit einem Glaubensfestival endete die Tagung der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Bischof Rückert lädt ein, mehr auf Jesus zu schauen als auf Krisen.
4 Minuten

Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz, das für große Teile Ostdeutschlands zuständige Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), tagte seit Donnerstag auf Schwarzenshof in Thüringen. Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag schloss sich daran ein buntes Glaubensfestival an. Mit dem Sendungsgottesdienst am Sonntagnachmittag endete die Konferenztagung.

Einladung aufs Wasser

»Ich lade dich ein, auf dem Wasser zu gehen«, rief Harald Rückert im Ordinationsgottesdienst Kathrin Posdzich zu. Die seit fünf Jahren für den westlich von Zwickau gelegenen Bezirk Werdau zuständige Pastorin empfing in diesem Gottesdienst ihre Ordination. Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK, stellte in seiner Predigt den Bezug zu Petrus her. Als Jünger sei dieser dem Ruf Jesu gefolgt, aufs Wasser zu gehen (Matthäusevangelium 14,29). Diese Aufforderung verglich der Bischof mit den Zeiten, in denen sich in der Welt und auch in der Kirche Krisen häuften. Diese würden immer drängender empfunden, und es fühle sich an, »als würden wir auf dem Wasser laufen«. Untergang und Lebensgefahr seien drohende Szenarien. Aber wenn Jesus sage: »Komm!«, dann trage das Wasser, so Rückert. »Lasst uns auf die Krisen schauen, aber viel mehr lasst uns auf Jesus schauen!«, rief der Bischof die Zuhörerschaft auf. Und weiter: »Lass dich überraschen von dem, was Jesus dir schenkt. Jesus ruft! Folge ihm!« Hoffnungsvoll sei dabei, dass diejenigen, die Jesu Ruf folgten, nicht allein seien.

Was heißt eigentlich Glauben?

Nach anspruchsvollen Diskussionen in den Geschäftssitzungen feierte die Konferenzgemeinde am Samstag mit vielen Gästen aus den Gemeinden ein fröhliches Glaubensfestival. Stephan von Twardowski, Professor für Systematische Theologie und Methodismus an der Theologischen Hochschule Reutlingen, stellte mit seinem Impulsreferat die Frage »Was heißt eigentlich Glauben, und wie wird er erlebbar?« Bei der Suche nach Antworten bezog sich der Reutlinger Theologe auf die Begegnung zwischen Jesus und der samaritischen Frau am Brunnen (Johannesevangelium, Kapitel 4). Glaube sei vertrauensvolle Begegnung »und wenn wir uns begegnen – ich und mein Gott, wir einander, die Menschen ihrer Umwelt und der Schöpfung – kann Vertrauen wachsen und Gott wirken«. Dabei unterstrich Twardowski, dass der Glaube inmitten der gegenwärtigen Vertrauenskrisen ermögliche, dass sich Menschen aufeinander und auf ihre Lebensumstände einlassen könnten. Das gelte auch da, wo Skepsis oder gar Aggression die ersten Reflexe wären. Die Basis, sich so öffnen und vertrauen zu können, sei Gott selbst.

Angebotsreicher Tag mit wundervollem Ausklang

Der Samstag bot viele Möglichkeiten, einander zu begegnen, miteinander ins Gespräch zu kommen und das Miteinander zu üben. Dazu gehörte auch der sogenannte »MudRun«. Bei diesem Schlammrennen machten rund dreißig Personen mit. Nicht das Gegeneinander stand dabei im Mittelpunkt, sondern die gegenseitige Hilfe, um die schwierigsten Hindernisse zu bewältigen. Die Zuschauer feuerten an und bejubelten alle, die ins Ziel kamen. Bis Sonntag wurden für die Energieleistung fast zweitausend Euro zugunsten der Weiterentwicklung der Schwarzenshofer Begegnungs- und Bildungsstätte gespendet. Der Tag endete mit einem Konzert der kleinen Dreierformation »Feste Freunde«. Mit Songs und Liedern, die zwischen den Zeilen die Fragen des Glaubens, Suchens und Zweifelns thematisierten trafen sie die Lebenswelt des Publikums. Passend zu der wunderbaren Umgebung auf Schwarzenshof klang der Tag mit dem Louis-Armstrong-Hit »What a Wonderful World« aus.

»Wir haben’s gut«

Mitja Fritsch, ab Juli neuer Superintendent für den Distrikt Dresden, griff in der Abschlussveranstaltung am Sonntagnachmittag das Konferenzthema »Ich glaube, du glaubst, wir glauben« auf. Er wies dabei auf die Unvollständigkeit dieser nur angerissenen Sätze hin. An wen und wem werde denn geglaubt? Zur Beantwortung der Fragen bezog er sich auf das Apostolische Glaubensbekenntnis. Zwar gebe es, so Fritsch, bei diesem die Christenheit verbindenden Bekenntnis auch schwierige Stellen. Mehr noch verdeutliche das Bekenntnis, dass der Glaube an Jesus Christus einen Raum eröffne, der Gemeinschaft und Hoffnung ermögliche. Fritsch schloss seine Predigt mit der Geschichte eines alkoholisierten Mannes, der schwankend auf einen anderen zugehe und unvermittelt fragte: »Glaubst du an Gott?« Zögernd zunächst, aber dann doch mit fester Stimme habe der Gefragte mit Ja geantwortet. Nachdenklich murmelnd sagt der Schwankende dann: »Mensch, hast du‘s gut!« Die Schlussfolgerung des neuen Superintendenten: »Mensch, habe ich’s gut, hast du’s gut, haben wir’s gut!«

Gedenken – Danken – Begrüßen

Die kirchliche Arbeit lebt vom Einsatz, den Menschen als Berufung und Beauftragung sehen und als Dienst für die Gemeinschaft einbringen. Deshalb sind Zeiten des Gedenkens, des Dankes und des Begrüßens Teil der Tagung der Jährlichen Konferenz.

Die Konferenz gedachte der im zurückliegenden Jahr verstorbenen Pastoren: Martin Kappaun (93 Jahre), Helmut Schönfeld (78 Jahre), Andreas Wiederanders (69 Jahre), Gunter Demmler (93 Jahre) sowie des früher zur Ostdeutschen Jährlichen Konferenz gehörenden Pastors Martin Lange (90 Jahre). Dienstjubiläum feierten die Pastoren Thomas Härtel, Norbert Lötzsch (40 Jahre), Volker Schädlich und Manfred Kubig (60 Jahre) sowie Gemeindereferentin Wilfriede Tschipke (60 Jahre). Als Laienmitglieder der Konferenz wurden Günter Posdzich und Rüdiger Meier (30 Jahre) sowie Andreas Seltmann, Horst Weller und André Günther (20 Jahre) geehrt.

In den Ruhestand verabschiedet wurden die Pastoren Andreas Günther und Thomas Günther. Den Pastoren Eric Söllner und Frank Eibisch wurde für den gemeinsamen Dienstweg gedankt. Beide hatten während des zurückliegenden Konferenzjahrs ihren Dienst als Pastoren der EmK beendet und wechselten in andere Arbeitsverhältnisse.

Kathrin Posdzich wurde am Sonntag für den Dienst als Pastorin ordiniert. Zwei weitere Personen, Carsten Hallmann und Pedro Freundel, schlossen ihre Ausbildung als Lokalpastoren ab und bleiben so im pastoralen Dienst der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Holger Belke beginnt im September seinen Dienst als Lokalpastor und die dazugehörige Ausbildung.

Für die Mitarbeit im Gemeindedienst wurden Marie Müller, Anke Lober und Michael Brückner begrüßt. Mariana Otto ist als Gemeindepädagogin im Team des Kinder- und Jugendwerks der Ostdeutschen Konferenz sowie in Zwickau-Planitz und Reinsdorf tätig. Simon Kühlein wird das Vorpraktikum als Auftakt zur Ausbildung als Pastor absolvieren.

Die Arbeit als Distriktslaienführerinnen übernehmen Christiane Fritzsch und Anke Lober im Team. Jörg Ringeis hat seinen Dienst als Referent für Finanzen und Ehrenamt begonnen.

 

Weiterführende Links

Programm der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz 2023
Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof 
Film über die Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof

Der Autor

Stephan Ringeis ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit und Rundfunkarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche für die Ostdeutsche Jährliche Konferenz. Darüber hinaus begleitet er Gemeinden, die sich in einer Übergangssituation befinden. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit.ojk(at)emk.de

Zur Information

Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt und gliedert sich in die Distrikte Zwickau und Dresden. Das Parlament hat rund 160 Mitglieder. Es ist zuständig für 112 Gemeinden in 50 Bezirken mit rund 11.000 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand: 31.12.2022).