Konferenztagung zum Change-Prozess Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Veränderung zur Stärkung der Ortsgemeinde

Im Vordergrund sind zwei Bildschirme. Sie zeigen in Programmfenstern einige Kameraperspektiven wie den Gottesdienstraum mit einigen Konferenzteilnehmern an Tischen und den Bischof am Rednerpult. Der unscharfe Hintergrund ist der Gottesdienstraum.
Viel Technik für einen Sitzungstag – die außerordentliche und digital durchgeführte Sitzung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz wurde aus der Stuttgarter Hoffnungskirche übertragen.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Die digital durchgeführte Tagung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz führt den groß angelegten Konferenz-Veränderungsprozess weiter.
4 Minuten

Vor knapp anderthalb Jahren setzte die Süddeutsche Jährliche Konferenz, das für den Raum Süddeutschland zuständige Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), einen weitreichenden Veränderungsprozess in Gang. Mit einer weiteren, außerordentlichen Tagung am vergangenen Samstag, 21. Oktober, setzten die Mitglieder der Konferenz den Prozess fort.

Klarer verstehen, was Gottes Auftrag ist

»Mitten in all diesen Schrecknissen um uns herum tagen wir heute als Süddeutsche Jährliche Konferenz, um darüber zu beraten, wie wir uns als Kirche neu ausrichten.« Mit dieser Aussage eröffnete Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der EmK, die per Internet übertragene außerordentliche Sitzung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Zuvor hatte er den Bezug hergestellt zu den beiden aktuellen Krisenherden im Nahen Osten und in der Ukraine. Es sei wichtig, mit dem Blick auf die »schlimme Realität um uns herum«, die eigenen Probleme und Herausforderungen klarer einzuordnen. So würden manche Dinge anders bewertet werden. Infolgedessen könne manches zurechtgerückt werden, »was uns so unendlich wichtig erscheint das rechte Maß finden«. Er bete dafür, »dass uns der Blick auf die schlimme Realität um uns herum dazu hilft, klarer zu verstehen, wozu Gott uns als Kirche berufen hat und wozu Gott uns gebrauchen will«.

Was »Kirche in Begegnung« bedeutet

Mit dieser Eröffnung wendeten sich die Konferenzmitglieder unter der Anleitung von Stefan Kettner, Dorothea Lorenz und Markus Jung der Fortführung des Veränderungsprozesses zu. Die Superintendenten für die Distrikte Heidelberg, Stuttgart und Nürnberg ermutigten die Jährliche Konferenz dazu, die erste Bündelung der inzwischen eingeschlagenen Schritte aufmerksam aufzugreifen und in einigen Gesprächsrunden zu vertiefen.

Vielzitiertes Motto an diesem Tag war die Aussage »Wir wollen Kirche in Begegnung sein – offen, befreiend, verändernd«. Es gehe darum Kirche, in einem Veränderungsprozess zu sein, der »nicht nur hier diskutiert wird, sondern beherzt und tatkräftig angegangen wird«, beschrieb der Jugendreferent Tobias Zucker die Aufgabe. In größeren Bezirken werde künftig die Arbeit in Teams stattfinden, um damit der »dünneren Personaldecke« besser gerecht werden zu können. Es solle »gabenorientiert und mit voller Motivation« gearbeitet werden können. »Wir wollen neu, vielleicht auch ganz anders als bisher, relevant werden für die Gesellschaft und für die Menschen um uns herum und mehr Resonanz erzeugen – immer in Verbundenheit mit unserem Gott.«

Wie sich der Veränderungsprozess zu einer »Kirche in Begegnung« gestalten lasse, besprachen Arbeitsgruppen unter verschiedenen Aspekten. Dabei ging es um Fragen wie, warum das Arbeitstitel-Motto von »Begegnung« statt des in der Kirche häufig verwendeten Wortes »Beziehung« spricht. Auch der Frage, wie Begegnung »zweckfrei« gestaltet werden könne, dass Menschen sich nicht als »Objekt« kirchlicher Aktionen missbraucht fühlen.

Weitreichendste Veränderung: größere Bezirke

Das im Rahmen der Tagung dargestellte weitreichendste Projekt, ist die Bildung größerer Bezirke. Aktuell seien es rund zwanzig Einheiten, die sich auf Prozesse für das Miteinander in größeren Bezirkseinheiten vorbereiten. Der Heidelberger Superintendent bestätigte in seiner Information zu diesem Teil des Prozesses, dass es in der Wortwahl und Kommunikation der strukturellen Veränderung Missverständnisse in den Gemeinden gegeben habe. So sei mancherorts Angst vor Gemeindeschließungen oder Rückzug aus der Fläche entstanden. Erklärtes Ziel sei jedoch »die Stärkung der Gemeindearbeit vor Ort« durch Entlastung der Gemeinden und des Personals von Verwaltungs- oder Organisationsaufgaben.

Von weiteren »Handlungsfeldern«, wie die verschiedenen Arbeitsbereiche des Veränderungsprozesses genannt werden, gab es im Laufe des Nachmittags ebenfalls Informationen über den Stand der Entwicklung. Für die Handlungsfelder Finanzen und Standortentwicklung gibt es beispielsweise umfangreiche Handreichungen oder Fragebögen, mit denen die Gemeinden sich differenziert mit der jeweiligen Situation befassen können. Die Beratungen für die Bildung größerer Bezirke könnten damit auf Basis von Auswertungen solcher Fragebögen stattfinden.

Das Handlungsfeld »Ehrenamt« berichtet von der Suche nach alternativen Formulierungen, um den missverständlichen Begriff »Laie« zu ersetzen. »Das Problem ist erkannt«, heißt es aus der Arbeitsgruppe. Es lägen Ideen und Anregungen vor. »Eine gute Lösung ist noch nicht in Sicht«, ist der ehrliche Kommentar. Offensichtlich sei es schwerer als gedacht, einen eingebürgerten Begriff zu ersetzen, ohne daraus ein Begriffs-Monstrum zu machen.

Im zwischenzeitlich formierten Handlungsfeld »Kommunikation« fand eine Begegnung mit der für die Schweiz zuständigen EmK-Kommunikationsabteilung statt. Überlegungen für eine möglicherweise eigene Kommunikationsabteilung stünden erst ganz am Anfang. Dass zielgerichtete kirchliche Kommunikation wichtig sei, zeigten jedoch einige Stichproben aus dem Internet, wo an einschlägigen Fundstellen Informationen über die Evangelisch-methodistische Kirche fehlten.

Als Kirche beweglicher werden

»Wir sind Kirche in Begegnung – deshalb suchen und ermöglichen wir Begegnung und lassen uns auch auf unverhoffte Begegnungen ein«, sagte Dorothea Lorenz am Schluss der Beratungen dieses Konferenztags. Dafür brauche es einen klaren Blick für diese Zielsetzung. Das Klein-Klein der einzelnen Beratungen könne dazu führen, dass dieses große Ziel verlorengehen könne. »Wir wollen als Kirche wieder beweglicher werden«, erinnerte sie die Konferenzmitglieder an die Aufgabe, die der Veränderungsprozess bewirken soll. Für das Gelingen des Prozesses sei es nötig, miteinander zu reden. Vielmehr sei es aber nötig, einander zuzuhören. Nur so würde es gelingen, die bevorstehenden Veränderungen für die Gemeinden gut auf den Weg zu bringen.

 

Weiterführende Links

Andacht und Schlusssegen von Bischof Harald Rückert  (PDF)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Für den von der Süddeutschen Jährlichen Konferenz eingeleiteten Veränderungsprozess existiert ein eigenständiger, umfangreicher Internetauftritt: www.emk-sjk-change.de

Auszugsweise Direktlinks zu einzelnen Angeboten aus den Handlungsfeldern: