Süddeutsche Jährliche Konferenz Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Vertrauen auf Gott ist der Motor der Veränderung

Bischof Harald Rückert verpflichtet die Ordinandinnen für das Amt als Pastorinnen der Evangelisch-methodistischen Kirche (von rechts): Denise Courbain, Janina Schmückle, Raphaela Swadosch.
Bischof Harald Rückert verpflichtet die Ordinandinnen für das Amt als Pastorinnen der Evangelisch-methodistischen Kirche (von rechts): Denise Courbain, Janina Schmückle, Raphaela Swadosch.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Mit einem Gemeindetag in Heilbronn endete die Tagung der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Drei Frauen wurden zu Pastorinnen ordiniert.
5 Minuten

Nach drei Sitzungstagen und dem als Konferenzgemeindetag festlich gefeierten Abschluss ist die Süddeutsche Jährliche Konferenz Geschichte. Das einmal jährlich tagende Kirchenparlament für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) im Süden Deutschlands traf unter dem Thema »Veränderung« weitreichende Beschlüsse, auf deren Basis sich die Arbeitsweise in den Gemeinden und Bezirken der Kirche in Süddeutschland stark verändern werden.

Gottes Zusage verändert

»Es war an einem Samstagnachmittag«, so begann Harald Rückert seine Predigt zum Abschluss der Konferenztagung am gestrigen Sonntag in Heilbronn. Der für Deutschland und damit auch für die Süddeutsche Jährliche Konferenz zuständige EmK-Bischof griff das Konferenzthema »Veränderung« auf und wendete es zunächst ins Persönliche. Er erzählte, wie er als Jugendlicher eine Predigt gehört hatte, der er an jenem Samstagnachmittag nachsann. In diesem Nachsinnen habe er die Liebe Gottes in tiefster Weise erfahren. Alle Schüchternheit, alle Selbstzweifel seien »weggeschwemmt« worden, und er habe in diesem Moment gewusst »Gott sagt Ja zu mir!«. Wenn Gott, so folgerte Rückert weiter, da sei »und meinen Namen kennt, verändert sich alles!«. Von da an sei sein Leben nicht mehr so gewesen wie vorher.

Aus dieser Wendung ins sehr Persönliche spannte der Bischof den Bogen zu den anstehenden Veränderungsprozessen, die während der vorausgegangen Konferenztagung für die kirchliche Arbeitin Süddeutschland beschlossen worden waren. Die Herausforderungen dafür seien groß. Gott gebe dafür jedoch auch sein Versprechen »alle Tage, bis ans Ende der Welt« Wegbegleiter zu sein. Dieses Wort aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 28, Vers 20, als Grundlage der Predigt übertrug der Bischof als Zusage »der Kraft und Dynamik für die Zukunft« in die bevorstehenden Aufgaben. Das Vertrauen auf Gottes Zusage »ist der eigentliche Motor, um als Kirche unterwegs zu sein, die eigentliche Kraftquelle, um Dinge zu verändern, die wir im Namen Gottes verändern sollen«. Deshalb müssten noch viele Menschen diese Begegnung mit Gott erfahren, damit ihr persönliches Leben Veränderung und Neuausrichtung erfahre.

Aufgaben zuversichtlich anpacken

Neben dieser persönlichen Dimension gehe es darum, die Neuausrichtung der Arbeit so zu gestalten, dass Menschen außerhalb der Gemeinden auf neue Weise für die verändernde Liebe Gottes erreicht würden. Dazu diene auch der Konferenzgemeindetag, so der Bischof: »Wir sind hier, um unsere Herzen zu öffnen für das Wirken Jesu Christi unter uns, und um unsere Herzen weit machen zu lassen für den Auftrag, den wir gemeinsam haben.« Das müsse nicht alles selbst bewältigt werden. Dafür gelte die Verheißung Jesu: »Ich bin bei dir.« Mit diesem ermutigenden Zuspruch der Begleitung Jesu sandte der Bischof die Konferenzgemeinde in ihre jeweiligen Gemeinden und Aufgaben, um die anstehenden Aufgaben zuversichtlich anzupacken und bewältigen zu können.

Ordination und Ruhestand

Im Vormittagsgottesdienst wurden drei Frauen zu Pastorinnen ordiniert und sieben Pastoren sowie eine Pastorin in den Ruhestand verabschiedet. Ordiniert wurden Denise Courbain, Pastorin der Martha-Maria-Gemeinde in Nürnberg, Janina Schmückle, Pastorin in Ansbach bei Nürnberg, sowie Raphaela Swadosch, die als Pastorin in der Region Kraichgau im nordwestlichen Baden-Württemberg arbeitet. In den Ruhestand verabschiedet wurden die Pastorin Ingeborg Dorn sowie die Pastoren Holger Eschmann, (jeweils zuletzt) Theologische Hochschule Reutlingen, Rolf Held, Kirchhain/Marburg, Reiner Kanzleiter, München, Hans-Christof Lubahn, Karlsruhe, Hans Rudolf Münz, Heidelberg, Eberhard Schilling, Nürnberg, sowie Jonathan Whitlock Heidenheim-Gerstetten.

Veränderung wird konkret

Der dem sonntäglichen Konferenzgemeindetag vorausgehende letzte Sitzungstag war noch einmal geprägt von den letzten noch offenen Anträgen des umfangreichen Grundlagenpapiers mit dem Titel »Veränderung gestalten«. Nach einem Jahr Vorarbeit und drei Beratungstagen war das sechzigseitige Dokument mit den vierundzwanzig Beschlussanträgen diskutiert. Mit großer Mehrheit beschlossendie Mitglieder der Konferenz, den bisher nur diskutierten Veränderungsprozess mit Abschluss der Konferenztagung in Gang zu setzen. Die Einigkeit zeigte sich darin, dass fast alle Anträge im ursprünglichen Wortlaut auf den Weg gebracht wurden. Nur ein Antrag, bei dem es um neue, angemessenere und verständlichere Bezeichnungen von Ämtern und Aufgaben ging, wurde zurückverwiesen, um die vorgesehenen neuen Bezeichnungen noch zu präzisieren.

Jetzt stehen die Gemeinden und Bezirke vor weitreichenden Aufgaben. Zentrales Element des Veränderungsprozesses ist die Bildung »größerer Bezirkseinheiten«. Grund dafür sind die in den nächsten zehn Jahren um rund fünfzig Prozent zurückgehenden Zahlen aktiver Pastoren und Pastorinnen sowie anderer Personen in pastoralen Aufgaben. In diesem Zusammenhang wird auch das Leitungs- und Aufsichtsamt des Superintendenten einer Neubetrachtung unterzogen, um die kirchliche Leitungsebene in diesem Veränderungsprozess gegebenenfalls neu auszurichten.

Im Rahmen der Bildung größerer Bezirke werden Verwaltung und Organisation der Finanzen und der zugehörigen Immobilien zusammengeführt. Dabei wird auch die finanzielle Leistungsfähigkeit der Bezirke analysiert, um finanzielle Chancen und Risiken sowie die zukünftige Entwicklung realistisch abschätzen zu können und Maßnahmen zu treffen, um die Entwicklung positiv beeinflussen zu können.

Die Bildung größerer Bezirke führt notwendigerweise zur Zusammenarbeit in Teams mit unterschiedlichen Aufgaben, Schwerpunkten und beruflichen Ausbildungen. Um dafür eine professionelle Begleitung zu sichern, wird ab Oktober dieses Jahres eine Person zur Personalführung und Personalbegleitung angestellt.

Spannend und Spannungsvoll

Spannende, aber auch konfliktreiche Inhalte birgt das Beschlusspaket unter der Überschrift »Standortentwicklung«. Ziel der Beschlüsse ist die zukunftsfähige Entwicklung von Gemeinden und größeren Bezirken. Dazu gehört auch die Verpflichtung von Gemeinden, regelmäßig neue, nach außen gerichtete Projekte zu starten, um Menschen im Umfeld zu erreichen. Außerdem soll auf Vorschlag der Fachgruppe Gemeindegründung jährlich eine Gemeindegründung in Gegenden und Bereichen, in denen die EmK noch nicht oder nicht mehr vertreten ist, gestartet werden. Die konfliktreiche Seite der Beschlüsse ist die deutlich formulierte Tatsache, dass der Standort einer Gemeinde, die nach Begleitung und Auswertung aller Faktoren nicht mehr zukunftsfähig erscheint, »zeitnah zu beenden« ist. Die Deutlichkeit und Härte dieser Formulierung fand kritische Erwiderung im Plenum der Konferenz, blieb aber mit Verweis auf die umfangreichen Begleitmaßnahmen vor einer möglichen Entscheidung unverändert im Beschlusspaket stehen.

Ehrenamt ehren – auch durch bessere Bezeichnungen

Intensiv, im Grundsatz aber befürwortend, wurden die vorgeschlagenen Begriffe für Aufgaben oder Funktionsbezeichnungen von Ehrenämtern diskutiert. Die Vorschläge zielten darauf ab, Bezeichnungen, in denen der Begriff »Führer« oder »Laie« sowie andere schwierige oder außerhalb der Kirche unverständliche Bezeichnungen vorkommen, durch eindeutigere Begriffe oder Beschreibungen zu ersetzen. Die Diskussion zeigte, dass das Anliegen breite Unterstützung findet, im Blick auf gute und vor allem auch längerfristig tragfähige Formulierungen aber noch intensiver überdacht werden muss. Deshalb wurde das Anliegen zur weiteren Bearbeitung und Wiedervorlage zur nächsten Konferenztagung an die Arbeitsgruppe zurückverwiesen.

 

Weiterführende Links

Ordinationsgottesdienst der Süddeutschen Jährlichen Konferenz in Heilbronn  (You-Tube-Video)
Internetangebot der Süddeutschen Jährlichen Konferenz 

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Süddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens und gliedert sich in die Distrikte Heidelberg, Nürnberg, Reutlingen und Stuttgart. Das Kirchenparlament hat rund 450 Mitglieder und ist zuständig für 220 Gemeinden mit rund 25.300 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand 31.12.2022).
www.emk-sjk.de