Süddeutsche Jährliche Konferenz Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»In Angst steckt eine ungeheure Energie!«

Drei, die sich einig sind, dass Veränderung nötig ist (von links): der Laienprediger Martin Chmel sowie die Grußredner Dietmar Helmer und Georgios Vlantis.
Drei, die sich einig sind, dass Veränderung nötig ist (von links): Martin Chmel, der Prediger im Eröffnungsgottesdienst der Süddeutschen Jährlichen Konferenz, sowie die Grußredner Bürgermeister Dietmar Helmer und der griechisch-orthodoxe Theologe Georgios Vlantis.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Am gestrigen Mittwochabend wurde die Süddeutsche Jährliche Konferenz in der Sankt-Michaelskirche in Fürth eröffnet.
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Vom 21. bis 25. Juni tagt die Süddeutsche Jährliche Konferenz, das Kirchenparlament für die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) im Süden Deutschlands. Gastgeberin ist in diesem Jahr die EmK-Gemeinde im fränkischen Fürth. Dort fand am gestrigen Mittwochabend, dem 21. Juni, der Eröffnungsgottesdienst statt. Die Tagung steht unter dem Thema »Veränderung«.

Veränderung als Chance für die Mission

»Veränderung zu spüren, ist ein Zeichen von Lebendigkeit«, sagte Martin Chmel zu Anfang seiner Predigt, in der er das Thema »Veränderung macht Angst« zu entfalten hatte. Der zur evangelisch-methodistischen Christuskirche in Hersbruck bei Nürnberg gehörende Laienprediger legte dazu die im Galaterbrief beschriebene Auseinandersetzung zwischen Paulus und Petrus aus. In Kapitel 2, Verse 11-21, wird beschrieben, wie die beiden Missionsakteure der noch jungen christlichen Bewegung angesichts der für die Heidenmission nötigen Veränderungen in Streit geraten. Petrus wollte »aus Angst vor den Leuten jüdischer Herkunft« den Neuansatz der Mission aufgeben und drohte in die altbekannten Muster jüdisch-religiöser Regeln und Überzeugungen zurückzufallen.

Chmel, der eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung leitet, beschrieb aus seinem Berufsalltag die Bedeutung von Veränderung für Heilungs- oder Entwicklungsprozesse. Allerdings würden viele, schnell aufeinanderfolgende Veränderungen Angst auslösen. Die durch Veränderungen ausgelöste Spannung zwischen positiver Dynamik und lähmender Angst übertrug Chmel in die Situation der Kirche, auch der Evangelisch-methodistischen Kirche. Paulus habe gegenüber Petrus darauf bestanden, dass der Weg der jungen christlichen Bewegung nur Bestand haben werde, wenn sie sich auf Veränderungen ihrer bisher überkommenen Überzeugungen einließe. Paulus erkannte in der Veränderung die Chance der weiteren Missionsentwicklung.

Kirche lebt die Offenheit für Veränderungen

Mit Verständnis für die bei Petrus erkennbare Angst vor dieser Veränderung bestätigte der Prediger, dass Angst belastend sei und lähmen könne. Allerdings öffnete Chmel auch die Augen für eine andere Sichtweise: »In Angst steckt eine ungeheure Energie!« Deshalb lud er dazu ein, »mit der Liebe Gottes im Rücken« und im Wissen um den Auftrag, »Menschen von dieser Liebe zu erzählen«, die Angst vor Veränderungen zu überwinden. »Wenn uns Angst beschleicht oder überwältigen will«, gehe es darum, »die Energie, die in ihr steckt, aufzunehmen und umzusetzen in Handeln«. So könne ein Weg ins Handeln entdeckt werden, »der aufeinander zuführt und Menschen zum Segen wird«. Der Prediger lässt erkennen, dass er – vom Bibeltext her – die Bereitschaft, für Veränderungen offen zu sein, als Auftrag sieht, auch wenn es nicht einfach sein mag. Geradeheraus endet die Predigt mit: »Dafür sind wir Kirche!«

Veränderung braucht Mut, Kraft und Zuversicht

Bürgermeister Dietmar Helm für die Stadt Fürth und Georgios Vlantis von der Griechisch-orthodoxen Kirche für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern grüßten die Konferenz. Der Bürgermeister beschrieb die fortwährend für die Entwicklung einer Stadt nötigen Veränderungen. »Wir haben nicht alles in der Hand und können nicht alles steuern«, erklärte Helmer, um dann als Christ die Kraftquelle für Veränderung zu beschreiben: »Wir brauchen Mut, Kraft und Zuversicht«, um Veränderungen zu gestalten. Das wünschte Helmer auch den Mitgliedern der Jährlichen Konferenz für die anstehenden Veränderungen.

Dem Evangelium treu zu bleiben, heißt, dem Geist Raum zu geben

Die Griechisch-orthodoxe Kirche und die Evangelisch-methodistische Kirche stünden vor sehr ähnlichen Herausforderungen, sagte der ökumenische Grußredner des Abends. In der Angst vor nötigen Veränderungen stehe der Heilige Geist sowohl als Tröster zur Verfügung, und gleichzeitig sei der Heilige Geist auch der Gestalter des Neuen, erklärte der griechisch-orthodoxe Theologe Vlantis. Allerdings hätten viele Leute Angst vor Veränderungen, »weil sie Angst vor dem Geist haben«. Sie würden dem Geist keinen Raum lassen, weshalb er seine erneuernde, schöpferische Kraft nicht entfalten könne. Sie wünschten sich viel lieber, »dass alles so bleibe wie es ist«. Vlantis plädierte dafür, dem Geist und der Veränderung in ökumenischer Gemeinschaft Raum zu geben, »um dem Evangelium treu bleiben zu können«.

 

Weiterführende Links

Internetpräsenz der Süddeutschen Jährlichen Konferenz 
Information und Programm der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (PDF)
idea-TV zum Auftakt der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (YouTube)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Süddeutsche Jährliche Konferenz ist ein Kirchenparlament der Evangelisch-methodistischen Kirche. Ihr Gebiet umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie Teile Nordrhein-Westfalens und gliedert sich in die Distrikte Heidelberg, Nürnberg, Reutlingen und Stuttgart. Das Kirchenparlament hat rund 450 Mitglieder und ist zuständig für 220 Gemeinden mit rund 25.300 Kirchengliedern und Kirchenangehörigen (Stand 31.12.2022).
www.emk-sjk.de