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Gemeinsam sparen und bauen – Bausparen, eine methodistische »Erfindung«

Aus einer Idee des methodistischen Laienpredigers Georg Kropp entsteht die erste Bausparkasse des europäischen Kontinents – lange Zeit der Inbegriff des Bausparens überhaupt.

Der gelernte Drogist und engagierte Methodist Georg Kropp (1865-1943) entwickelte die Idee des Bausparens. Am 15. Januar 1921 erwarb dieser sonderbare auswärtige Kauz mit den Ersparnissen seiner schwäbischen Frau kurz vor der großen Geldentwertung der 1920er-Jahre, im baden-württembergischen Wüstenrot ein primitives Bauernhäuschen. So wollte sich die naturliebende Kleinfamilie endlich eine eigene Heimstätte schaffen. Niemand ahnte, dass dadurch in Wüstenrot ein neues Kapitel europäischer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte aufgeschlagen würde, denn daraus entwickelte Georg Kropp seine Bausparidee.

Gemeinsam sparen, gemeinsam bauen

Kropps Grundidee war, Menschen mit geringem Einkommen zu Wohneigentum zu verhelfen. Dazu diente die einfache Überlegung, dass eine Familie, die ein Haus bauen möchte und dafür jedes Jahr 1.000 Mark spart, etwa zehn Jahre sparen muss, ehe sie mit dem Bau beginnen kann. Damals, in den 1920er-Jahren kostete der Bau eines Einfamilienhauses etwa 10.000 Mark. Sparen aber zehn Familien als Gemeinschaft, kann der erste bereits nach einem Jahr bauen, der zweite nach zwei Jahren und so weiter. So kommen neun Familien eher zu einem Haus als ihnen das allein möglich gewesen wäre. Wenn zwischenzeitlich zu den zehn Familien noch weitere zu dieser Gemeinschaft stoßen, muss keiner allzu lange auf sein eigenes Haus warten. Damit war der Bauspargedanke als Kollektivsparsystem geboren. Im Laufe der Jahre breitete sich diese Idee weltweit rasant aus. Georg Kropp gilt deshalb als Vater der Bausparbewegung.

Als Methodist sozial engagiert

Georg Kropp war methodistischer Laienprediger und seine christliche Grundeinstellung prägte ihn auch im Hinblick auf seine soziale Verantwortung. Als begnadeter Redner konnte er die Menschen seiner Zeit für seine Bausparidee begeistern. Unter seiner Führung begann 1920 die Arbeit des Vereins »Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot e. V.« (GdF), aus dem 1926 die erste Bausparkasse in Deutschland hervorging.
Die seit 1930 in Ludwigsburg ansässige und heute zum W&W-Konzern (Wüstenrot und Württembergische) gehörende Bausparkasse, wie auch ihre europäischen Schwesterinstitute haben den Namen der kleinen baden-württembergischen Gemeinde Wüstenrot über Deutschland und Österreich hinaus in ganz Europa bekanntgemacht. Bis heute weiß sich die Bausparkasse Wüstenrot ihrem Gründer verbunden und hat im rund fünfzig Kilometer nördlich von Stuttgart gelegenen Wüstenrot ein Bauspar-Museum mit sieben Ausstellungsräumen eingerichtet.
Zwei weitere Methodisten prägten die Bausparidee wesentlich mit. Johannes Lubahn (1879-1969) brachte die beamteneigene Bausparkasse »Heimstättengesellschaft« der deutschen Beamtenschaft mbH, das heutige BHW, mit auf den Weg. Er und Georg Kropp trafen sich mehrfach und tauschten ihre teilweise auch unterschiedlichen Vorstellungen aus. Auch Erwin Boesler, Ehemann von Charlotte Kropp war der Bausparidee seines Schwiegervaters Georg Kropp verpflichtet. Er prägte nach dem Krieg wesentlich die Entwicklung der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Von 1946 bis 1972 war er dort im Vorstand und ab 1965 Vorstandsvorsitzender.

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