Zum Tod von Hans Michalski Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Diener der Kirche, Prediger des Evangeliums und Brückenbauer

Das Bild enthält zwei Teile: links Hans Michalskis: schütteres Haar, Oberlippen- und Kinnbart, dunkler Anzug, hellblaues Hemd und dunkle Krawatte, lächelnder Blick; rechts die Lebensdaten: geboren am 19. Dezember 1940, gestorben am 9. September 2024.
Nach zweimaliger Flucht fand Hans Michalski seinen Lebensmittelpunkt und seinen Dienstauftrag als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Berlin. Jetzt starb er im Alter von 83 Jahren.
Bildnachweis: Claudia Stötzer; Collage: Ralf Würtz
Hans Michalskis Leben war von Flucht und Neuanfängen geprägt. Trotzdem fand sich dann eine Konstante: Berlin. Jetzt starb er im Alter von 83 Jahren.
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Am vergangenen Montag, 9. September, verstarb Hans Michalski. Als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hatte er Dienstzuweisungen an verschiedene Gemeinden in Berlin. Seine letzte dienstliche Beauftragung hatte er als Superintendent für den Berliner Distrikt. Seit 2005 lebte er im Ruhestand. Jetzt verstarb er im Alter von 83 Jahren.

Neuer Lebensmittelpunkt in Berlin

Seit seiner »Republikflucht«, so Hans Michalskis eigener Eintrag im Lebenslauf, war der Westen Berlins sein ständiger Lebensmittelpunkt. Ende September 1960 war er von Dresden nach West-Berlin gelangt, wo er seine weitere Lebensperspektive entfalten konnte. Geboren wurde er als fünftes von sechs Kindern im Dezember 1940 in Neutomischel (heute Nowy Tomyśl). Der gut hundert Kilometer östlich von Frankfurt an der Oder gelegene Ort gehörte damals zum Regierungsbezirk Posen im Deutschen Reich und liegt heute im Westen Polens. Nach dem Ende des Krieges gelangte die Familie auf der Flucht zunächst in die Nähe von Genthin nordöstlich von Magdeburg. Im Jahr 1951 erfolgte der Umzug nach Dresden. Dort schloss er die Schule mit dem Abitur ab. Nach einem Jahr in der »Sozialistischen Produktion« nahm er Anfang September 1960 in Leipzig das Studium zum Sportlehrer auf. Noch im selben Monat schrieb sich in seine Biografie eine weitere Flucht ein: Er machte sich von Leipzig auf den Weg nach West-Berlin, um dort noch einmal ganz neu anzufangen.

Prediger – eine andere Weise des Lehrerseins

Nach Anerkennung seines DDR-Abiturs nahm Michalski 1961 den Weg zum Lehramt wieder auf. Er studierte an der Universität in Frankfurt am Main die Fächer Latein, Religion und Sport. Bereits ein Jahr später bewarb er sich für den pastoralen Dienst in der damaligen Ostdeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelischen Gemeinschaft. Von 1962 an studierte er am »Predigerseminar« in Reutlingen (heute Theologische Hochschule Reutlingen) und von 1963 bis 1968 an der Universität Tübingen Theologie.

Ab 1968 waren seine pastoralen Dienstzuweisungen ausschließlich in Berlin. Zunächst für die Immanuelgemeinde in Berlin-Wedding, die 1973 mit der Lindenkirche in Wittenau vereinigt wurde. Von 1974 an war er fünfzehn Jahre Pastor in der Ruferkirche in Berlin-Reinickendorf, danach von 1989 bis 1995 Pastor der Christuskirche in Berlin-Kreuzberg. Der letzte berufliche Abschnitt war die Berufung als Superintendent für den Distrikt Berlin. Dieser umfasste nach der politischen und kirchlichen Wiedervereinigung die Gemeinden im Nordosten Deutschlands – ein großflächig zu bereisendes Dienstgebiet. Zehn Jahre übte Michalski dieses Amt aus, bevor er 2005 in den Ruhestand ging.

Neben seinen Aufgaben im Gemeindedienst und als Superintendent engagierte sich Michalski auch in sozialdiakonischen Aufgaben der Kirche. So war er Vorsitzender des evangelisch-methodistischen Sozialwerks Berlin und mehrere Jahre Mitglied im Diakonischen Rat des Diakonischen Werkes Berlin. Außerdem war er Mitglied im Ökumenischen Rat Berlin sowie bis zu seinem Ruhestand mehrere Jahre auch Vorsitzender der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft der Freikirchen in Berlin. Die theologische Ausbildung in der Kirche begleitete er aktiv als Mitglied im Verwaltungsrat der Theologischen Hochschule Reutlingen. In seinem Ruhestand übernahm er während pastorenloser Zeiten viele Dienste in der EmK-Gemeinde Neubrandenburg. Dort wird er schmerzhaft fehlen.

Prädestinierter Brückenbauer

Zeitlebens ging Michalski ganz in seinem Dienst als Pastor auf. In seinen Gemeinden und auch in der Zeit als Superintendent kannte sein Einsatz kaum Grenzen. Ein besonderes Anliegen war ihm das Zusammenwachsen von Ost und West innerhalb der neu formierten Norddeutschen Jährlichen Konferenz (NJK), die aus Bereichen der EmK im vorigen Ost- und Westdeutschland zusammengeführt wurde. Ob es dabei um die Sanierung der Dienstwohnungen in den NJK-Gebieten aus der ehemaligen DDR ging oder um eine schnelle Angleichung der Gehälter. Der durch seinen Lebensweg in beiden Teilen Deutschlands erfahrene Pastor und Superintendent setzte sich dafür mit großer Beharrlichkeit ein. Die Erfahrung beider Welten machte ihn zu einem guten Brückenbauer.

»Hans Michalski war ein offener, fröhlicher und geselliger Mensch«, beschreibt Gabriel Straka, der jetzt für den Distrikt Berlin zuständige Superintendent, die Persönlichkeit des jetzt Verstorbenen. Mit ihm habe man nicht nur über Kirche und Theologie reden können, sondern auch über Sport, Politik und andere Alltagsthemen. Besonders hebt Straka Michalskis Verkündigung hervor, die geprägt war »von froher Glaubensgewissheit und zugleich sozialer Verantwortung«. Nur zeitlose Richtigkeiten zu predigen, sei nicht Michalskis Stil gewesen. »Er knüpfte stets an Aktuelles an und thematisierte, was die Menschen bewegte.«

Im Alter von 83 Jahren starb er am vergangenen Montag. Er hinterlässt seine Ehefrau sowie aus erster Ehe zwei erwachsene Kinder und fünf Enkel.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Trauerfeier zum Tod von Hans Michalski findet statt am Samstag, 28. September 2024, um 15 Uhr in der evangelisch-methodistischen Christuskirche Berlin-Kreuzberg, Dieffenbachstr. 39, 10967 Berlin. Die Urnenbeisetzung findet später im engsten Familienkreis statt.