Zum Gedenken an Richard B. Wilke Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Glaubensschritte-Autor verstorben

Links: Ein älterer Mann mit Stirnglatze und Brille lächelt freundlich. Mitte: Name und Lebensdaten von Bischof Wilke und das Bischofszeichen. Rechts: Ein Handbuch von »Glaubensschritte« mit Spiralbindung und eine Seite dieses Handbuchs.
Richard Byrd Wilke, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche und Autor des Bibelkurses »Glaubensschritte – Nachfolge einüben durch Bibelstudium« verstarb am Ostersonntag im Alter von 94 Jahren.
Bildnachweis: Mike DuBose (Wilke), Klaus Ulrich Ruof (Glaubensschritte)
Bischof Richard Wilke starb am Ostersonntag, 20. April, im Alter von 94 Jahren. Er entwickelte zusammen mit seiner Frau den Bibelkurs »Glaubensschritte«
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Am Ostersonntag, 20. April, verstarb Bischof Richard Byrd Wilke. Von 1984 an war er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1996 Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für die Jährliche Konferenz Arkansas in den Vereinigten Staaten. Er wurde 94 Jahre alt.

Bibelwissen und Gemeindewachstum fördern

In der Evangelisch-methodistischen Kirche wurde Wilke weltweit bekannt durch den in Deutschland unter dem Titel »Glaubensschritte – Nachfolge einüben durch Bibelstudium« erschienenen Bibelkurs. Diesen hatte er zusammen mit seiner Frau, Julia Wilke, Mitte und Ende der 1980er-Jahre während seiner Zeit als Bischof für Arkansas entwickelt. Anlass dafür war der abnehmende Gottesdienstbesuch und das dramatisch schwindende Bibelwissen, das er in den Gemeinden seines bischöflichen Verantwortungsbereichs wahrnahm.

Unter verlegerischer Begleitung des in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee ansässigen internationalen Verlagshauses der EmK (United Methodist Publishing House) entstand die mehrteilige Bibelstudienreihe »Disciple: Becoming Disciples Through Bible Study«. Mit diesem in Gruppen durchgeführten Bibelstudium sollte grundlegendes biblisches Wissen vermittelt werden. Außerdem sollten damit die Gemeinden in ihren Bemühungen um Gemeindewachstum unterstützt werden.

Die Bibel lesen und sich als Gruppe austauschen

Der Erfolg gab dem Bischof recht. Über Jahre hinweg und bis heute ist dieser Kurs mit seinen verschiedenen Teilen eine viel nachgefragte Veröffentlichung über den englischen Sprachraum und die USA hinaus. Übersetzt wurde der Bibelkurs in mehrere Sprachen, darunter 1994 auch in Deutsch.

Die Wirkung des Kursmaterials entstand durch die von dem Ehepaar entwickelte Idee aus der Verbindung täglicher biblischer Leseabschnitte, auf Video aufgezeichnete Vorträge von Bibelwissenschaftlern und wöchentlicher Kleingruppentreffen. In jener Zeit waren diese Treffen im Rahmen der Gemeindearbeit ein neues Element und wegen des damit verbundenen Austauschs unter den Teilnehmern für den Erfolg dieses Kursangebots maßgeblich.

Wilke selbst berichtete später, wie ihm in seiner Zeit als Bischof bewusst geworden war, »wie isoliert und einsam die Menschen waren und wie wenig sie die Bibel kannten«. Gleichzeitig habe er sich daran erinnert, »wie John Wesley vielbeschäftigte, berufstätige Menschen durch Unterrichtstreffen erreichte«. Diese Idee habe er auf ein Gruppen-Bibelstudium übertragen. Dabei sollte es nicht einzelne Lehrpersönlichkeiten geben, die Vorträge hielten. Vielmehr sollten Lehre und Austausch während Gruppentreffen stattfinden. Dort fiel einzelnen Personen die Aufgabe der Gruppenleitung zu, um das Gespräch, den biblischen Austausch und das gemeinsame Gebet zu fördern. Die biblisch-theologische Kompetenz sollte durch das begleitende Handbuch und durch Video-Beiträge namhafter Theologen in die Gruppenbegegnung eingebracht werden.

»Richard und Julia Wilke trugen dazu bei, die evangelisch-methodistische Art und Weise neu zu beleben, auf Gottes Ruf zu reagieren und wie Jesus zu leben und zu lieben«, erinnert sich der damalige, inzwischen pensionierte Verleger und Präsident des evangelisch-methodistischen Verlagshauses, Neil Alexander, an die Leidenschaft des Autoren-Ehepaars.

Coming-out mit Folgen

Aufgrund von Erfahrungen in seinem persönlichen Umfeld setzte sich Wilke während der späteren Zeit seiner Pensionierung für die volle Inklusion von LGBT-Personen (Sammel-Abkürzung für nicht-heterosexuelle Menschen) im kirchlichen Leben ein. Das Coming-out seiner Tochter Sarah hatte ihn dazu bewogen, sich erneut intensiv mit der Bibel zu beschäftigen. »Wenn wir Christus nachfolgen wollen, wie können wir dann die LGBT-Gemeinschaft angesichts des Wirkens Jesu ablehnen?«, schrieb er in einer damals vielbeachteten Veröffentlichung. Von da an war sein weiteres Engagement davon geprägt, Menschen anzuleiten, im Glauben an die Lehren Jesu eine liebevolle und integrative Glaubensgemeinschaft zu bilden.

Richard Wilke hinterlässt seine vier Kinder und deren Ehepartner, sowie neun Enkel und 13 Urenkel.

 

Weiterführende Links

Meldung zum Tod von Bischof Richard Wilke bei UMNews

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.