Ukraine – Fluchterfahrungen Von Andrzej Malicki, Urs Schweizer  | 

»Miroslawa« – die Friedliebende

Miroslawa inmitten ihrer Geschwister und Eltern.
Miroslawa inmitten ihrer Geschwister und Eltern. Normalerweise dürfen Männer nicht aus der Ukraine ausreisen. Wenn sie drei oder mehr Kinder haben, dürfen sie das jedoch.
Bildnachweis: EmK Polen
Fast zwei Millionen Menschen sind den Kriegswirren in der Ukraine entflohen. Eine Geschichte erzählt, dass es nicht »Ströme« sind, sondern Menschen.
2 Minuten

Eine siebenköpfige Familie machte sich aus Charkiw in der Ostukraine Richtung Westen auf die Flucht. Rund 1.200 Kilometer waren es bis an die Grenze zu Polen. Weitere zweihundert Kilometer westlich erreichen sie die Stadt Radom. Dort, rund einhundert Kilometer südlich von Warschau, muss die Reise plötzlich unterbrochen werden. Die hochschwangere Frau kann nicht mehr weiter, weil die Geburt ihres Kindes einsetzt. Dem Neugeborenen geben die Eltern einen bedeutungsvollen Namen: Miroslawa – die Friedliebende.

Matratzen im Kirchsaal

Zwei Tage später erreichen sie Warschau. Dort finden sie in der Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) Zuflucht – wie schon gut hundert Personen in den Tagen zuvor. Sie schlafen auf in den Kirchensaal gelegten Matratzen und erhalten Essen, Kleidung und Hygieneartikel. In Superintendent Andrzej Malicki finden sie einen Seelsorger, mit dem sie sich auch ohne Englisch-Kenntnisse verständigen können. Malicki hört ihnen zu, betet mit ihnen und liest mit ihnen in der Bibel. Mit der geflüchteten Familie hält er die Frage aus: Wo ist Gott?

Am Sonntag, wenn Gottesdienst gefeiert wird, werden die Matratzen zur Seite geräumt. Wohl aber ist, was unter der Woche geschieht, mindestens ebenso sehr Gottesdienst. Die Verantwortlichen in der Warschauer EmK-Gemeinde richten aktuell einen weiteren Raum für Flüchtlinge her. Damit erweitern sie die Beherbergungskapazitäten, weil viele der aus der Ukraine Geflüchteten zunächst den Weg über Warschau nehmen. So kann die Gemeinde auf die Not der Menschen eingehen und ihnen auf dem Weg eine Pause ermöglichen.

Mit den Geldspenden aus der Schweiz, aus Deutschland und aus den Vereinigten Staaten kaufen die Gemeinde-Verantwortlichen Matratzen, Kissen, Schlafsäcke, Kleider, Schuhe und Lebensmittel. In der Regel bleiben die Menschen nur kurz in Warschau. Zwei Nächte müssen genügen, um zur Ruhe zu kommen und sich zu stärken. Dann reisen sie weiter. Die nächsten Geflüchteten auf der Suche nach Zuflucht, Schutz, Stärkung und Kleidung lassen nicht lange auf sich warten.

Den Frieden leben

Zahlreiche polnische EmK-Gemeinden sind in ähnlicher Weise aktiv und versuchen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Not der Menschen aus der Ukraine zu lindern. In Stare Juchy, rund 250 Kilometer nördlich von Warschau, besitzt die EmK ein Jugendzentrum. In der dortigen Beherbergungs-Infrastruktur werden in diesen Tagen Vorkehrungen getroffen, um ebenfalls Flüchtlinge aufzunehmen. Auch wenn sie nicht alle ein neugeborenes Mädchen mit Namen Miroslawa beherbergen, eint sie die Hoffnung auf Frieden und der Wille, diesen in den herausfordernden Erfahrungen dieser Tage zu leben.

Die Autoren

Andrzej Malicki ist Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche in Warschau (Polen). Urs Schweizer ist Assistent im Züricher Büro des für die EmK-Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa zuständigen Bischofs Dr. Patrick Streiff. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Spendenmöglichkeit
Die EmK-Weltmission nimmt Spenden für Hilfsmaßnahmen infolge des Krieges in der Ukraine entgegen und koordiniert den Einsatz dieser Spenden zusammen mit anderen Hilfswerken. Unter dem Stichwort »Ukraine« können Zuwendungen auf das Konto der EmK-Weltmission überwiesen werden.

EmK-Weltmission
IBAN: DE65 5206 0410 0000 4017 73
BIC: GENODEF1EK1
Für eine Zuwendungsbescheinigung sind im Verwendungszweck Namen, Straße und PLZ anzugeben

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Kontakt zur EmK-Weltmission:
Telefon: 0202 7670190, Fax: 0202 7670193
E-Mail: weltmission(at)emk.de, Web: www.emkweltmission.de