Wenn Wege sich trennen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Trennung respektvoll und fair gestalten

Bitte um mehr Respekt und Fairness. Drei europäische EmK-Bischöfe schreiben einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Wesleyan Covenant Association.
Bitte um mehr Respekt und Fairness. Drei europäische EmK-Bischöfe schreiben einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Wesleyan Covenant Association (von links): Bischof Dr. Patrick Streiff, Bischof Christian Alsted, Bischof Harald Rückert.
Bildnachweis: Sigmar Friedrich (Streiff), Klaus Ulrich Ruof (Alsted, Rückert)
Drei europäische EmK-Bischöfe schreiben einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Wesleyan Covenant Association. Sie bitten um Respekt und Fairness.
3 Minuten

Drei für europäische Zentralkonferenzgebiete zuständige Bischöfe der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) wandten sich mit einem offenen Brief an die »Wesleyan Covenant Association« (WCA). Anlass für die darin geäußerte Kritik war der Umgang mit dem jüngst erfolgten Austritt der Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien aus der EmK und der in diesem Zusammenhang sofort erklärte Beitritt zur in Gründung befindlichen »Global Methodist Church« (GMC).

Offener Brief kritisiert WCA-Führungskräfte

Christian Alsted, Bischof für Nordeuropa und das Baltikum, Patrick Streiff, für Mittel- und Südeuropa zuständiger Bischof, und der für Deutschland zuständige Bischof Harald Rückert kritisieren in dem öffentlich gemachten Schreiben das Verhalten der WCA-Führungskräfte. Die in den Vereinigten Staaten beheimatete und inzwischen in der EmK weltweit agierende konservative Lobbygruppe bezeichnet sich nach eigenen Worten als »weltweiten Zusammenschluss von Ortsgemeinden, Laien, Geistlichen und regionalen Gruppierungen, die mit gleichgesinnten, rechtgläubigen Christen zusammenarbeiten wollen, um eine neue weltweite methodistische Kirche aufzubauen«. Ihrer Zielsetzung gemäß unterstützt die WCA vielerorts Personen, Gruppen, Gemeinden und Konferenzen in ihren Bemühungen, sich von der Evangelisch-methodistischen Kirche zu trennen.

Der beabsichtigte Austritt der Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien war erst kurz vor der Konferenztagung angekündigt worden. Patrick Streiff, der zuständige Bischof, erklärte den Antrag in der vorgelegten Form für nicht zulässig, da er die in der Verfassung, Lehre und Ordnung der EmK niedergelegten Regelungen missachte. Eine vom Bischof angebotene Klärung durch den Rechtshof der Kirche, das oberste bindend rechtsprechende Organ der EmK, wollten die Konferenzmitglieder nicht abwarten. Ohne den Vorsitz des zuständigen Bischofs wurde einstimmig der Austritt aus der EmK beschlossen und der Beitritt zur Global Methodist Church mit Wirkung zum Gründungsdatum der neuen Kirche am 1. Mai dieses Jahres angekündigt.

Auf diesem Hintergrund und mit folgenden Kommentierungen des Geschehenen durch Führungskräfte der WCA und GMC wählten die europäischen Bischöfe die ungewöhnlich öffentliche Form, ihre Kritik und Enttäuschung zu äußern: »Wir hätten von der ›Wesleyan Covenant Association‹ und von ›Good News‹ erwartet, dass sie unsere Ordnung achten und respektvolle Wege zur Trennung fördern«.

Angesichts der Situation, in der sich die weltweite EmK besonders seit der außerordentlichen Generalkonferenz im Februar 2019 befinde, seien Wege zur Trennung der Kirche absehbar. Als Bischöfe hätten sie deshalb Dokumente erstellt, in denen die verschiedenen Entscheidungsprozesse dargelegt seien, um auf den verschiedenen Ebenen der Zentralkonferenzen, Jährlichen Konferenzen und Ortsgemeinden Wege zu einer respektvollen Trennung zu gestalten. Sie seien als Bischöfe zwar »der Evangelisch-methodistischen Kirche verpflichtet«, aber »gleichermaßen« auch denen, »die anders denken«. Diese Haltung sei sogar, so schreiben die drei Autoren des offenen Briefs, in einem Blogbeitrag im Magazin von »Good News« anerkennend als »brillantes Führungsverhalten« bezeichnet worden.

Trennung: »faszinierend« und »mutig«

Aus Sicht der drei europäischen Bischöfe hätten ihrerseits die Führungskräfte der WCA und der in Entstehung befindlichen Global Methodist Church respektvolles Führungsverhalten missen lassen. Tom Lambrecht, EmK-Pastor im US-amerikanischen Wisconsin und Vizepräsident von Good News, der das »brillante Führungsverhalten« der europäischen Bischöfe hervorgehoben hatte, kommentierte den Austritt der rumänischen und bulgarischen Methodisten aus der EmK als »faszinierenden Bericht«. Das WCA-Vorstandsmitglied Chris Ritter beschrieb in einem Blogbeitrag die »jüngsten Aktionen der Konferenz Bulgarien-Rumänien« als »mutige Beharrlichkeit des traditionellen, methodistischen, christlichen Glaubens«.

Respekt und Fairness

Solche Reaktionen, so die Meinung der europäischen Bischöfe, werfen Fragen auf nach dem Führungsverhalten der »Verantwortlichen der Wesleyan Covenant Association und der Global Methodist Church«. Es gehe dabei nicht um die Tatsache der Trennung an sich, sondern darum, dass die Wege zu einer Trennung respektvoll und fair gestaltet würden. Sie selbst wüssten sich dazu weiterhin verpflichtet »obwohl uns das, was wir erlebt haben, enttäuscht hat«.

Rechtshof wird den Vorgang klären

Die Entscheidung der Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien und deren Umstände wurden gemäß der Ordnung zwischenzeitlich von Bischof Streiff zur Klärung der rechtlichen Belange an den Rechtshof der Kirche weitergeleitet.

 

Weiterführende Links

Offener Brief an die Wesleyan Covenant Association (Deutsch)
Open Letter to the Wesleyan Covenant Association (Englisch)
Information zur Entscheidung der Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien
Brillantes Führungsverhalten/Stellar Leadership (Blogbeitrag von Tom Lambrecht, Englisch)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Wesleyan Covenant Association
»Obwohl wir Trennung bedauern, ist nachhaltig zu betonen, dass sie um der umfassenderen Sendung der gesamten Kirche willen notwendig ist.« Mit diesem Satz in der Selbstbeschreibung der Wesleyan Covenant Association (WCA) beschreibt die konservative, nach eigenen Angaben »orthodox« ausgerichtete Gruppierung ihre Zielsetzung innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche. (EmK) Die ursprünglich in den Vereinigten Staaten innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche entstandene traditionalistische Lobbygruppe will »gleichgesinnte, rechtgläubige (orthodoxe) Christen« zusammenbringen, um eine neue methodistische Kirche zu gründen. Ansatzpunkt für dieses Ziel zur Abspaltung von der EmK war vor allem die jahrzehntelange innerkirchliche Diskussion über den Umgang mit Homosexualität und Homosexuellen innerhalb der Kirche.
wesleyancovenant.org/

Good News
Die in den Vereinigten Staaten innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche unter dem Namen »Good News« (Gute Nachricht) firmierende Gruppe ist seit 1967 aktiv. Nach eigenen Angaben will Good News »das klassische evangelische Zeugnis und den Dienst für Wiederbelebung und Erneuerung innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche« einbringen. Ziel sei, »alle Menschen innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche zu einer treuen und lebendigen Praxis des rechtgläubigen (orthodoxen) wesleyanischen Christentums zu führen«. »Good News« ist auch der Titel eines Magazins, das die Gruppe herausgibt. Zusammen mit der später entstandenen Wesleyan Covenant Association und anderen konservativen Lobbygruppen markierte Good News zunehmend die sich an der Debatte über den Umgang mit Homosexualität und mit Homosexuellen festmachenden Trennungslinien in der Kirche.
goodnewsmag.org/