Methodismus in Osteuropa Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Slowakische Methodisten verlassen die EmK

Die Methodisten der Slowakei verlassen die Evangelisch-methodistische Kirche. Die bulgarischen Methodisten haben diesen Schritt schon im April vollzogen. Die rumänischen Methodisten wollen die EmK ebenfalls verlassen.
Die Methodisten der Slowakei verlassen die Evangelisch-methodistische Kirche. Die bulgarischen Methodisten haben diesen Schritt schon im April vollzogen. Die rumänischen Methodisten wollen die EmK ebenfalls verlassen. Farblegende: Zentralkonferenz Nordeuropa (blau) und Eurasien (orange); Zentralkonferenz Deutschland (grün); Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa (rot).
Bildnachweis: EmK, Bearbeitung Ralf Würtz
Am vergangenen Samstag beschloss der slowakische Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche, sich der Globalen methodistischen Kirche anzuschließen.
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Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist im Gebiet der Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa erneut von einer Abspaltung eines Teils der Kirche betroffen. Die für die Slowakei zuständige Distriktskonferenz beschloss am vergangenen Samstag, dem 15. Oktober, mit sofortiger Wirkung die Trennung von der EmK und den Anschluss an die Globale methodistische Kirche (Global Methodist Church, GMC).

Trauer über die Trennung

»Mit großer Trauer« habe er diesen Beschluss zur Trennung von der EmK vernommen, schrieb der für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa und damit auch für das Gebiet der Slowakei zuständige Bischof Patrick Streiff. In seinem Schreiben weist er darauf hin, dass der Beschluss nicht überraschend komme.

Die EmK-Verantwortlichen in der Slowakei hätten schon länger deutlich gemacht, dass sie nur in einer Kirche bleiben wollten, die in ihrer Haltung zur Homosexualität die traditionelle Sichtweise und den Wortlaut der bisherigen Ordnung der Kirche bewahre. Deshalb hatte sich der slowakische Teil der EmK auch nicht an Gesprächen eines Runden Tisches innerhalb der zuständigen Zentralkonferenz beteiligt, in denen die Gestalt einer gemeinsamen Zukunft trotz unterschiedlicher Sichtweisen in diesen Fragen ausgelotet werden sollte.

Austritt erfolgt unautorisiert

»Die Distriktskonferenz in der Slowakei hat ihre Entscheidung getroffen, ohne sich auf die Kirchenordnung abzustützen oder durch sie autorisiert zu sein«, kritisiert Bischof Streiff den Beschluss. Dieser erfolge im Vorfeld der im November stattfindenden außerordentlichen Tagung der Zentralkonferenz, die für das Bischofsgebiet Mittel- und Südeuropa das Thema der Bewahrung der Einheit trotz unterschiedlicher Überzeugungen im Blick auf Homosexualität aufgreifen werde, die jetzt zum Austritt des slowakischen Distrikts geführt hätten.

Zur Zentralkonferenz-Tagung würden die Ergebnisse der Beratungen des Runden Tischs vorgestellt, um daraufhin die Möglichkeiten eines weiteren gemeinsamen Weges zu diskutieren. Darauf hätten die Verantwortlichen in der Slowakei nicht länger warten wollen, schreibt Streiff mit Verweis auf den Bericht des zuständigen Superintendenten. Weiter schreibt er: »Ich bin traurig, dass das langjährige und wirksame gemeinsame Zeugnis für unseren Glauben an Christus und unsere kirchlichen Beziehungen in der Zentralkonferenz durch ihr einseitiges Vorgehen durchschnitten wurden.«

Der Grund für die Trennung

Hintergrund für die jetzt erfolgte Trennung ist die innerhalb der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche seit vielen Jahrzehnten anhaltende Diskussion über sexualethische Fragen. Dabei geht es im Besonderen um Homosexualität, die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und die Ordination Homosexueller für den pastoralen Dienst.

Die im Mai dieses Jahres gegründete Globale methodistische Kirche (GMC) ist ausdrücklich wegen dieser Auseinandersetzungen entstanden. Sie bietet sich als Sammelbecken für diejenigen an, die in Ordnungs- und Auslegungsfragen ausschließlich die traditionelle Sichtweise bewahren wollen und nicht in einer Kirche leben können, die auch Menschen ein Zuhause bietet, die in diesen Fragen eine andere Sichtweise haben. Im Vorgriff auf die Gründung der neuen methodistischen Denomination hatte bereits im April dieses Jahres der bulgarische Distrikt die sofortige Trennung von der EmK beschlossen und den Beitritt zur GMC angekündigt. Der rumänische Distrikt hat die Trennung von der EmK angekündigt, will diese jedoch in einem der kirchlichen Ordnung entsprechenden Verfahren vollziehen.

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der Evangelisch-methodistischen Kirche, Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa
Informationen zum (bisherigen) EmK-Distrikt Slowakei

 

[3.11.2022] Hinweis: In der Erstfassung des Artikels war in der Kartendarstellung Kroatien versehentlich noch als Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche dargestellt. Die methodistische Arbeit in Kroatien hat sich der Global Methodist Church angeschlossen.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Der slowakische Distrikt der Evangelisch-methodistischen Kirche
In der Slowakei zählte die Evangelisch-methodistische Kirche bisher 233 Kirchenglieder in 12 Ortsgemeinden, die von acht aktiven pastoralen Mitarbeitern, davon vier im ordinierten Dienst und vier im Dienst als Lokalpastoren, betreut wurden. Die Anfänge methodistischer Arbeit in der Slowakei gehen ins Jahr 1920 zurück, als Missionare aus den USA in der damaligen Tschechoslowakei zu wirken begannen. Der slowakische Distrikt bildet zusammen mit dem zahlenmäßig größeren tschechischen Distrikt eine Jährliche Konferenz, das für diese Region zuständige Kirchenparlament der EmK.

Zentralkonferenz
Die außerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika befindlichen Gebiete der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) sind in Zentralkonferenzen organisiert. In Europa sind dies die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa, die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien sowie die Zentralkonferenz Deutschland. Diese drei Zentralkonferenzen erstrecken sich über 30 Länder und zehn Zeitzonen in Europa und Asien. Weitere Zentralkonferenz-Gebiete gibt es in Afrika und Asien.

Die Zentralkonferenzen sind der Generalkonferenz, dem höchsten Leitungsgremium der EmK, nachgeordnet und für die jeweilige Region zuständig. Sie tagen alle vier Jahre, um formale, finanzielle und die Ordnung der Kirche betreffende Entscheidungen zu treffen. Darüber hinaus werden in den Zentralkonferenzen die für diese Region verantwortlichen Bischöfe oder Bischöfinnen gewählt oder deren Amtszeit verlängert. Für die Zentralkonferenz Deutschland ist Harald Rückert der zuständige Bischof. Für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa ist Dr. Patrick Streiff zuständig. Die Bischöfe Christian Alsted und Eduard Khegay sind für die Zentralkonferenz Nordeuropa und Eurasien zuständig.

Global Methodist Church (Globale methodistische Kirche)
Die »Global Methodist Church« (GMC) wurde am 1. Mai 2022 gegründet. Anlass für die Gründung und Abspaltung von der Evangelisch-methodistischen Kirche ist die ausdrücklich traditionelle Haltung dieser neuen methodistischen Denomination in Fragen zur Homosexualität und den damit verbundenen Festlegungen in der Ordnung der Kirche sowie die erneute Verschiebung der Generalkonferenz der EmK ins Jahr 2024. Anlässlich der bis dahin aufgeschobenen kirchenpolitischen Entscheidungen hinsichtlich des Umgangs mit der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Ordination Homosexueller entschieden sich die Verantwortlichen der GMC, mit der Gründung nicht auf eine ordentliche Entscheidung der Generalkonferenz zu warten.