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Distrikt Zwickau – Superintendent Dr. Thomas Roscher

Der Distrikt

Der Distrikt Zwickau umfasst Gemeinden in West-Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt mit insgesamt rund fünfzig Gemeinden, deren Ausbreitung von Dessau bis ins vogtländische Schöneck und von Erfurt bis Zwickau reicht. Zu ihnen gehören rund 2300 Kirchenglieder. Dr. Thomas Roscher wurde im März 2025 als Superintendent für diesen Distrikt berufen.

Portrait

»Ich erwarte vom Kirchgang immer einen Impuls«
»Die Kirche ist mein Ding!«, beschreibt Thomas Roscher seine Grundeinstellung zu Kirche und Gottesdienst. »Ich gehe wirklich gerne in die Kirche, und ich erwarte vom Kirchgang immer, dass ich einen Impuls erhalte – und den bekomme ich auch immer.« So beschreibt er seine von Grund auf positive Haltung zu Kirche, Gemeinde und Gottesdienst.

Zusammen mit einer sieben Jahre jüngeren Schwester wuchs Roscher in einem methodistischen Elternhaus auf, bei dem der sonntägliche Gottesdienstbesuch ganz selbstverständlich das Familienwochenende prägte. Die Überzeugung, dass »ein Sonntag ohne Gottesdienstbesuch kein richtiger Sonntag ist«, pflegt er auch im Urlaub. Aus dieser Gewohnheit seien schon viele bereichernde und auch ökumenische Erfahrungen ganz unterschiedlicher Gottesdienstfeiern und Liturgien erwachsen.

Die Welt zu einem besseren Ort machen
In seiner Aufgabe als Superintendent will er zusammen mit den Pastoren und Pastorinnen sowie den Gemeinden seines Distrikts diese positive Grundhaltung zu Kirche und Gottesdienst pflegen, um »in dieser Welt eine Spur zu hinterlassen«. Der Auftrag der Kirche sei, so Roscher, »aus dem, was Gott uns schenkt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen«.

Das könne niemand allein bewältigen, und dazu könne ein Superintendent auch keinen Auftrag erteilen. Nur in der Dienstgemeinschaft der Kirche könne das umgesetzt werden. Ziel kirchlicher Gemeindearbeit solle angesichts großer Unsicherheiten in der heutigen Lebenswelt der Menschen sein, »dass sich Menschen in einer Gemeinde beheimaten können«. Das gelinge aber nicht, wenn Gemeinden zunehmend »Events veranstalten«. Vielmehr sei es nötig, die tieferen Bedürfnisse von Menschen zu erkennen und diese im Rahmen der Gemeindearbeit aufzunehmen.

Die Wirkungskraft des Kleinseins entfalten
Er für sich selbst arbeite nach der Maxime »ich bin ein Segen, weil Gott mich segnet«. Er wolle dazu animieren, »ein Segen für diese Welt« zu sein. Dazu gehöre angesichts des Rückgangs der Mitgliederzahlen vieler Kirchen auch die bewusst praktizierte ökumenische Gemeinschaft mit anderen Kirchen und Gemeinden. In diesem ökumenischen Miteinander »stehen wir in einer langen Tradition, die auf Jesus zurückgeht«. So seien Christen »Jesus-Leute, und das sollte in Gottesdiensten erlebbar werden«.

Im ökumenischen Miteinander beschreibt Roscher das ihm vorschwebende Konzept als »EmK – klein, aber fein«. Als in Deutschland kleinere Kirche präge EmK-Gemeinden eine besondere, »familiäre Atmosphäre«, die sich als »klein, aber fein« beschreiben lasse. Das müsse dann »in die verschiedenen kirchlichen Arbeitsfelder hinein-buchstabiert werden«, um die Wirkungskraft des Kleinseins entfalten zu können.

Den Weg in größtmöglicher Übereinstimmung gestalten
Seine Aufgabe sehe er auch darin, dass Kirche sich nicht nur mit den allgegenwärtigen Schrumpfungsprozessen abfinde. Es sei nötig, »eine Strategie zu entwickeln, um ›vor die Welle‹ zu kommen«. Für Menschen sei es wichtig – und Christen bildeten da keine Ausnahme –, »dass sie gestalten können und nicht nur auf Umstände reagieren können, in die sie hineingestoßen werden oder die sich entwickeln«. Ein wesentlicher »Handlungsimpuls« für ihn sei daher, »dass die Kirche handlungsfähig bleibt«.

Er wolle jedoch nicht fertigen Konzepten arbeiten, sondern sich mit den Gemeinden und den Kolleginnen und Kollegen dieser Aufgabenstellung gemeinsam nähern. So habe er das auch in seinem Gemeindedienst immer gehandhabt. Ein Vorhaben könne nur zum Ziel gelangen, wenn die Menschen daran beteiligt werden und der Weg dahin in größtmöglicher Übereinstimmung gestaltet werde. Dafür wolle er sich in seinem Amt als Superintendent engagieren.

Bauhilfsarbeiter statt Archäologe
Thomas Roscher wurde 1961 in Ehrenfriedersdorf geboren und wuchs in der benachbarten Kleinstadt Geyer auf. Diese liegt rund 25 Kilometer südlich von Chemnitz im sächsischen Erzgebirgskreis. Die Polytechnische Oberschule und daran anschließend die Erweiterte Oberschule schloss er mit dem Abitur ab. Nach dem zweijährigen Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR in Berlin begann er 1982 ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Sein Traumberuf Archäologe war ihm wegen der fehlenden Parteimitgliedschaft verwehrt. Aber auch das stattdessen aufgenommene Maschinenbaustudium war schon nach drei Semestern zu Ende. Weil er die Ausbildung zum Offizier der Reserve der Nationalen Volksarmee der DDR verweigert hatte, wurde er umgehend exmatrikuliert.

Als Bauhilfsarbeiter in einem kirchlichen Baubetrieb der EmK konnte er die schwierige Situation überbrücken. Dass dies der Auftakt für seinen Weg in den pastoralen Dienst würde, konnte er nicht ahnen. Roscher beschreibt diese Erfahrung so: »Ich habe mir nie selbst die Wege gesucht: Ich wollte nicht Pastor werden, ich wollte nie einen Doktortitel erwerben, ich wollte nie Superintendent werden. Es waren immer sich öffnende Türen, durch die ich hindurchging.«

Für den Pastorenberuf befähigt
Aus dem kirchlichen Baubetrieb, in den er 1984 eingestiegen war, öffnete sich die Tür für die Ausbildung zum Pastor. Menschen in den Gemeinden hatten wahrgenommen, dass in dem jungen Mitarbeiter Begabungen schlummerten, die ihn für den Pastorenberuf befähigten. So startete er in ein Vorpraktikum im Bezirk Zschorlau, gut 35 Kilometer westlich seines Geburtsorts. Daran schloss sich das sechsjährige Studium der Theologie am Theologischen Seminar der EmK im thüringischen Bad Klosterlausnitz an.

Von 1991 an war er als Pastor im Gemeindedienst. Zunächst für neun Jahre in Marienberg und danach für fünf Jahre in Zwönitz. Beide Orte liegen ebenfalls im südsächsischen Erzgebirgskreis unweit seines Heimatortes. Ab 2005 war er Pastor des Bezirks Plauen-Erlöserkirche im sächsischen Vogtland und von 2016 an für sieben Jahre im Bezirk Zwickau-Planitz, gut vierzig Kilometer südwestlich von Chemnitz gelegen. Die darauf folgende Dienstzuweisung führte ihn zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls EmK-Pastorin ist, nach Leipzig in die beiden Gemeinden Kreuzkirche und Bethesdakirche. Nach nur knapp anderthalb Jahren wurde er ins Amt des für den Distrikt Zwickau zuständigen Superintendenten berufen.

Vielfältig begabt, vielfältig interessiert
Neben seinen Dienstzuweisungen als Gemeindepastor übernahm Roscher verschiedene Aufgaben. So war er am Anfang seiner pastoralen Laufbahn zehn Jahre lang im Nebenamt Jugendsekretär der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz. Seit 2004 wirkt er im Agendeausschuss mit und ist seit 2016 Beauftragter für Gottesdienst und Agende der Zentralkonferenz. In diesem Arbeitsbereich werden deutschlandweit für die EmK die liturgischen Vorlagen für verschiedenste Gottesdienste und weitere geistliche, lebensbegleitende gottesdienstliche Anlässe aktualisiert und weiterentwickelt. Außerdem wirkt er über die EmK hinaus in der Societas Liturgica mit, einer internationalen Gesellschaft für Liturgiewissenschaft und liturgische Erneuerung. Außerdem schlägt sein Herz für die Kirchliche Erwachsenenbildung, die er seit 2008 als Sekretär im Nebenamt mitgestaltet.

Seinem theologischen und wissenschaftlichen Interesse folgend, belegte er ab 2004 einen Aufbaustudiengang »Liturgiewissenschaft« am Liturgischen Institut der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) mit dem Abschluss als »Magister Artium«. Von 2014 an arbeitete er an einer liturgiewissenschaftlichen Dissertation zum Friedensgebet in Plauen, für die er 2018 zum Doktor der Theologie promoviert wurde. Schon zu Beginn seines Dienstes inspirierte ihn die Gebetspraxis der Evangelischen Michaelsbruderschaft, der er seit 2022 als Bruder angehört.

 

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