Einladung zur »Stubenversammlung« war der Start

150 Jahre Gemeinde Gerlingen Von Elisabeth Schoor 13.10.2022 |

Fröhliche Gesichter zum 150-jährigen Bestehen der evangelischen-methodistischen Gemeinde Gerlingen: Bischof Harald Rückert (links) zusammen mit Bezirkslaienführerin Elke Allgöwer und Gemeindepastor Helmut Rothfuß.

Bildnachweis: EmK Gerlingen

Kabarett, Musik und Gottesdienst – ein buntes Festwochenende zum Gemeindejubiläum gestaltete die evangelisch-methodistische Gemeinde in Gerlingen.

Unter dem Motto »Alles muss klein beginnen« feierte am vergangenen Wochenende, vom 7. bis 9.Oktober, die evangelisch-methodistische Christuskirche in Gerlingen bei Stuttgart ihr 150-jähriges Bestehen.

Kabarett: spitzer Humor und Besinnliches

Das Festwochenende wurde mit drei Veranstaltungen begangen. Am Freitagabend war das Kabarett »Die Vorletzten« zu Gast. Søren Schwesig, evangelischer Pfarrer und Stadtdekan in Stuttgart, und Peter Schaal-Ahlers, evangelischer Pfarrer aus Ulm, präsentierten mit ihrem Programm »Eine kleine Sehnsucht« einen Abend voller Alltagsgeschichten. Wehmütige Lieder, witzige Gedichten und spritzige Dialoge zauberten den Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht und steuerten auch Besinnliches zum Thema Sehnsucht bei.

Mitreißende Musik

Der Samstagabend bot mit dem Jubiläumskonzert des »Nordstuttgarter Kirchenblechs«, so nennt sich der Posaunenchor der Evangelisch-methodistischen Kirche Stuttgart-Nord, einen bunten Musik-Reigen von Bach und Beethoven bis zu zeitgenössischen Komponisten wie Alan Fernie, Sven Nehls und Dieter Wendel. Ein Abend voller mitreißender Musik und mit einem berührend-besinnlichen Abschluss. Dazu spielten die Bläser »Bleib bei mir, Herr!« – eine für die aktuelle Zeit und die ganze Welt wichtige Bitte an Gott.

Ermutigende Predigt

Mit Harald Rückert, dem für Deutschland zuständigen Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), feierte die Gemeinde am Sonntag den Festgottesdienst. In seiner Predigt ging er auf das Jubiläums-Motto ein. Wie viele andere Gemeinden auch, habe die Gerlinger Gemeinde klein begonnen.

»Aber«, fragte der Bischof, »ist die Gemeinde auch ›groß‹ geworden?« Statt einiger Messgrößen wie die Zahl der Kirchenglieder oder die Höhe von Spenden stellte er mit seinem Predigttext aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 18, die Aussage Jesu in den Mittelpunkt: »So ihr nicht werdet wie dieses Kind, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.« Rückert unterstrich diese Aussage Jesu: »Bei Gott sind wir wie ein Kind, und er sagt zu seinen Kindern ein bedingungsloses ›Ja‹«. Jesus kümmere sich um die Kleinen, Schwachen, Kranken und Alten, um diejenigen, die nicht groß erscheinen. »Wenn wir ihm nachfolgen, muss manches auch klein werden«, sagte der Bischof in etwas anderer Interpretation des Jubiläumsmottos. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch den Gospelchor »Rejoyce«. Gleichzeitig hatten die Kinder mit Karin Toth aus dem Kinder- und Jugendwerk Süd ihren Kindergottesdienst.

Geschichte der Gemeinde

Die Gerlinger EmK-Gemeinde geht zurück auf eine Arbeit des Predigers Gottlieb Füßle. Er gehörte der Evangelischen Gemeinschaft an, einer methodistischen Kirche, die 1845 ihre Arbeit in Deutschland begonnen hatte. Im Jahr 1872 war er zu einer »Stubenversammlung« ins Haus von Georg Zimmermann eingeladen worden und hielt dort den ersten Gottesdienst. Auch eine Sonntagsschule für Kinder entstand. Als die Räumlichkeiten zu klein wurden, zog die Gemeinde ins Haus der Familie Georg Knecht um. Nach weiterem Wachstum zog die Gemeinde 1920 in den vom Gerlinger Gemeinderat zur Verfügung gestellten Kindergarten. Mit dem Bau der 1925 eingeweihten Christuskirche in der Schulstraße erhielt die Gemeinde ihr Gebäude, in dem sie sich heute noch versammelt.