Entführung in Nigeria Von Klaus Ulrich Ruof (par)  | 

Oberhaupt der Methodistischen Kirche Nigeria entführt

In Nigeria, das am Golf von Guinea liegt, gibt es mehrere methodistische Kirchen. In diesem Land ist der Methodismus deutlich vielfältiger als in Europa.
In Nigeria, das am Golf von Guinea liegt, gibt es mehrere methodistische Kirchen. In diesem Land ist der Methodismus deutlich vielfältiger als in Europa.
Bildnachweis: Kartenausschnitt openstreetmap.org
Am Montag dieser Woche wurde ein Entführungsfall in einer methodistischen Kirche in Nigeria publik. Informationen zu einem undurchsichtigen Fall.
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Am vergangenen Sonntag wurde das Oberhaupt der »Methodistischen Kirche Nigeria« entführt. Seit Montag gibt es dazu Nachrichten in verschiedenen internationalen Medien und auch in Deutschland. In diesem Zusammenhang war auch von der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) die Rede, was aber nicht zutrifft. Der Entführte ist zwischenzeitlich wieder freigekommen.

Die bisher bekannten Fakten

Nach bisher zugänglichen Informationen wurde Samuel Kanu, das Oberhaupt der Methodistischen Kirche Nigeria (Methodist Church Nigeria, MCN) am vergangenen Sonntag aus unbekannten Gründen entführt. Kanu ist Prälat dieser Kirche, in der MCN der oberste Bischof. Meldungen zufolge war Kanu mit zwei weiteren Geistlichen auf dem Rückweg von einer kirchlichen Veranstaltung.

Am gestrigen Dienstag wurde bekannt, dass der Entführte und seine beiden Begleiter wieder auf freiem Fuß seien. Ob die nach der Entführung geforderte Lösegeldforderung von 100 Millionen nigerianischen Naira, ungefähr 200.000 Euro, gezahlt wurde, ist nicht bekannt. In nigerianischen Medien wurde der Vorfall als »nationale Schande« bezeichnet. Es sei ein Hinweis darauf, wie »moralisch verfallen« die Situation in Nigeria sei. »Wenn schon eine so hochkarätige Person entführt wird, gibt es keine Hoffnung für einfache Leute«, beschrieb Aaron Akabuokwu die gesellschaftliche Lage in Nigeria. Er ist leitender Pastor der Wesley Cathedral in Umuahia, der Hauptstadt des im Süden Nigerias gelegenen Bundesstaats Abia.

Verbindung zur EmK

Nach Informationen von Frank Aichele, dem Leiter der in Wuppertal ansässigen deutschen EmK-Weltmission, gibt es kaum Beziehungen zwischen dem deutschen Teil der Evangelisch-methodistischen Kirche und der Methodistischen Kirche Nigeria. Vertreter in Nigeria wirkender methodistischer Kirchen, darunter auch die EmK, würden aber regelmäßig zusammenkommen. Die MCN, so Aichele, sei durch eine von britischen Methodisten ausgehende Missionstätigkeit entstanden, die später selbständig wurde. Dabei habe sie auch das präsidiale Leitungssystem der britischen Methodisten durch ein streng hierarchisches Leitungssystem mit mehreren bischöflichen Ebenen ersetzt, dessen aktuell oberster Bischof der jetzt entführte Samuel Kanu ist. Laut Informationen des Weltrats methodistische Kirchen und des Ökumenischen Rats der Kirchen hat die MCN rund zwei Millionen Kirchenglieder.

 

Weiterführende Links

Internetauftritt der Methodistischen Kirche Nigeria (Englisch)
Informationen zur Methodistischen Kirche Nigeria beim ÖRK (Englisch)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Der Methodismus ist in Nigeria vielfältiger als das aus Europa bekannt ist. In dem Land wirken verschiedene methodistische Kirchen.

Die Anfänge der Methodistischen Kirche Nigeria (Methodist Church Nigeria, MCN) liegen im Jahr 1842. Der britische Missionar Thomas B. Freeman (1809-1890) kam in die damalige britische Kolonie Muri und begann dort eine Arbeit der Wesleyanischen Methodisten. Die MCN entstand 1962 durch Vereinigung dieser Arbeit mit der Arbeit einer anderen britischen methodistischen Kirche, die 1893 im heutigen Nigeria begonnen hatte. Zur Leitung der Kirche führte die MCN 1976 das bischöfliche System ein und reformierte es 1990. Es besteht jetzt aus Bischöfen unterschiedlicher Hierarchiestufen. Der oberste Bischof heißt Prälat. Dieses Amt hat momentan Samuel Chukwuemeka Kanu Uche inne. Ihm untergeordnet sind einige Erzbischöfe. Die Internetseite des Weltrats methodistischer Kirchen, dessen Mitglied die MCN ist, nennt für diese Kirche derzeit die Zahl von zwei Millionen Kirchengliedern.

Auch die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK; englischer Name: The United Methodist Church, UMC) ist in Nigeria aktiv. Dort hat die EmK vier Jährliche Konferenzen (Kirchenparlamente), die die Arbeit für rund eine halbe Million Kirchenglieder verantworten (Stand: 2017; nach der Statistik der internationalen Kommission für Finanzen und Verwaltung der EmK, GCFA). Sie gehören zur Zentralkonferenz Westafrika, einem übergeordneten Kirchenparlament der EmK. John Wesley Yohanna ist der für Nigeria zuständige Bischof. Die Wurzeln der heutigen evangelisch-methodistischen Arbeit im Land legte der deutsche Missionar Karl Kumm (1874-1930), der 1904 in die damalige britische Kolonie Muri kam.