Zentralkonferenzbeschlüsse Von Klaus Ulrich Ruof  | 

»Am Anfang war der Gottesdienst«

Dr. Holger Eschmann ist Professor für Praktische Theologie an der Hochschule Reutlingen
Dr. Holger Eschmann ist Professor für Praktische Theologie an der Hochschule Reutlingen
Bildnachweis: Volker Kiemle, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Der Gottesdienst der Evangelisch-methodistischen Kirche erhält eine neue Form. Der Reutlinger Theologe Holger Eschmann erklärt, was das bedeutet.
2 Minuten

Die in Hamburg tagende Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland hat am gestrigen Freitag eine neue Grundform des Gottesdienstes für die EmK beschlossen. Volker Kiemle, der Leiter der EmK-Zeitschriftenredaktion, hat darüber mit Professor Holger Eschmann gesprochen, der an der Theologischen Hochschule Reutlingen den Lehrstuhl für Praktische Theologie innehat.

Was ist ein methodistischer Gottesdienst?

Holger Eschmann: Der Gottesdienst wird im Methodismus sehr geschätzt. Er gilt als Gnadenmittel, also als eine Art Kanal, durch den Gott den Menschen seine Gnade zufließen lässt. Was die Form angeht, so ist ein methodistischer Gottesdienst dadurch gekennzeichnet, dass er eine große Weite und Vielfalt mit einer wiedererkennbaren Grundstruktur verbindet.

Warum braucht es eine Veränderung?

Die letzte Veränderung der Grundform des Gottesdienstes in der Agende, also der Sammlung von Ordnungen für die gottesdienstlichen Feiern unserer Kirche, gab es 1990. Seither hat sich viel verändert. Wir haben beobachtet, dass die Gemeinden immer unterschiedlicher Gottesdienst feiern und vor Ort Ordnungen entwerfen, die für sie passen. Mit der Gottesdienstreform wollen wir das nicht unterbinden – Kreativität ist ja gut –, gleichzeitig soll aber die Wiedererkennbarkeit besser werden, sodass man sich deutschlandweit oder auch weltweit in einem methodistischen Gottesdienst heimisch fühlt.

Was soll verändert werden?

An die Stelle des bisherigen Ablaufs, der die Abfolge von Liedern und Lesungen vorgegeben hat – und an den sich nur noch wenige Gemeinden halten – wollen wir jetzt eine Struktur von vier Dimensionen des Gottesdienstes anbieten. Am Anfang steht die Sammlung, das Ankommen vor Gott. Darauf folgt das Hören, also die Verkündigung durch Schriftlesung und Predigt. Daran schließt sich als dritte Dimension die Gemeinschaft an. Es ist typisch methodistisch, dass wir diese Dimension besonders betonen. Die gottesdienstliche Gemeinschaft entstand ja – historisch gesehen – aus der Feier des Abendmahls als Ursprung des christlichen Gottesdienstes. Wir wollen das Abendmahl stärken und die Zeit der Gemeinschaft an diese Stelle rücken. Dazu gehören dann auch die Fürbitten, sodass wir die Gemeinschaft der Gottesdienstteilnehmer insgesamt stärken. Die vierte Dimension ist dann Sendung und Segen, also das Hinausgesandtwerden in die Welt.

Wie sollen diese doch recht offenen Vorgaben mit Inhalt gefüllt werden?

Es gibt bereits Vorschläge für verschiedene Gottesdienstformate, die noch konkretisiert werden. Zudem werden wir gelungene Beispiele sammeln und vorstellen. Außerdem wollen wir Gemeinden auf dem Weg zu ihrer Gottesdienstform begleiten.

Viele Gemeinden haben etliche andere Baustellen als die Gottesdienstgestaltung. Warum sollten die sich auch noch damit beschäftigen?

Der Gottesdienst ist ein zentraler Ort im Gemeindeleben. Hier wollen wir neue Freude am Feiern wecken, Orientierung und Hilfestellung geben. Aus dem Gottesdienst heraus, so hoffen wir, wird dann die Kraft kommen für andere Aufgaben in der Gemeinde. Man könnte auch sagen: Am Anfang war der Gottesdienst. Daraus entfaltet sich dann das weitere Gemeindeleben.

Interview

Das Interview führte Volker Kiemle. Er ist Leiter der Zeitschriftenredaktion der Evangelisch-methodistischen Kirche und verantwortlich für die Publikationen »unterwegs«, »podium« und »für heute«. Kontakt: redaktion(at)emk.de