Theologische Hochschule Reutlingen Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Am Segensprojekt Gottes mitwirken

Nach dem Auftakt des neuen Studienjahrs an der Theologischen Hochschule Reutlingen (von links): Prof. Dr. Esther Merget, Prof. Christof Voigt, Prof. Dr. Marziyeh Bakhshizadeh, Bischof Dr. Stefan Zürcher, Prof. Dr. Maximilian Bühler.
Nach dem gottesdienstlichen Auftakt des neuen Studienjahrs an der Theologischen Hochschule Reutlingen – vordere Reihe von links: die neuen Lehrkräfte Prof. Dr. Esther Merget, Prof. Dr. Marziyeh Bakhshizadeh und Prof. Dr. Maximilian Bühler. Hinten, von links: Prof. Christof Voigt (Rektor der Hochschule) und Bischof Dr. Stefan Zürcher (Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa).
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Das neue Studienjahr an der Theologischen Hochschule Reutlingen hat begonnen. Der Rektor begrüßte dazu drei neue Lehrkräfte sowie 23 Studienanfänger.
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Am vergangenen Sonntag, 8. Oktober, eröffnete die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) das neue Studienjahr. Im Gottesdienst predigte Bischof Stefan Zürcher. Die zum Beginn des Studienjahrs an der Hochschule neuen Studierenden und Lehrkräfte wurden im Gottesdienst begrüßt und gesegnet.

Unterwegs-Sein ist Merkmal des Glaubens

»Glauben ist für die Bibel nicht so sehr eine Sache des Kopfes, sondern in hohem Maße der Füße.« Das sagte Stefan Zürcher, der als Bischof der EmK für die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa zuständig ist. Ausgangspunkt für die Predigt war die Aufforderung an den biblischen Ur-Vater Abraham. Dieser habe sich allein mit einer Segensverheißung Gottes ins Ungewisse aufmachen müssen. Dass Gott begleitet und segnet, habe er aber erfahren können, indem er sich auf den Weg machte. Nur im Kopf sei das nicht zu erfahren.

Mit Bezug zur Feier am Beginn des neuen Studienjahrs verglich der Bischof den Umbruch und Aufbruch derer, die jetzt das Studium oder ihre Lehrtätigkeit beginnen, mit dem »Unterwegs-Sein« Abrahams. Dieser habe Gottes Segen, seine Begleitung und Stärkung auch nur »unterwegs« erfahren. Zürcher schlussfolgerte: »Das Unterwegs-Seins ist ein Wesensmerkmal biblischen Glaubens. Der Glaube ist lebendig, wo er in Bewegung ist, und dort gefährdet, wo er stillsteht und sich irgendwo festsetzt.« Sesshaftigkeit und Institutionalisierung seien nicht gut für den Glauben.

Das bedeute zweierlei: Wer aufbreche, müsse »Vertrautes verlassen« und »den Zusagen Gottes vertrauen«. Deshalb rechneten Glaubende mit Gottes Realität, ließen sich von Gottes Realität verwandeln und leiten. So würden Menschen als von Gott gesegnete ihrerseits den Segen Gottes weitertragen, oder wie Zürcher sagte: »Als Gesegnete sind wir gerufen, bei seinem Segensprojekt mitzutun und Segen für andere zu sein.«

Neu im Studium und neu im Kollegium

Während des Gottesdienstes begrüßte Christof Voigt, der Rektor der Hochschule, dreiundzwanzig Personen, die neu mit dem Studium beginnen, sowie drei neue Lehrkräfte. Zehn Personen starten mit dem Studium der Theologie, drei sind es im Studiengang Soziale Arbeit und Diakonie sowie zehn Personen, die den berufsbegleitenden Studiengang Christliche Spiritualität belegen.

Neu im Kollegium der Lehrkräfte begrüßte Voigt zwei Professorinnen für den Fachbereich Soziale Arbeit und Diakonie sowie den neuen Professor für Praktische Theologie. Marziyeh Bakhshizadeh übernimmt den neugeschaffenen Lehrstuhl »Theorien, Methoden und Konzepte im Kontext gesellschaftlicher Diversität«. Die 46-Jährige stammt aus dem Iran und wurde an der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Ziel ihrer Lehrtätigkeit ist »die ganzheitliche Entwicklung persönlicher, sozialer und geistiger Kompetenz«. Grundlegend dafür seien »die Verbindungen von Theorie und Praxis, Glaube und Wissenschaft, Werteorientierung und akademischer Breite«.

Den neu geschaffenen Lehrstuhl »Theorien, Methoden und Konzepte im Kontext der Generationen« übernimmt die in Hessen aufgewachsene Esther Merget. Die neue Professorin wurde an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd promoviert. In ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit will die 35-Jährige die aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen einbeziehen, um die Ausbildung möglichst praxisnah auf die späteren Tätigkeiten im Feld der Sozialen Arbeit und Diakonie auszurichten.

Maximilian Bühler übernimmt im Fachbereich Theologie den Lehrstuhl Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Liturgik, Predigtlehre und Seelsorgelehre. Der 35-Jährige EmK-Pastor ist in Göppingen aufgewachsen und wurde an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität promoviert. Seine breit angelegten Forschungsinteressen verbindet er mit der Reflexion der kirchlichen Realität und dem eigenen Engagement in der Kirche.

Die Kirche in zeitgemäßer Gestalt weiterentwickeln

»Schickt uns gute Leute!« sagte der Rektor der Hochschule am Rande der Eröffnung des neuen Studienjahrs. Besonders mit Blick auf den Fachbereich Theologie wünscht sich der Sohn eines Pastors motivierte Personen. Das Studium, so Voigt, sei »vielseitig und interessant« und führe zu einem Beruf »mit vielen Möglichkeiten«.

Der Studiengang Soziale Arbeit und Diakonie »ist wirklich gut für die Gesellschaft«, beschreibt der auch für den Fachbereich Philosophie und biblische Sprachen zuständige Professor die Bedeutung dieses Studiengangs. Auf andere Weise als der pastorale Dienst biete der Berufsabschluss »Soziale Arbeit« auch »einen der Gesellschaft dienenden Verkündigungsweg«

Nicht zuletzt, so Voigt weiter, sei der berufsbegleitende Masterstudiengang Christliche Spiritualität »eine Möglichkeit, den Weg in den kirchlichen Dienst einzuschlagen«. Auch für die Kirche könne sich dieses Studienangebot als Chance erweisen. In einer zunehmend säkularen Umgebung könnten Menschen, die jetzt noch anderen Berufen nachgingen, die Kirche künftig bereichern. Wenn sie ihre beruflichen und persönlichen Erfahrungen in Verbindung mit einer theologischen Weiterbildung in den kirchlichen Dienst stellten, könne das mit dazu beitragen, die Kirche in einer zeitgemäßen Gestalt weiterzuentwickeln.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

An der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR) studieren derzeit 117 Personen. Davon 40 im Fachbereich Theologie (Bachelor: 25, Master: 13, Gaststudium: 2), 27 im Fachbereich Soziale Arbeit und Diakonie sowie 50 im berufsbegleitenden Masterstudiengang Christliche Spiritualität.

Die THR ist eine Einrichtung für den deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und Schweiz) der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Sie ist eine staatlich anerkannte Hochschule und verleiht die international anerkannten Studienabschlüsse Bachelor (Bachelor of Arts, B.A.) und Master (Master of Arts, M.A.) für Theologie sowie den staatlich anerkannten Master-Abschluss im Studiengang »Christliche Spiritualität« und einen staatlich anerkannten Bachelor-Abschluss im Studiengang »Soziale Arbeit und Diakonie«. Rektor der Hochschule ist Prof. Christof Voigt.