Die Bedeutung von Laien und Ordinierten in der EmK
Zwei Autoren, Michael Wetzel und Karl Heinz Voigt, veröffentlichten in der Reihe »EmK-Forum« Texte, in denen sie den Blick auf besondere Akzente methodistischer Theologie lenken. Wetzel befasst sich mit der Bedeutung der Mitarbeit von Laien für die Ausbreitung der methodistischen Bewegung. Um die Besonderheit des »Bundes der Ordinierten« geht es in Voigts Veröffentlichung.
Die Beteiligung von Laien an der Gestaltung der Kirche
Der promovierte Historiker Michael Wetzel legt in Heft 46 der genannten Reihe eine Darstellung vor, in der er die Bedeutung der Laienmitarbeit im Methodismus beschreibt. Geschichtlich, so der Autor, lässt sich der Auslöser bereits in den Jugenderlebnissen des Kirchengründers John Wesley verorten. Schon in seinen Jugendjahren erlebte John zuhause, wie seine Mutter in der Abwesenheit ihres Mannes, eines Pfarrers der Kirche von England, ihre eigenen Kinder, die Hausbediensteten und Gäste zu Hausandachten versammelte. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Mutter als Nicht-Theologin die Abwesenheit des Pfarrers und Theologen mit lebenspraktischer Bibelauslegung füllte, muss für den jungen Wesley prägend gewesen sein. Dem Vater war diese Art der Vermittlung von Glaubensinhalten gar nicht recht, »beließ es aber bei einem gelegentlichen Grummeln«, wie Wetzel schreibt. Die Zuhörerschaft wuchs zeitweise bis auf etwa zweihundert Personen an. Dieses Erleben zusammenfassend schlussfolgert Wetzel: »Hier wurde geistlicher Segen durch Laien erstmals für John Wesley greifbar.«
Später, als sich die methodistische Bewegung zunehmend ausbreitete, war die damit verbundene Arbeit nicht mehr allein von ordinierten Geistlichen zu bewältigen. Von da an zieht sich das Element der Mitarbeit von Laien wie ein roter Faden durch alle Teile der weltweiten methodistischen Bewegung. Wie bedeutsam die Mitwirkung von Laien ist, beschreibt der Autor an einem historischen Ereignis, als 1933 erstmalig Laien als Mitglieder an der Mitteldeutschen Konferenz der Bischöflichen Methodistenkirche teilnahmen. Eine nationalsozialistisch beeinflusste Predigergruppe wollte seinerzeit das Führerprinzip in Anlehnung an die Deutschen Christen in den evangelischen Landeskirchen einführen. Den Gegenstimmen der »Laien« war es zu verdanken, dass der Antrag abgelehnt wurde und die Kirche vor großem Schaden bewahrt wurde. Diese Begebenheit ist geradezu ein Beweis dafür, dass die Mitwirkung der Laien in der Kirche auf allen Ebenen wichtig ist. Dass das nicht immer so war und auch von John Wesley lange Zeit kritisch gesehen wurde, zeichnet Michael Wetzel in seiner Schrift nach.
Der Autor dieser Schrift, Michael Wetzel, legt seine Ausarbeitung vor als jemand, der selbst um »beide Seiten« weiß. Als Historiker mit einer innerkirchlichen Ausbildung zum Laienprediger, weiß er um die Seite des Laienengagements. Seit einigen Jahren ist er in der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche als »Laienprediger mit Dienstzuweisung« im pastoralen Dienst. Somit weiß er auch um den Dienst als Pastor Bescheid. Diese beidseitig geerdete Haltung ist der kleinen Schrift abzuspüren, die damit sowohl für Laien als auch Pastoren gewinnbringend zu lesen ist.
Eine lebenslange Dienst- und Leitungsgemeinschaft
Anlässlich seines siebzigjährigen Dienstjubiläums als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche fasste Karl Heinz Voigt die Bedeutung des »Bundes der Ordinierten« zusammen. In der methodistischen Bewegung sind Konferenzen das maßgebliche Element zur Leitung der Kirche. In einer Gemeinschaft, die aus ordinierten Geistlichen und aus gewählten oder entsandten Laienmitgliedern aus den Gemeinden besteht, ereignet sich Leitung im Gespräch und gemeinsamen Suchen nach Lösungen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Jährliche Konferenz, die jeweils für ein bestimmtes Gebiet der Kirche zuständig ist und dafür die maßgeblichen Entscheidungen für den missionarischen Auftrag in dieser Region und für die Verwaltung und Organisation der Kirche in diesem Gebiet trifft.
Eine Besonderheit im Methodismus ist im Blick auf die Leitung der Kirche die Tatsache, dass die ordinierten Geistlichen nicht nur während des aktiven Dienstes als Pastoren oder Pastorinnen in der Jährlichen Konferenz mitwirken und zugegen sind. Die Ordination gilt lebenslang, und somit gehören sie dauerhaft und ohne Altersbeschränkung dem sogenannten »Bund der Ordinierten« an womit sie auch zeitlebens als Mitglieder der Jährlichen Konferenz Teil der Leitung der Kirche sind.
Karl Heinz Voigt ist Pastor im Ruhestand der Evangelisch-methodistischen Kirche und in historischen Fragen ein ausgewiesener Kenner des Methodismus und der ökumenischen Kirchenlandschaft. Er arbeitet in dieser kleinen Schrift die Besonderheit dieser lebenslangen Dienstgemeinschaft und Mitwirkung an der Leitung der Kirche heraus. Diese Schrift entfaltet somit in zweierlei Weise Wirkung. Zum einen ist das kleine Heft eine innerkirchliche Lehrschrift, mit der die Bedeutung des Bundes der Ordinierten neu beschrieben und in Erinnerung gerufen wird. Andererseits ist die Schrift auch für das ökumenische Miteinander eine Hilfe, vermittelt sie doch einen Einblick in die Praxis des Methodismus. Vor allem in der Frage der Leitung der Kirche und in der Bedeutung der Konferenzmitgliedschaft der Ordinierten setzt der Methodismus Akzente, die ihn von der Praxis anderer Kirchen und Gemeindebünde unterscheidet.
Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Zur Information
- Michael Wetzel, In der Küche der Pfarrei von Epworth fing es an! Von John Wesley bis zur Laienmitarbeit im Methodismus in Deutschland, EmK-Forum 46, Frankfurt am Main 2024. 7,50 Euro (blessings4you)
- Karl Heinz Voigt, Der Bund der Ordinierten. Ein Akzent methodistischer Identität, EmK-Forum 47, Frankfurt am Main 2024, 8,50 Euro (blessings4you)