Methodistische Geschichte Von Reinhold Parrinello  | 

Francis Asbury: Pionier des Methodismus in den USA

Francis Asbury 1745 – 1816
Francis Asbury 1745 – 1816
Bildnachweis: Wikimedia, gemeinfrei
Tausend Methodisten gibt es in Amerika, als Francis Asbury 1771 in die Neue Welt kommt. Über zweihunderttausend werden es unter seiner Leitung.
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Vor 275 Jahren wurde Francis Asbury geboren. Er war der erste dauerhaft in Amerika lebende methodistische Bischof. Auf der methodistischen Konferenz im August 1771 in der englischen Hafenstadt Bristol hatte sich Asbury bereiterklärt, in Nordamerika zu dienen. Mit einem anderen Laienprediger machte sich der damals 26-Jährige wenige Wochen später auf den Weg. Ende Oktober kamen sie in Philadelphia, Pennsylvania, an.

1778 blieb Asbury während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges (1775 bis 1783) als einziger methodistischer Prediger aus Europa in der Neuen Welt. Alle anderen waren nach England zurückgekehrt, weil ihnen der Boden zu heiß geworden war. Es war bis nach Amerika durchgedrungen, dass John Wesley sich öffentlich gegen das Unabhängigkeitsstreben der Kolonisten in Nordamerika geäußert hatte. Für das Ansehen der Methodisten in Amerika war das schädlich. Ihre Arbeit hatte sehr zu leiden. Francis Asbury versteckte sich länger als ein Jahr in Delaware bei einem Freund.

»Franky« wird Methodist

Wer war dieser Mann, der trotz Furcht ums Überleben in Amerika blieb? Francis Asbury wird am 20. oder 21. August 1745 in Handsworth nahe Birmingham, England, geboren. Er kommt aus eher ärmlichen Verhältnissen. Bis zu seinem dreizehnten Lebensjahr geht er zur Schule. Einem Jahr als Diener in einer Familie folgt eine Lehre als Metallarbeiter.

Schon in seiner Kindheit lernt »Franky«, wie er genannt wird, den Methodismus kennen. Als Jugendlicher beobachtet er, dass die methodistischen Prediger frei sprechen und dabei die Leute erreichen. Außerdem beeindrucken ihn die Ernsthaftigkeit und Frömmigkeit der methodistischen Teilnehmer an Gottesdiensten.

Der Jugendliche wächst allmählich in den christlichen Glauben hinein, bis er eine klare Entscheidung trifft. Wichtig sind dabei das Vorbild seiner Mutter, das gezielte Lesen von Büchern, darunter George Whitefields Predigten, und das Gespräch mit Freunden. Mit sechzehn Jahren beginnt Asbury in christlichen Versammlungen vorzulesen und zu beten. Etwa eineinhalb Jahre später fängt er an zu predigen.

1768 wird der 23-Jährige in volle Verbindung mit der methodistischen Konferenz aufgenommen. Solange er in England ist, erhält er gemäß Konferenzprotokollen Dienstzuweisungen in drei Orte.

Francis Asbury als Brückenbauer

In Amerika angekommen, erkennt Francis Asbury – wie er sich hier nennen lässt – schnell eine Zweiteilung des Methodismus in den Kolonien. Im Norden ist der Methodismus städtisch: Die beiden von Wesley gesandten Prediger Richard Boardman und Joseph Pilmore wechseln sich in New York City und Philadelphia ab. Die beiden Prediger sind der Arbeit in ihren Gemeinden verhaftet. Die Disziplin in den Gemeinden ist aus Asburys Sicht schlecht.

Im Süden gibt es hingegen eine Vielzahl kleiner Gemeinden im ländlichen Raum. Die Prediger dort reisen ständig und gründen neue Kleingruppen und Gemeinden. Die Methodisten hier leiden darunter, dass es in ihrer Nähe nur wenige Pfarrer der Kirche von England gibt und diese ihnen oft nicht freundlich gesinnt sind. Gelegenheiten für Abendmahl und Taufen sind rar.

Die Situation spitzt sich 1779 so zu, dass die Prediger des Südens einander ordinieren und beginnen, die Sakramente zu verwalten. Damit brechen sie mit dem Methodismus. So sehen es jedenfalls die Prediger im Norden, die inzwischen mehr geworden sind und ebenfalls reisen. Nur mit großer Mühe gelingt es ihnen 1780, die Prediger im Süden wieder in den Methodismus einzubinden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Francis Asbury.

Vom Laienprediger zum Bischof

Bei Gründung der Bischöflichen Methodistenkirche (BMK) zu Weihnachten 1784 ordiniert der von John Wesley als Superintendent eingesetzte Thomas Coke den inzwischen 39-jährigen Asbury zunächst zum Diakon, dann zum Ältesten. Asbury war bereits 1782 die Leitung der Arbeit in Amerika übertragen worden.

Zum Superintendenten lässt Asbury sich nicht einfach von Wesley bestimmen, sondern wird das nur, weil ihn die amerikanischen Prediger dazu wählen. Asbury hat erkannt, dass die methodistischen Prediger in den USA demokratischer denken als Wesley. Die Wahl gibt Asbury später Rückendeckung, als seine Autorität in Frage gestellt wird. Während Coke sein Amt in den USA nur zeitweise ausübt, sich oft auch in England und Irland sowie in der Karibik aufhält, bleibt Francis Asbury in Amerika und leitet dort die Bischöfliche Methodistenkirche.

1787 erscheint das erste Mal die Bezeichnung »Bischof« für Coke und Asbury im Protokoll einer Konferenz im US-Bundesstaat South Carolina. Als John Wesley davon erfährt, schickt er seinen letzten Brief an Asbury, in dem er ihm schwere Vorwürfe macht. Die Änderung des Titels für die höchsten leitenden Geistlichen der BMK zeigt beispielhaft, dass die amerikanischen Methodisten nicht einfach auf Wesley hören.

Keine Wohnung, ständig unterwegs

Francis Asbury reitet bei jedem Wetter durch die immer mehr werdenden Bundesstaaten der USA. Er hat keine Wohnung, weil er ständig unterwegs ist. Auf seinen Reisen übernachtet er meist bei befreundeten Methodisten. Nicht selten schläft er mit zwei anderen in einem Bett oder auf dem Boden. Er durchquert im Winter eiskalte Flüsse und wird im Sommer von Mücken geplagt. Er besucht Prediger, gründet Gemeinden und leitet Konferenzen.

Junge Männer mit europäischer Abstammung motiviert und ordiniert er zum Dienst als Reiseprediger, bleibt mit ihnen in Kontakt und überlegt die jährlichen Dienstzuweisungen sorgfältig und geschickt. Später ordiniert er einen Afroamerikaner, bevor die Kirche ihm das offiziell erlaubt. Als 1792 die erste Generalkonferenz tagt, verlassen vier Prediger unter der Leitung von James O‘Kelly die BMK und gründen eine eigene kleine Kirche. Sie sind mit der Dienstzuweisung durch Bischöfe unzufrieden.

Asbury lernt viele Menschen kennen und wird selbst sehr bekannt. Zweimal trifft er mit George Washington zusammen, dem einzigen Politiker, den er bewundert. Mit ihm bespricht er auch, dass seiner Auffassung nach die Sklaverei abgeschafft werden müsse.

Martin Boehm, Philipp Wilhelm Otterbein und Francis Asbury sprechen 1810 erfolglos über ein Zusammengehen der deutschsprachigen Vereinigten Brüder in Christo und der englischsprachigen Bischöflichen Methodistenkirche.

Als Asbury nach Amerika kam, gab es dort etwas mehr als tausend Methodisten. Er erlebt, dass es mehr als zweihunderttausend werden.

Gegen Ende seines Lebens kann Asbury wegen seines Rheumas auch mit Krücken nicht mehr gehen. Er lässt sich nun in einer kleinen Kutsche fahren. Will er predigen, holt ihn sein Begleiter aus der Kutsche und setzt ihn auf einen Tisch. Am 31. März 1816 stirbt Bischof Francis Asbury im Alter von siebzig Jahren im Spotsylvania County im US-Bundesstaat Virginia.

Dieser Artikel ist dem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 17/2020 vom 16. August 2020 – entnommen.

Der Autor
Reinhold Parrinello ist ehrenamtlicher Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Er lebt in Nürnberg. Kontakt: reinhold.parrinello(at)emk.de.