»Kirche fällt aus? Nein! Kirche fällt auf!«
»Veränderte Zeiten brauchen neue Antworten«, davon sind die Initiatoren eines Online-Seminars überzeugt, das vom deutschen Evangelisationswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) durchgeführt wurde. Der Auftrag der Kirche, Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern zu machen, bleibe ununterbrochen. »Kirche fällt aus? Nein! Kirche fällt auf!«, war dann der Seminar-Titel. »Wie sieht Evangelisation in veränderten Zeiten aus?«, fragte Pastor Bernd Schwenkschuster, der die Videokonferenz moderierte.
Gemeinden im Trauerprozess
»Jetzt wollen wir unsere Gemeindearbeit hochfahren und wir merken, wie schwer das ist«, so Pastor Stefan Schörk in seinem Impulsreferat. »Alles, was uns als Kirche lieb und teuer war, wurde ausgeschaltet. « Ein Zurück-zum-Gewohnten werde es vielleicht nie mehr geben. Was die Gemeinden seit dem Beginn der Corona-Zeit durchlebten, verglich Schörk mit den verschiedenen Phasen eines Trauerprozesses. Per Mausklick durften sich die Teilnehmer dann selbst einordnen zwischen Phase 1 »Nicht wahrhaben wollen« und Phase 5 »Akzeptanz mit Gestaltungsraum«. An vielen Stellen befänden sich die Gemeinden noch immer am Beginn des Prozesses, sagte Schörk. »Doch es wurde auch Aufbruchsenergie deutlich. Dort wollen die Teilnehmer anknüpfen.«
Schörk lieferte außerdem das technische Knowhow für das Online-Seminar. Er sorgte dafür, dass sich die rund siebzig Teilnehmer aus ganz Deutschland in von der Konferenzsoftware zusammengewürfelten Kleingruppen zusammenfanden und austauschen konnten. Dabei ging es um Fragen wie »Was hat mir geholfen, über diese Zeit hinweg nicht die Hoffnung zu verlieren?« und »Welche Handlungsspielräume gibt es trotz Corona-Beschränkungen?« Viele Teilnehmer sorgen sich zudem um die Kinder und suchen nach Ideen für die Sonntagsschularbeit. Das wurde in Chat und Kleingruppen deutlich.
»Als Kirche haben wir Umkehr nötig«
»Leere Gotteshäuser landauf, landab – ich frage mich: Sind die leeren Kirchen ein Zeichen unserer geistlichen Leere?«, fragte Pastor Barry Sloan im zweiten Impulsreferat. Er wolle provozieren, sagte Sloan. Denn es sei jetzt Zeit, »am Fundament zu rütteln«. Barry Sloan ist seit 2011 Evangelisationssekretär der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. »Ich bin fest davon überzeugt, dass wir als Kirche dringend Umkehr nötig haben«, so Sloan. Jesus nachzugehen, bedeute nun vor allem, »kreative Wege zu finden, Nächstenliebe in der Corona- Zeit zu leben«.
Die meisten seien allerdings zu sehr mit organisatorischen Fragen beschäftigt. »Wir denken, wenn wir nur die Umstrukturierung schaffen, dann haben wir die Kurve gekriegt zurück in unsere Kirchen. Aber«, so Sloan, »wenn wir nicht dieselbe Sehnsucht haben für unsere Stadtteile wie für unsere Kirchen, dann sagt Gott: ›Ich kann eure Gottesdienste nicht riechen‹.« Von wachsenden Gemeinden könne man lernen und sich inspirieren lassen, sie seien nämlich häufig diejenigen, die neue und kreative Wege gingen. Es sei ratsam, das Internet mehr als bisher für kirchliche Angebote zu nutzen. Bei alledem gehe es nicht darum, »die EmK groß zu machen«, betonte der Evangelisationssekretär. »Wir tun den Dienst nicht, damit die Menschen in unsre Kirche kommen. Es ist unser Auftrag als Christen.«
Das neue Seminar-Format habe super funktioniert, erklärten die Veranstalter anschließend. »Die Rückmeldungen waren so ermutigend, dass es sicherlich eine weitere Auflage geben wird.«
Dieser Artikel ist dem zweiwöchentlich erscheinenden Magazin »unterwegs« der Evangelisch-methodistischen Kirche – Nummer 14/2020 vom 5. Juli 2020 – entnommen.
Die Autorin
Martina Schäufele lebt in Bruchsal und ist Laienpredigerin der Evangelisch-methodistischen Kirche. Kontakt über: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.
Weiterführende Links
Zusammenfassung des Online-Seminars