Aufbruch in Kiel Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Offenheit und positive Dynamik

Eine dreistöckige Hochzeitstorte als süßes Zeichen für die Vereinigung zweier Gemeinden: In Kiel vereinigten sich die deutsche Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche und die international ausgerichtete Gemeindegründung »International Kiel Church« zu einem gemeinsamen Bezirk der EmK.
Bildnachweis: EmK Kiel
Eine junge internationale Gemeinde entsteht in den Räumen einer klein gewordenen deutschen EmK-Gemeinde. Der Zusammenschluss ist ein Gewinn für beide.
4 Minuten

Der 4. Oktober 2020 wird als besonderes Datum in die Geschichte des Bezirks Kiel der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) eingehen. An diesem Sonntag stimmte die Bezirksversammlung der Gründung einer weiteren Gemeinde als Teil dieses Bezirks einstimmig zu. Das Besondere daran: Die neue Gemeinde mit dem Namen »International Kiel Church« existiert bereits und bat um Aufnahme in die EmK. Im anschließenden zweisprachigen Festgottesdienst wurde die Verbindung der EmK Kiel mit der »International Kiel Church« auch vor Gott besiegelt und gefeiert. Vier Kirchenglieder und zwei Kirchenangehörige wurden aufgenommen. Weitere Gliederaufnahmen werden in den nächsten Wochen folgen.

Schneller als gedacht

Doch der Reihe nach: Vor drei Jahren zog ein Pastorenehepaar aus den Vereinigten Staaten nach Kiel, um dort eine internationale christliche Gemeinschaft aufzubauen. Sie hatten mehrere Monate eingeplant, um das neue Umfeld und die dortigen missionarischen Möglichkeiten zu erkunden. Unter anderem besuchten sie dazu verschiedene Gemeinden in Kiel, stellten sich vor und erkundigten sich nach Räumlichkeiten für eine international ausgerichtete kirchliche Arbeit. In der Kieler EmK-Gemeinde trafen sie auf eine Gemeinde und deren Pastor, die sich sofort bereit erklärten, ihre Räume zur Verfügung zu stellen. Früher als geplant startete daraufhin bereits im Herbst 2017 eine Bibelgruppe. Eine internationale Thanksgiving-Feier im November 2017, zu der vor allem im Umfeld der Universität Kiel eingeladen wurde, bildete den Auftakt zur Feier von regelmäßigen englischsprachigen Gottesdiensten.

Eine große Familie

Immer mehr Menschen aus allen Teilen der Welt stießen im Internet auf das Angebot dieser jungen internationalen Gemeinde in Kiel oder wurden von anderen eingeladen. Von Anfang an war eine Weltkarte bei jeder Veranstaltung präsent. Sie füllte sich zunehmend mit Nadeln, mit denen Besucher ihre Herkunftsländer markierten. Inzwischen sind es 67. Nicht nur die Gemeinde ist jung, auch ihre Besucher sind jung. Viele weilen zum Studium oder zur Promotion in Kiel. Aber es haben sich der Gemeinde auch Menschen angeschlossen, die langfristig in Deutschland leben. Darunter sind auch »Einheimische«, die in dieser lebendigen Gemeinde ihre geistliche Heimat gefunden haben.

»Ein Kennzeichen der ›Kiel Church‹ ist ihre Offenheit für alle Menschen und ihre Leidenschaft für Christus, die sehr authentisch und missionarisch ist, ohne jemandem den christlichen Glauben aufzudrängen«, erklärt Hartmut Kraft, der als Pastor den Bezirk Kiel der EmK leitet. Aus ganz unterschiedlichen Traditionen kämen in dieser jungen Gemeinde Menschen zusammen und übten miteinander »Einheit in Vielfalt leben« ein. Es kämen aber auch Menschen ganz neu zum Glauben an Jesus Christus, erzählt der von Hamburg aus für den Bezirk Kiel zuständige Pastor.

Ein starker Zusammenhalt sei ebenfalls ein wesentliches Kennzeichen dieser jungen Gemeinde, die von vielen als »große Familie« erlebt und beschrieben werde. Keine drei Jahre nach dem Start der internationalen Gemeinde war der Gottesdienstbesuch Anfang des Jahres 2020 auf über sechzig Personen angewachsen. Die Corona-Einschränkungen machten dann aber auch der »Kiel Church« zu schaffen. Doch die Dynamik ging weiter, obwohl vorübergehend viele Angebote nur online möglich waren.

Festgottesdienst mit Hochzeitstorte

Die deutsche Gemeinde und ihr Pastor unterstützten die Gemeindegründung in ihren Räumlichkeiten auf vielfältige Weise. Gleichzeitig profitierte die in den letzten Jahren klein gewordene bestehende Gemeinde von der jungen und dynamischen Arbeit der Kiel Church. Auch Irene Kraft, mit Pastor Hartmut Kraft verheiratet und für den Distrikt Hamburg und dadurch für den Kieler EmK-Bezirk zuständige Superintendentin, war von Anfang an eingebunden. Der auf vier bis fünf Jahre angelegte Einsatz des amerikanischen Gründerehepaares war eine Herausforderung für alle Beteiligten. Es war klar, dass sie nach dieser Zeit weiterziehen würden. Ursprünglich sollte die Gemeindegründung gar nicht an eine bestimmte Denomination gebunden werden. Bald schon wurde aber deutlich, dass das Profil der international ausgerichteten »Kiel Church« und der Evangelisch-methodistischen Kirche sehr gut zueinander passten. So kam es, dass die junge Gemeinde um Aufnahme in die Evangelisch-methodistische Kirche bat.

Mehrere gemeinsame Gottesdienste wurden gefeiert, und in vielen Gesprächen zwischen beiden Gemeinden wurde eine mögliche gemeinsame Zukunft eingehend beraten. Anfang Oktober war es dann soweit: Die deutschsprachige EmK-Gemeinde und die »International Kiel Church« bilden seither gemeinsam den EmK-Bezirk Kiel. In seiner Predigt betonte Hartmut Kraft, dass der Glaube an Jesus Christus den ganzen Menschen und das gesamte Leben berühre und betreffe. Das sei eine Einladung an alle Menschen in eine heilvolle Gemeinschaft. »Lasst uns die Kraft seiner Gemeinschaft unter uns erfahren und nicht nachlassen, andere in die Gemeinschaft mit Jesus Christus einzuladen«, forderte Kraft die Glieder dieser neu formierten und zusammenwachsenden Gemeinschaft auf.

Eine riesige, von der Frauengruppe der internationalen Gemeinde vorbereitete »Hochzeitstorte« war nach dem Gottesdienst ein süßer Genuss für die neu verbundene Festgemeinde. Corona-Vorschriften schränkten die Möglichkeiten des Feierns im Gottesdienst und danach zwar ein, aber sie vermochten die Freude und Dankbarkeit auf allen Seiten nicht zu trüben.

Wunderbare Chance

»Dass wir eine junge, lebendige Gemeinde in die EmK aufnehmen durften, ist eine wunderbare Chance für den EmK-Standort Kiel«, freut sich Superintendentin Irene Kraft über diesen neuen Aufbruch in Kiel. An vielen Orten würden Gemeinden kleiner oder müssten sogar ganz aufgegeben werden. Auch der Bezirk Kiel habe eine schwierige Wegstrecke hinter sich. Deshalb sei sie dankbar für die Offenheit und die positive Dynamik, die sie von allen Seiten erlebe. Sie blicke »freudig gespannt auf die Zukunft des Bezirks Kiel« und verspricht: »Ich werde die beiden Gemeinden gerne weiter als Superintendentin begleiten.«

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Homepage der Gemeinde