Studium Generale Von Christoph Grohsmann (kur)  | 

Übernehmen Alexa, Siri und Google Home das Ruder?

Welche Auswirkungen die Künstliche Intelligenz auf das Selbstverständnis des Menschen hat, erörtert der Reutlinger systematische Theologe Prof. Stephan von Twardowski in einem Vortrag im Rahmen des Studium Generale der drei Reutlinger Hochschulen.
Welche Auswirkungen die Künstliche Intelligenz auf das Selbstverständnis des Menschen hat, erörtert der Reutlinger systematische Theologe Prof. Stephan von Twardowski in einem Vortrag im Rahmen des Studium Generale der drei Reutlinger Hochschulen.
Bildnachweis: TH Reutlingen
Nimmt die Künstliche Intelligenz dem Menschen die Gestaltung des Alltags ab? Der Theologe Stephan von Twardowski rät zu nüchterner Auseinandersetzung.
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Welche Veränderungen entstehen für den Menschen durch die fortschreitende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI)? Werden beispielsweise intelligente Assistenten wie »Alexa«, »Siri« und »Google Home« immer mehr die Steuerung unseres Alltags übernehmen? Diese und weitere Fragen diskutierte Stephan von Twardowski im Rahmen des »Studium Generale« der drei Reutlinger Hochschulen. Der Professor für Systematische Theologie an der Theologischen Hochschule Reutlingen beschäftigte sich damit unter dem Thema »Und was wird aus uns? – Künstliche Intelligenz und das Selbstverständnis des Menschen«.

Rasante Entwicklung

Die Künstliche Intelligenz ist bereits in vielen Lebensbereichen des Menschen integriert. Dabei soll sie nicht nur in Unternehmen Arbeits- und Produktionsprozesse optimieren, sondern auch das Leben von Menschen vereinfachen. Durch die Nutzung sogenannter schwacher KI, wie sie in Smartphones, intelligenten Assistenzsysteme oder Uhren Anwendung findet, wirken die Optimierungsprozesse direkt auf den Menschen. Darüber hinaus schreitet die technologische Entwicklung so rasant und in teilweise unabsehbarem Ausmaß voran, dass die Erwartung zunehme, KI könne in Zukunft auch existenzielle und soziale Probleme lösen.

In seinem Vortrag plädierte von Twardowski dafür, die Entwicklung der KI und die damit einhergehenden Veränderungen für den Menschen nüchtern zu betrachten. Aktuelle Diskussionen bewegten sich derzeit zwischen Euphorie und Apokalyptik. Dabei könnten durch eine sachliche und intensive Auseinandersetzung eher sinnvolle Grenzen und Kontrollen gesetzt werden.

Realistische Einschätzung erfordert nüchterne Diskussion

Aber was genau ist Künstliche Intelligenz und wie wird sie definiert? Im Vergleich zu Geräten ohne KI, etwa einem Taschenrechner, gleichen mit KI arbeitende Geräte aktuelle Daten mit alten ab: »Die Maschine trainiert sich selbst und verknüpft anschließend diese Daten miteinander.« Dadurch entstehe ein neuronales (den Verknüpfungen im Gehirn vergleichbares) System, das die Grundlage für das sogenannte »Deep Learning« bilde. Der englische Begriff »deep« weist hier darauf hin, dass die Verknüpfungen unterhalb der Wahrnehmung des Menschen stattfinden. Angesichts dessen warnte von Twardowski vor einem blinden Vertrauen in Algorithmen, denn die neuronalen Netze seien so komplex, dass sie kaum vom Menschen zu erfassen seien.

Die technische Entwicklung verändere die unterschiedlichsten Lebensbereiche des Menschen. Auch zwischenmenschliche Beziehungen und die Beziehung zu Gott seien davon nicht ausgeschlossen. Viele Menschen hätten blindes Vertrauen in neue Technologien und gäben der KI eine nahezu gottähnliche, mächtige Funktion. Über diese veränderten Ideologien, blinden Technikglauben, aber auch überzogene Ängste vor der KI solle nüchtern diskutiert werden. Nur dann könne der Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf den menschlichen Alltag realistisch eingeschätzt werden.

Der Autor
Christoph Grohsmann gehört zum Team der Stabsstelle Marketing und Kommunikation der Hochschule Reutlingen. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Flyer des Studium Generale der Reutlinger Hochschulen (PDF)

Zur Information
Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) ist als Einrichtung der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland, Österreich und der Schweiz die international ausgerichtete Studienstätte des deutschsprachigen Methodismus. Sie ist eine staatlich anerkannte Hochschule und verleiht die international anerkannten Studienabschlüsse Bachelor of Arts (B.A.) und Master of Arts (M.A.) in Theologie.
www.th-reutlingen.de

Zusammen mit der Hochschule Reutlingen und dem Campus Reutlingen der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg richtet die THR das Studium Generale aus. Im Rahmen öffentlicher Lehrveranstaltungen werden in Ringvorlesungen Themen durch Referenten verschiedener Fachrichtungen betrachtet und miteinander in Diskussion gebracht.
Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Sommersemesters findet am 29. Mai um 18:15 Uhr in der Aula der THR in Reutlingen statt. Thema: Künstliche Intelligenz und Diagnostik – Wie Algorithmen die Netzhaut des Auges entschlüsseln.
www.th-reutlingen.de/de/studium/studium-generale.html