Gebet für Generalkonferenz Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Vertrauensübung

Bischof Harald Rückert
Bischof Harald Rückert
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, © EmK-Öffentlichkeitsarbeit
In einer Kolumne des EmK-Magazins »unterwegs« lädt Bischof Rückert angesichts der bevorstehenden Generalkonferenz zum Danken, Loslassen und Bitten ein.
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Am kommenden Samstag, dem 23. Februar, beginnt die außerordentliche Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. In seiner regelmäßigen Kolumne im EmK-Magazin »unterwegs« schaut Bischof Harald Rückert auf diese Tage voraus. Auch wenn es um ein strittiges Thema gehe, nämlich die Frage, wie sich die weltweite Evangelisch-methodistischen Kirche in Fragen der Homosexualität positionieren werde, gehe es jetzt darum, »unser Kämpfen und Werben loszulassen«. »Jetzt«, so sagt der Bischof, »ist es Zeit, zu vertrauen.« Nachfolgend gibt emk.de den Wortlaut der Bischofskolumne wieder:

Die Spannung ist zu spüren

In etwa einer Woche, am Samstag, dem 23. Februar, beginnt in St. Louis, USA, die mit Spannung erwartete außerordentliche Generalkonferenz unserer Evangelisch-methodistischen Kirche. Der komplette erste Tag ist dem Gebet und der geistlichen Ausrichtung vorbehalten. Erst danach treten die 864 Delegierten in die Beratungen und den Entscheidungsprozess ein. Seit Monaten finden weltweit intensive Gespräche statt. Aufgeregtheit, Anspannung und Verunsicherung sind zu spüren. Gelegentlich wird der Blick eng. Auch bei uns in Deutschland wurde die bevorstehende Entscheidung auf vielen Ebenen besprochen. Es wurden Briefe geschrieben und viele E-Mails verschickt. Verschiedenste Emotionen traten dabei zu Tage: Erwartung und Sehnsucht, Angst und Erleichterung. Beim Bemühen, das Gegenüber zu verstehen, wurden eigene Schmerzgrenzen spürbar. Es gab aber auch Glücksmomente, in denen neues Verstehen möglich wurde. Es gab viele gelungene Gespräche im Geist Jesu. Jedoch ging manche Kommunikation auch schief. Nicht immer wurde miteinander, sondern auch übereinander geredet. Verletzende Äußerungen sind gefallen, ausgrenzende Urteile wurden gefällt.

Dreischritt im Gebet

Liebe Schwestern und Brüder, jetzt ist es an der Zeit, all unser Reden und Ringen aus der Hand zu geben. Es ist an der Zeit, unser Planen und Sorgen, Kämpfen und Werben beiseite zu legen. Es ist Zeit, unsere unruhigen Gedanken und aufgewühlten Gefühle loszulassen. Es ist Zeit, uns selbst und unsere Kirche Gott zu überlassen. Es ist Zeit, zu vertrauen. Wie kann das konkret geschehen? Sucht Versöhnung mit denen, die ihr in den zurückliegenden Monaten verletzt habt. Vergebt, wo andere euch Schmerz zugefügt haben. Die Jahreslosung »Sucht Frieden und jagt ihm nach« (Psalm 34,15) erinnert uns alle daran. Dieser Friede ereignet sich, wenn ihr auch im Gegenüber mit anderer Überzeugung den Bruder und die Schwester seht und achtet. Bittet Gott um Kraft dafür.
Sucht Gottes Nähe – allein und zusammen mit anderen in der Gemeinde. Dankt ihm für all das, was er euch durch unsere Kirche geschenkt hat: für tragende Gemeinschaft und tiefe Glaubenserfahrungen. Überlasst ihm eure aufgewühlten Gedanken, eure Hoffnungen und euren kleinen Glauben, dass aus allem doch noch etwas Gutes werden kann. Betet dafür, dass Gott uns als Kirche einen Weg führt, auf dem wir ein glaubhaftes Zeugnis der Frohen Botschaft sein können. Danken, ablegen, bitten – vielleicht macht ihr diesen Dreischritt zur Grundlage eures täglichen Gebetes in der kommenden Zeit. Ich werde es jedenfalls für mich so praktizieren.

Übrigens: Die Vertrauensübung, uns selbst und unsere Kirche Gott zu überlassen, ist mit der Entscheidung der Generalkonferenz nicht beendet. Ich bete dafür, dass wir dranbleiben und den »methodistischen Weg, Kirche zu sein«, wie David N. Field ihn beschrieben hat, vertrauensvoll gemeinsam weitergehen.

Dieser Artikel ist dem EmK-Magazin »unterwegs« 4/2019 vom 17. Februar 2019 entnommen.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de