Zum Migrationspakt der EU-Kommission Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Von einer Haltung des Mitgefühls leiten lassen

Der Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, Bischof Ivan M. Abrahams (links im Bild) und Bischof Harald Rückert, einer der beiden Vorsitzenden des Europäischen Rats methodistischer Kirchen.
Der Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, Bischof Ivan M. Abrahams (links im Bild) und Bischof Harald Rückert, einer der beiden Vorsitzenden des Europäischen Rats methodistischer Kirchen, unterstützen die internationale Erklärung kirchlicher Organisationen zur Situation von Migranten und Flüchtlingen in Europa.
Bildnachweis: EmK-Öffentlichkeitsarbeit, Volker Kiemle (Abrahams), Klaus Ulrich Ruof (Rückert)
Kirchliche Organisationen beziehen Position für die Situation von Migranten und Flüchtlingen in Europa.
2 Minuten

Anlässlich der Vorlage des neuen Migrationspakts durch die EU-Kommission am gestrigen Mittwoch, dem 23. September, wandten sich zahlreiche religiöse Organisationen mit einer öffentlichen Erklärung an die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Darin beziehen sie Position für die Situation von Migranten und Flüchtlingen in Europa. Für Christen sei es eine Berufung, »den Fremden willkommen zu heißen« und eine Welt zu formen, in der »wir gemeinsam Menschen werden«.

Keine Politik der Angst und Abschreckung

Unter den Unterzeichnern der Erklärung ist auch der Generalsekretär des Weltrats methodistischer Kirchen, Bischof Ivan Abrahams. In einem Schreiben an alle Mitgliedskirchen des Weltrats methodistischer Kirchen erläuterte Abrahams die öffentliche Erklärung und unterstrich deren Zielrichtung: »Solidarität sollte das Leitprinzip für Migration und insbesondere für die Aufnahme von Flüchtlingen sein.« Deshalb solle sich die Europäische Union von einer »Politik der Angst und Abschreckung« distanzieren und sich grundsätzlich von einer »Haltung des Mitgefühls« leiten lassen, die den Grundwerten der Europäischen Union Rechnung trage.

Die Unterzeichner der Erklärung fühlten sich »der unantastbaren Würde des nach dem Bilde Gottes geschaffenen Menschen sowie dem Gemeinwohl, der weltweiten Solidarität und der Förderung einer Gesellschaft, die Fremde willkommen heißt, zutiefst verpflichtet«. Kirchen und kirchliche Einrichtungen sähen ihren Auftrag weiterhin darin, Fremden einen »mitfühlenden Empfang« zu bieten sowie »die soziale Integration und ein gerechtes und friedliches Zusammenleben in Griechenland und ganz Europa und darüber hinaus« zu fördern. Dazu sollten auch die Medien ihren Teil beitragen, indem sie eine »ausgewogene Berichterstattung« über Migranten und Flüchtlingen und deren Geschichten praktizierten und »stereotype, negative Ausdrücke« vermieden.

Verantwortung aus christlichem Blickwinkel wahrnehmen

Der Europäische Rat methodistischer Kirchen stellt sich hinter das Schreiben des Weltrats methodistischer Kirchen und die öffentliche Erklärung, auf die darin Bezug genommen wird. Bischof Harald Rückert, einer der beiden Ratsvorsitzenden, weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass »viele Menschen in unserer Kirche« teilweise schon seit vielen Jahren geflüchtete Menschen begleiteten und sehr aufmerksam verfolgten, »wie die deutsche und europäische Politik auf die Flüchtlingsbewegung nach Europa und auf die Notsituationen im Mittelmeer und in den Anrainerstaaten reagiert«. Angesichts der erschütternden Bilder und menschenunwürdigen Zuständen betont Rückert unmissverständlich: »Humanitäres Handeln ist geboten!« Die Befürchtung, möglicherweise falsche Signale auszusenden dürfe »dieses tatkräftige Eintreten für die Menschenwürde der Geflüchteten nicht verhindern und nicht verzögern«.

Der für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland zuständige Bischof sieht diese Haltung auch in der Geschichte der methodistischen Bewegung begründet: »Seit der Entstehung unserer Kirche treten wir als Menschen, die zu Christus gehören, für gerechte Lebensverhältnisse Erde ein. Wir unterstützen alle Bemühungen der Bundesregierung, die globale Verantwortung Deutschlands nicht zuletzt unter dem christlichen Blickwinkel wahrzunehmen.« Dass der Europäische Rat methodistischer Kirchen sich die vorliegende Erklärung zu eigen gemacht habe, sei ein »starkes Zeichen, dass wir gemeinsam als Kirchen methodistischer Tradition in Europa für Menschen in Not eintreten – jenseits von nationalen Eigeninteressen«.

Engagierter Fürsprecher im Europarat

Erfreut wies Rückert außerdem darauf hin, »dass wir seit Kurzem einen engagierten Britischen Methodisten im Europarat haben«. Lord Leslie Griffiths ist Pastor der Methodistischen Kirche in Großbritannien und halte guten Kontakt zum Europäischen Rat methodistischer Kirche. In ihm hätten die Kirchen einen starken Vertreter für kirchliche Anliegen und den Einsatz für die Menschenrechte.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Erklärung (Englisch; PDF)

Berichterstattung des ÖRK (Englisch)
Lord Leslie Griffiths (Wikipedia-Artikel; Englisch)

Zur Information
Die Erklärung unter dem Titel »Advocacy statement on situation of migrants and refugees in Europe« (Fürsprechende Erklärung zur Situation von Migranten und Flüchtlingen in Europa) ist unterzeichnet von: ACT Alliance, der Anglikanischen Gemeinschaft, der Kirchenkommission für Migranten in Europa, der Konferenz europäischer Kirchen, der Evangelischen Kirche Griechenlands, dem Integrationszentrum für Wanderarbeitnehmer – Ökumenisches Flüchtlingsprogramm (einer gemeinnützigen Organisation der Kirche Griechenlands), dem Lutherischen Weltbund, dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen, dem Weltverband der christlichen Kommunikation, der Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen, der Weltgemeinschaft der reformierten Kirchen (Europäische Region), dem Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Weltrat methodistischer Kirchen.