Von Beginn an sind für den Methodismus »Konferenzen« prägend, in denen alle maßgeblichen Fragen für Lehre und Leben der Kirche und in den Gemeinden besprochen und entschieden werden. Diese jährlich oder alle vier Jahre wiederkehrenden Beratungen sind von der Bereitschaft getragen, auch schwierige Fragen zu diskutieren. Diese Offenheit und Gesprächskultur methodistischer Lehre und Praxis fördert zwar Spannungen zutage, dient andererseits aber auch der Versöhnung und Vereinigung.
In der jeweiligen Zeit aufkommende Fragen und deren Bedeutung für einen gelebten Glauben wurden in den »Konferenzen« intensiv diskutiert. Dazu gehörten beispielsweise strittige Auseinandersetzungen über den Sklavenhandel, mit dem in England viel Geld verdient wurde, über die Rechte von Afroamerikanern oder über die Bedeutung demokratischer Entscheidungsfindung in der Kirche. Diese und andere Themen führten natürlich zu Konflikten und unüberbrückbaren Spannungen, die letztlich auch zu Spaltungen in der methodistischen Bewegung führten. Das konsequent durch Gespräch auf Entscheidungsfindung ausgerichtete Konferenzsystem der Methodisten zielt vom Ansatz her aber immer auf Lösungsfindung und Versöhnung. Daher ist in methodistischer Praxis das Finden einer Einigung, oder bei vorheriger Trennung oder Spaltung das Erreichen einer Wiedervereinigung immer im Blick. Im englischen Namen der seit 1968 weltweit vereinigten Kirche schlägt sich das sogar wörtlich nieder: »United Methodist Church«. (Im deutschen Sprachraum musste dieser Wortbezug zugunsten der ausdrücklichen Verortung im evangelischen Kontext zurückstehen.)
Eine bewegte kirchliche Geschichte – Meinungsverschiedenheiten, Trennungen, Vereinigungen
Über der Frage, ob außer den ordinierten Reisepredigern auch die Laien an den Entscheidungen der Kirche zu beteiligen sind, kam es 1830 zur Spaltung. Die »Methodist Protestant Church« führte als erste die heute für völlig selbstverständlich erachtete, gleichberechtigte Beteiligung der Laien bei den Konferenzen ein.
Die Bischöfliche Methodistenkirche der Südstaaten der USA spaltete sich 1844 als »Methodist Episcopal Church South« ab. Anlass hierfür war die in den Nordstaaten beschlossene Forderung an die Kirchenglieder, die Sklavenhaltung aufzugeben. Dazu waren in den Südstaaten die Sklavenbesitzer nicht bereit.
Rund hundert Jahre hatten diese Trennungen bestand, bis sich 1939 diese drei Kirchen zur »Methodist Church« vereinigten.
Daneben entstanden in den USA aufgrund der Rassenfrage einige afroamerikanische methodistische Kirchen: die »African Methodist Episcopal Church« (1816), die »African Methodist Episcopal Zion Church« (1821) und die »Colored Methodist Episcopal Church« (1870; 1954 in »Christian Methodist Episcopal Church« umbenannt).
Auch Sprache war ein Anlass für unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten. So fanden deutschsprachige Amerikaner zunächst keine Heimat in der Bischöflichen Methodistenkirche. Deshalb entstanden in den USA zwei deutschsprachige Kirchen methodistischer Prägung: Zum einen die »Kirche der Vereinigten Brüder in Christo«, gegründet 1800 durch Philip William Otterbein (1726-1813) und Martin Böhm (1725-1812). Daneben eine andere deutschsprachige Arbeit von Jakob Albrecht (1759-1808), der 1809 die »Neuformierte Methodistenkonferenz« gründete, die ab 1816 dann den Namen »Evangelische Gemeinschaft« trug. Beide deutschsprachigen Arbeitszweige vereinigten sich 1946 unter dem Namen »Evangelische Gemeinschaft« (Evangelical United Brethren Church).
Am 23. April 1968 vereinigten sich die »Methodistenkirche« und die »Evangelische Gemeinschaft« zur »Evangelisch-methodistischen Kirche«. Der englische Name »United Methodist Church« (united = vereinigt) drückt die Dankbarkeit über die Versöhnung und Vereinigung nach all diesen Trennungen aus. Dies kommt auch in einem Gebet zum Ausdruck, mit dem die Vereinigung vollzogen wurde: »Herr der Kirche, in Dir sind wir vereint, in Deiner Kirche und nun in der Vereinigten Methodistischen Kirche«.
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