Von sechs auf 25 in 75 Jahren Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Am ökumenischen Projekt weiterbauen

Prof. Dr. Fernando Enns
Prof. Dr. Fernando Enns lädt bei seinem Festvortrag anlässlich der 75-Jahr-Feier der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) dazu ein, an diesem ökumenischen Projekt weiterzubauen.
Bildnachweis: Ökumenische Centrale, ACK
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) ist 75 Jahre alt. Das Jubiläum wurde im Magdeburger Dom gefeiert.
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Vor 75 Jahren wurde die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)in Deutschland von damals sechs Mitgliedskirchen gegründet. Inzwischen gehören 25 christliche Kirchen und Gemeinschaften als Mitgliedskirchen und Gastkirchen zu diesem bundesweiten Netzwerk. Am Dienstag, 21. März, wurde das Jubiläum mit einem Gottesdienst und Festakt in Magdeburg begangen. Über hundert Gäste aus Kirche und Gesellschaft feierten das Jubiläum mit, darunter auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris.

Gemeinsame Wanderschaft zum Ziel der Einheit

»Durch die Jahrzehnte ist viel Vertrauen gewachsen, eine wirkliche Gemeinschaft ist entstanden«, beschrieb Erzpriester Radu Constantin Miron anlässlich des Jubiläums die Bedeutung dieser kirchlichen Arbeitsgemeinschaft. Allerdings, so fuhr der derzeitige ACK-Vorsitzende fort, sei dafür weiterhin gute Pflege nötig. »Wir arbeiten also weiter an der Einheit der Kirchen miteinander und untereinander«, so Mirons Schlussfolgerung. So sei Ökumene vor allem ein fortwährender Prozess »und hat immer etwas von einer gemeinsamen Wanderschaft, wo es die Fußkranken und die Schnellen gibt, die Hastigen und auch manchmal die Bremser«. Das Ziel des gemeinsamen Weges sei die »volle Einheit der einen Kirche Jesu Christi«.

Die Festpredigt im Magdeburger Dom hielt der griechisch-orthodoxe Bischof Emmanuel von Christoupolis aus Berlin. In seiner Predigt würdigte er die Bemühungen der »ökumenischen Vorfahren, die vor 75 Jahren, nahezu drei Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges, einen mutigen und längst überfälligen Schritt nach vorne wagten«. Der in Deutschland geborene orthodoxe Bischof führte aus, dass die ACK zum »Sprachrohr für die verfolgten Geschwister auf der ganzen Welt« geworden sei und zum »Ort der Begegnung für alle, die den Dialog der Liebe und der Einheit in der Tradition der letzten 75 Jahre fortführen wollen«.

Wessen Stimme fehlt noch?

Fernando Enns, deutsch-brasilianische Theologe, hielt den Festvortrag zur Jubiläumfeier. Darin ging er der Frage nach, wie das »Geschenk der Einheit – trotz unserer getrennten Kirchen und Traditionen« sichtbar werden könne, »heute, wie vor 75 Jahren«. In besonderer Weise würdigte der an der Hamburger Universität lehrende Mennonit das Wirken der Kirchen zur Zeit der deutschen Teilung. »Die Ökumenischen Versammlungen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung 1988/89 in Dresden und Magdeburg waren das umfangreichste und verbindlichste Unternehmen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR«, resümierte Enns dankbar. Auch der Magdeburger Dom sei in dieser Zeit ein Zentrum für die Montagsgebete gewesen, »von denen dann die Montagsdemonstrationen mit bis zu 10.000 Teilnehmenden ausgingen, die schließlich zusammen mit den in vielen Städten der DDR zeitgleich veranstalteten Demonstrationen zur friedlichen Wende führten«.

Die Rückschau auf 75 Jahre kirchlicher Zusammenarbeit mit konkreten Auswirkungen bedeute aber auch, so Enns, »stets die Augen dafür offenzuhalten, wer in unserem ökumenischen Dom eigentlich noch fehlt, wessen Stimme wir bisher überhörten«. Es sei noch »so viel Zukunft, so viel Hoffnung bereitgehalten durch Gottes Gnade, die Liebe Christi, und die Gemeinschaft im Heiligen Geist«, um an diesem ökumenischen Projekt weiterzubauen, »verwundbarer und mutiger zugleich, barmherziger und selbstbewusster«.

Neben den Grußworten des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff, und der Oberbürgermeisterin von Magdeburg, Simone Borris, wurden auch die Videobotschaften vieler Kirchenleiter anlässlich des Jubiläums gezeigt. Das digitale Grußwort für die Evangelisch-methodistischen Kirche überbrachte Bischof Harald Rückert.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland ACK wurde 1948 gegründet. Gründungsmitglieder waren die Evangelische Kirche in Deutschland, die Methodistenkirche und die Evangelische Gemeinschaft (die beiden Vorgängerkirchen der Evangelisch-methodistischen Kirche), der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Mennonitengemeinden und das Katholische Bistum der Altkatholiken in Deutschland. Heute sind es achtzehn Mitgliedskirchen. Weitere sieben Kirchen sind Gastmitglieder. Fünf Organisationen haben Beobachterstatus. Schwerpunkte der Arbeit sind die theologische Reflexion, das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie das gemeinsame Gebet und der Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen und richtet den ökumenischen Tag der Schöpfung im September aus. Auch die Vergabe des Ökumene-Preises liegt in den Händen der ACK. Ihr Vorsitzender ist derzeit Erzpriester Radu Constantin Miron von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt »Ökumenische Centrale«, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.

www.oekumene-ack.de