Immer weniger Chöre und Sänger Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Christlicher Sängerbund beendet seine Arbeit

Das Singen geht weiter, auch wenn der Christliche Sängerbund seine Arbeit einstellt.
Das Singen geht weiter, auch wenn der Christliche Sängerbund seine Arbeit einstellt. – Im Bild der Kreischor des CS-Sängerkreises Alb bei der Diensteinführung von Tobias Beißwenger als Superintendent für den Distrikt Reutlingen im Juli 2018.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Der Christliche Sängerbund, das über Jahrzehnte hinweg stilprägende Chorwerk der Freikirchen, beendet Mitte nächsten Jahres seine Arbeit.
1 Minute

Der »Christliche Sängerbund« (CS) beendet im Sommer 2022 seine Arbeit. Das hat die Bundesversammlung dieses Chorwerks, dem zumeist freikirchliche Gemeinden angehören, Ende November beschlossen. Damit endet eine über 140-jährige Geschichte, die vielen Gemeinden eine wichtige Unterstützung ihrer musikalischen und chorischen Arbeit war. Ein Großteil der Chöre gehört vor allem zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) oder zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG).

Rückblick in Dankbarkeit

Die Arbeit des Vereins werde zum 31. August des kommenden Jahres beendet, erklärte Gabriel Straka. Der Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche für den Distrikt Berlin fungiert ehrenamtlich als Vorsitzender des Chorwerks und vertritt in dieser Funktion rund 250 Chöre mit etwa 3.000 Sängern. Trotz des schmerzlichen Beschlusses, die Vereinsarbeit zu beenden, betonte Straka: »Wir blicken dankbar auf das segensreiche Wirken des Christlichen Sängerbunds zurück.«

Musikalische Arbeit geht in Eigenregie der Kirchen über

Das Ende der Vereinstätigkeit des Sängerbunds bedeute aber nicht, dass die Chorarbeit aufhören müsse, heißt es in der Pressemeldung des Sängerbunds. Die bisher über die Vereinsarbeit des CS verbundenen Kirchen und Gemeindebünde würden in eigener Verantwortung die musikalische und chorische Begleitung der Gemeindearbeit begleiten. Angesichts der sich beim Sängerbund anbahnenden Entscheidung hatten der Bund Evangelisch-freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) und die Evangelisch-methodistische Kirche signalisiert, dass sie den Bereich der kirchenmusikalischen Schulung in Eigenverantwortung weiterführen werden. Der für Deutschland zuständige Kirchenvorstand der EmK hat bei seiner kürzlich stattgefundenen Herbstsitzung bereits die Gründung eines Musikreferats beschlossen. Geplant sei in diesem Zusammenhang auch, den bisherigen CS-Bundeskantor Christoph Zschunke als Musikreferenten anzustellen. Der BEFG signalisierte ebenfalls, kirchenmusikalische Schulungen in Eigenverantwortung weiterzuführen.

Blessings 4 you übernimmt Verlagsarbeit

Darüber hinaus übernehmen die in Stuttgart und Kassel ansässigen Partnerfirmen Blessings 4 you und Oncken Verlag den Verlag Singende Gemeinde mit dem Vertrieb von Chorliteratur. Man könne die Angebotspalette sogar erweitern, wenn in den Gemeinden dafür Interesse bestehe, sagte Tobias Blessing, einer der Geschäftsführer der beiden Firmen.

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Der Christliche Sängerbund wurde 1879 in Elberfeld (heute: Ortsteil von Wuppertal) mit dreißig Chören aus dem Bereich der Evangelischen Allianz gegründet. Eine Reihe von Chören der Landeskirchlichen Gemeinschaften trennten sich 1898 vom Christlichen Sängerbund und schlossen sich dem neu gegründeten Evangelischen Sängerbund an. Dennoch wuchs die Zahl der Mitglieder ständig. Sie erreichte in den Jahren 1935/36 mit rund 40.000 Mitgliedern ihren Höchststand.

In den 1970er-Jahren gehörten dem Christlichen Sängerbund im Bereich der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin gut 700 Chöre mit rund 18.800 Mitgliedern an. Zu dieser Zeit gehörten in der DDR rund 300 Chöre mit 4.500 Mitgliedern zur Arbeitsgemeinschaft evangelischer Gemeindechorwerke in der DDR. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung schlossen sich 1990 die seit 1964 in Ost und West getrennten deutschen Sängerbünde zusammen. Zuletzt gehörten dem Christlichen Sängerbund knapp 3.000 singende Mitglieder in rund 250 Chören an.

Zu den prägenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Sängerbunds gehörte der methodistische Prediger und als »Sängervater« bekanntgewordene Ernst Gebhardt (1832-1899). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Kantor und Komponist Paul Ernst Ruppel (1913-2006), der ab 1936 für den CS arbeitete, prägend für den musikalischen Stil der Chorarbeit. Unter seiner Leitung öffnete sich das Chorwerk den Anliegen der Singbewegung und führte das sogenannte »Neue Liedgut« in den Chören ein. Weitere stilprägende Mitarbeiter waren Horst Krüger (1977 bis 2017 CS-Bundeskantor), der baptistische Hymnologe und Kirchengeschichtler Günter Balders sowie der evangelisch-methodistische Hymnologe und Dichter Hartmut Handt.