76.000 Euro werden gesucht Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die »zweite Kanzel« braucht Unterstützung

Mit Crowdfunding soll die Finanzierung für 2024 gesichert werden.
Die Nachricht vom möglichen Aus für den noch jungen musikalischen Arbeitszweig »emk-musik« rüttelt viele Musikbegeisterte in der Evangelisch-methodistischen Kirche auf. Mit Crowdfunding soll die Finanzierung für 2024 gesichert werden.
Bildnachweis: emk-musik
»emk-musik«, ein musikalischer Arbeitsbereich der EmK, startet eine deutschlandweite Spendenaktion. »Jeder Betrag hilft«, sagen die Verantwortlichen.
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Mit viel Energie startete im vergangenen Jahr der neue Arbeitszweig »emk-musik« im für Deutschland zuständigen Bildungswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Jetzt stellte sich heraus, dass fest eingeplante Gelder aus dem aufzulösenden Vermögen des Christlichen Sängerbunds für die Finanzierung nicht zur Verfügung stehen. Deshalb startet in diesen Tagen eine per Internet organisierte Spendenaktion.

Spendenaktion soll Finanzierung für 2024 sichern

»›emk-musik‹ hatte einen äußerst guten Start‹«, berichtet Wilfried Röcker angesichts der neuesten Nachrichten zur Finanzierungslücke dieser Arbeit. »Die ersten Kurse, Workshops und Seminare waren überaus erfolgreich und sehr gut besucht«, erklärt der Leiter des in Stuttgart ansässigen Bildungswerks. Trotzdem ist der noch junge Arbeitsbereich aktuell vom Aus bedroht. Die jetzt als sogenanntes »Crowdfunding« startende Spendenaktion hat zum Ziel, die Finanzierung für das Jahr 2024 zu sichern. »Wir haben Hoffnung, dass uns das gelingt«, ist Röcker zuversichtlich. Doch der Reihe nach.

Finanzierungsgrundlage hatte sich »in Luft aufgelöst«

»emk-musik« startete im vergangenen Jahr, nachdem die Arbeit des Christlichen Sängerbunds (CS) beendet wurde. Das bis dahin für die evangelischen Freikirchen in Deutschland zuständige Werk hatte die freikirchliche Chorarbeit über 140 Jahre geprägt und mit professioneller Leitung und Chorliteratur unterstützt. Nachdem bekanntgeworden war, dass die Arbeit des CS nicht mehr weitergeführt werden sollte, hatte der Kirchenvorstand einen Beschluss gefasst, die musikalischen Anliegen und Aufgaben »in kirchlicher Eigenregie« weiterzuführen. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden fasste ähnliche Beschlüsse, um die baptistischen Gemeinden in ihrer kirchenmusikalischen Arbeit zu unterstützen.

Mit dem zuvor vom CS angestellten Kirchenmusiker Christoph Zschunke, der eine große stilistische Bandbreite beherrscht, konnte ein exzellenter Chor- und Musik-Motivator als Referent des Musikreferats gewonnen werden. Ute Jahn aus dem Bildungswerk-Ost übernahm das Seminarmanagement. Im Bildungswerk liefen alle Fäden zusammen, die Arbeit zu begleiten und ein tragfähiges Konzept zu entwickeln.

In die erfolgreich angelaufene Arbeit platzte Anfang des Jahres die Nachricht, dass die aus dem Restvermögen des Christlichen Sängerbunds erwarteten Gelder nicht zur Verfügung stehen. Grund dafür sind coronabedingte Einnahmeverluste des CS und die bis zur Auflösung des Chorwerks zu leistenden Personalkosten. Das eigentlich zu gleichen Teilen an Baptisten und Methodisten als »CS-Erben« übergehende Restvermögen war damit fast komplett aufgebraucht.

Außerdem erwiesen sich weitere Finanzierungsposten als zu hoch angesetzt. Statt der erwarteten 40.000 Euro durch die treue Weiterzahlung verminderter Chorbeiträge und weiterer Spendeneinnahmen gingen lediglich rund 12.000 Euro ein. Darüber hinaus war die Beteiligung der Chöre mit verminderten Beiträgen über das Jahr 2023 hinaus nicht vermittelbar. »Mit diesen großen Abweichungen hatten wir nicht gerechnet«, stellen Ruthardt Prager, ehemaliger Leiter der Kirchenkanzlei und Schatzmeister des Christlichen Sängerbunds, und Gabriel Straka, Superintendent für den Distrikt Berlin und vormaliger CS-Vorsitzender, mit großem Bedauern fest.

»Damit hatte sich die geplante Finanzierungsgrundlage quasi in Luft aufgelöst«, erklärt Jörg Hammer, der jetzige Leiter der Kirchenkanzlei, die prekäre Finanzierungssituation. Der Ende März tagende Kirchenvorstand sah sich deshalb genötigt, den eigenen Beschluss vom November 2021 zurückzunehmen und die beiden Personalstellen zum Ende des Jahres 2023 wieder zu streichen. »Die im Finanzhaushalt für 2024 zu erwartende Deckungslücke ließ keine andere Entscheidung zu«, erklärt der als Schatzmeister für die Haushaltsplanung zuständige Leiter der Kirchenkanzlei.

In den Gemeinden warten viele auf musikalische Weiterbildung

Jetzt keimt neue Hoffnung auf, den jungen Arbeitszweig »emk-musik« doch noch weiterführen zu können. Das zuständige Finanzgremium der Kirche, die Kommission für finanzielle Angelegenheiten, ermöglichte Ende April die Durchführung der jetzt startenden Spenden-Aktion, um die Kosten für den Bereich »emk-musik« für das kommende Jahr einzuwerben. Röcker rechnet mit einem »deutlichen Zeichen der Kirchenmitglieder«, dass die Arbeit von »emk-musik« weitergehen soll.

»Bis September sammeln wir zunächst Spendenzusagen«, erklärt der Leiter des Bildungswerks die jetzt Schwung aufnehmende Aktion. »Wir brauchen 76.000 Euro«, sagt Röcker frei heraus. Es ist der Betrag, der im Haushaltsplan für 2024 als Personalkosten für »emk-musik« eingestellt war. Wenn diese Summe mit den Spendenzusagen erreicht werde, könne für das nächste Jahr weitergeplant werden. »Dann schreiben wir die Menschen, die eine Zusage abgegeben haben, an und bitten sie um Überweisung ihrer Spende.« So könnten die geplanten Stellenstreichungen zurückgenommen werden und die Planungen für 2024 weiter Gestalt annehmen. »In den Gemeinden warten viele darauf, in ihrer musikalischen Arbeit unterstützt zu werden«, beschreibt Röcker die großen Erwartungen, obwohl der Arbeitszweig noch so jung ist.

Generationenübergreifende Spendenbereitschaft entfachen

Es gehe darum, »das Singen und Musizieren in die nächste Generation zu tragen«, erklärt der Musikreferent Christoph Zschunke seine bisherige Motivation und den Einsatz zur Förderung von Musik und Singen in den Gemeinden. Das sei Aufgabe der Kirche, und dazu brauche das ehrenamtliche Engagement an der Basis, in Lobpreisgruppen, Bands und Projektchören eine professionelle Begleitung und Förderung.

Alle Generationen sind zur Beteiligung an der Spendenaktion eingeladen. »Schon ab fünf Euro ist jeder Betrag willkommen«, rechnet Röcker vor. Da könnten schon Jugendliche, die Zschunkes motivierende Musikbegeisterung bei Jugendveranstaltungen kennenlernten, ihren Teil beitragen. Auch Erwachsene, deren Herz für die Musik schlägt, oder Großeltern, die die Begabungen ihrer Enkel gefördert sehen wollen, würden sicher mitmachen.

»Es geht um die Zukunft von Musik und Singen in unseren Gemeinden, und es geht um eine große Verantwortung, die wir als Kirche gemeinsam tragen sollten«, so Röcker. Deshalb setze er sich für die Finanzierung von »emk-musik« ein, denn: »Musik ist die zweite Kanzel!«

 

Weiterführende Links

Spendenplattform »emk-musik«  
Homepage »emk-musik« 
Informations- und Veranstaltungsflyer »emk-musik« (PDF)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de.