Internationaler Widerhall Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Der Weg in die Zukunft ist noch verborgen

Die Bischöfe Harald Rückert (links) und Kenneth H. Carter wenden sich mit Hirtenbriefen an die Gemeinden der EmK.
Die Bischöfe Harald Rückert (links) und Kenneth H. Carter wenden sich mit Hirtenbriefen an die Gemeinden der EmK.
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit (Rückert); Kathleen Barry, UMNS (Carter)
Die Entscheidung der Generalkonferenz für den »Traditional Plan« führt zu vielen Reaktionen. Bischof Rückert bittet die Gemeinden »Frieden zu suchen«.
2 Minuten

Die Tagung der außerordentlichen Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in St. Louis ist vorüber. Mit einer knappen Entscheidung wurde dort der sogenannte »Traditional Plan« beschlossen, mit dem die bisherigen Lehrinhalte der Kirchenordnung der EmK bestätigt wurden. Diese besagen, dass praktizierte Homosexualität »als unvereinbar mit der christlichen Lehre« gilt und dass die Ordination Homosexueller sowie die Segnung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht zulässig sind. Zusätzliche wurden Abschnitte ergänzt, die die konsequente Anwendung der bisherigen Regelungen sicherstellen und gegebenenfalls ahnden. Die Reaktionen auf diesen Beschluss fallen sehr unterschiedlich aus. In einem Brief an die Gemeinden der EmK in Deutschland erläutert Bischof Harald Rückert das Ergebnis der Beratungen der Generalkonferenz und fordert dazu auf, »Frieden zu suchen im Miteinander in unserer Kirche und im Zeugnis für die Welt«.

Klarheit ist »ehrlich«, Gesprächsverweigerung ist »schwierig«

In dem Schreiben bedauert Rückert, dass es nicht gelungen sei, »ein klares Zeugnis zu geben, dass Menschen mit starken unterschiedlichen Überzeugungen, dennoch beieinanderbleiben können«. Das zeigten auch die bei ihm eingehenden Kommentare, die bei den einen Erleichterung und Dankbarkeit, bei anderen Erschütterung und Enttäuschung erkennen ließen. Mit der Entscheidung sei deutlich geworden, »dass in unserer Kirche weltweit eine Mehrheit die konservative Sichtweise auf Fragen rund um die menschliche Sexualität teilt«. Eine solche Klarheit sei »ehrlich«. »Schwierig ist«, so Rückert weiter, »dass diese Mehrheit weithin nicht bereit ist, über eine andere Sichtweise überhaupt ins Gespräch zu kommen.«

»Bleibt mit euren Gaben bei uns«

Als Bischof werde er »weiterhin mit Nachdruck für die Vielfalt in unserer Kirche eintreten, die untrennbar mit der Einheit, die Christus geschenkt hat, verbunden ist«. Er bete dafür, dass sich möglichst viele mit auf den Weg in die Zukunft begeben, »der uns jetzt noch verborgen zu sein scheint«. Deshalb bitte er auch darum, zum jetzigen Zeitpunkt »keine übereilten Entscheidungen zu treffen«. Ausdrücklich wendet er sich an diejenigen, »denen durch den Beschluss der Generalkonferenz erneut Schmerz zugefügt wurde«. Ihnen rufe er zu: »Ihr gehört zu uns! Ihr seid Menschen, denen Gottes Liebe uneingeschränkt gilt. Bleibt mit euren Gaben und eurer Leidenschaft für Christus bei uns.«

»Wir sind der Heilung bedürftig«

Rückert erwähnt in seinem Schreiben auch, dass kurz nach der Bekanntgabe der Generalkonferenzentscheidung Reaktionen aus den großen Konferenzregionen in den USA (Jurisdiktionen genannt) und von außerhalb der USA aus den Zentralkonferenzen eingegangen seien, die äußerst beunruhigend und belastend seien. In der sich an die Generalkonferenz anschließenden Sitzung des internationalen Bischofsrats der EmK habe dies zum Eindruck geführt, dass es »Sieger und Verlierer« gebe. »Sollte sich dieser Eindruck bewahrheiten, sind am Ende alle Verlierer«, schreibt Rückert.
Kenneth H. Carter, der Vorsitzende des Bischofsrats und als Bischof für die Florida-Konferenz in den USA zuständig, hat sich ebenfalls mit einem Hirtenbrief an die Gemeinden der EmK gewandt. Dabei bezieht er sich auf einen Abschnitt im neutestamentlichen Jakobusbrief. Dort geht es in einem Abschnitt um Kranksein und die Erfahrung von Heilung auch um Sünde. Jakobus fordere aber nicht dazu auf, so Carter in seinem Schreiben, »dass wir die Sünde bei den anderen ermitteln, sondern den anderen unsere Sünden bekennen und füreinander zu beten, damit wir geheilt werden« (Jakobus 5,16). Gerade in der Zeit, in der sich die Kirche jetzt befinde, »sind wir der Heilung bedürftig«.

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Weiterführende Links
Bischofsbrief von Harald Rückert
Bischofsbrief von Kenneth H. Carter (Englisch)