Ökumenischer Tag der Schöpfung Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die Aufmerksamkeit vom Baum auf den Wald lenken

Harald Rückert – kurzer Vollbart, schwarzer Talar mit regenbogenfarbiger Stola und Kollarhemd – spricht die Gemeinde an. Radu Constatin Miron – langer Vollbart, dunkelgraues Gewand – hört ihm aufmerksam zu. Im Hintergrund ein purpurfarbener Vorhang.
Am Gottesdienst zum ökumenischen Tag der Schöpfung beteiligt: Bischof Harald Rückert (links) von der Evangelisch-methodistischen Kirche und Erzpriester Radu Constantin Miron, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.
Bildnachweis: Standbild aus dem Gottesdienst-Video
Zum fünfzehnten Mal feierte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland den Ökumenischen Tag der Schöpfung.
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Seit dem Jahr 2010 ist der erste Freitag im September in der deutschen Ökumene der Feier des Schöpfungstags gewidmet. Dazu trafen sich am 6. September Verantwortliche aus der Ökumene und zahlreiche Gäste zu einem generationenübergreifenden Thementag und einem ökumenischen Gottesdienst in der nordöstlich von Berlin gelegenen Stadt Eberswalde. In Anlehnung an Psalm 96 lautete das Motto »Lass jubeln alle Bäume des Waldes«.

Acht verschiedene Kirchen und Gemeinden aus der Stadt hatten zusammen mit dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) die bundesweite zentrale Feier des Ökumenischen Tags der Schöpfung vorbereitet. Von der Evangelisch-methodistischen Kirche war Bischof Harald Rückert in der Gestaltung des Gottesdienstes mitbeteiligt.

Das Lied der Schöpfung soll weiterklingen

Jasmin Jäger, die Rundfunkbeauftragte der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und Referentin im Generalsekretariat des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), rief in ihrer Predigt dazu auf, sich »für soziale und ökologische Gerechtigkeit einzusetzen, daran mitzuwirken, dass eine friedvolle Welt jetzt schon erfahrbar ist«. Sie erinnerte an den baptistischen Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King, der sich in seiner Zeit mit der Rassentrennung in den Vereinigten Staaten nicht hatte abfinden wollen. »Martin Luther King setzte sich für Gerechtigkeit ein, denn er glaubte an die weltverändernde Kraft der Liebe«, rief die Festpredigerin in Erinnerung und ermunterte die rund 250 Gottesdienstbesucher: »Jeden Tag neu haben wir die Chance, uns einzusetzen, dass Gottes Gerechtigkeit zum Zug kommt, dass die Gewalt endet und Liebe stärker ist als der Hass.« Mit dieser Überzeugung sei es möglich, sich »für die Schöpfung und eine nachhaltige Lebensweise einzusetzen, damit das Lied der Schöpfung weiterklingt«.

Radu Constantin Miron, Erzpriester  der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland und Vorsitzender der ACK, betonte angesichts des Ökumenischen Tags der Schöpfung, dass es den Kirchen, gleich welcher Prägung, darum gehe »auf das ›Große und Ganze‹ zu schauen«. Weiter führte er aus, dass die Kirchen gleichsam den Ruf und die Berufung hätten, »die Aufmerksamkeit gewissermaßen vom einzelnen Baum auf den ganzen Wald zu lenken«.

Harald Rückert, der für Deutschland zuständige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche und Mitglied im Vorstand der ACK, rief dazu auf, das Motto des Schöpfungstags ernst zu nehmen: einerseits als Gebet um Gottes Beistand und Bewahrung und andererseits »als Aufforderung an uns alle, den Bäumen und Wäldern zur ursprünglichen Stärke zurückzuverhelfen«. Schlussendlich gehe es dabei nicht nur um das Überleben für Bäume, sondern für die gesamte Schöpfung und damit auch für die Menschen.

Umfangreiches Programm in Eberswalde

Gefeiert wurde der ökumenische Thementag im Familiengarten der Stadt Eberswalde mit einem bunten Rahmenprogramm für Groß und Klein. In Kooperation mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) gab es ein umfangreiches Workshop- und Bildungsangebot. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Empfang für die kirchlichen Verantwortungsträger und Mitwirkenden in der Stadthalle im Familiengarten mit Eintrag ins offizielle Gästebuch der Stadt Eberswalde.

 

Weiterführende Links

Zentraler Gottesdienst zum Ökumenischen Tag der Schöpfung (You-Tube-Video)

Der Autor

Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information

Stichwort: Ökumenischer Tag der Schöpfung
In der 2001 verabschiedeten »Charta Oecumenica« empfahlen die beteiligten und unterzeichnenden europäischen Kirchen »einen ökumenischen Tag des Gebets für die Bewahrung der Schöpfung«. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland setzte diese Empfehlung im Jahr 2010 um und führte den ökumenischen Tag der Schöpfung ein. Die zentrale Feier findet jährlich in der Regel am ersten Freitag im September an wechselnden Orten statt. Der ökumenische Tag der Schöpfung soll darauf aufmerksam machen, im Einklang mit Schöpfung und Schöpfer zu handeln und Verantwortung für die Schöpfung wahrzunehmen. Angesichts der Zerstörung der Schöpfung sollen konkrete Schritte zu ihrem Schutz aufgezeigt werden. In den Gemeinden kann der Ökumenische Tag der Schöpfung auch an einem anderen Tag in der Zeit vom 1. September bis 4. Oktober gefeiert werden.

Im nächsten Jahr findet die zentrale Feier des Ökumenischen Tags der Schöpfung am 5. September im westfälischen Bad Sassendorf auf dem Gelände des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft »Haus Düsse« statt.