Armin Härtel verstorben Von Klaus Ulrich Ruof  | 

Die Kirche »über den Winter bringen«

Pastor i. R. Armin Härtel wurde 90 Jahre alt (4.6.1928 bis 14.3.2019)
Pastor i. R. Armin Härtel wurde 90 Jahre alt (4.6.1928 bis 14.3.2019)
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Bischof in spannungsvollen Zeiten – zum Tod von Armin Härtel, Bischof der EmK in der DDR von 1970 bis 1986.
3 Minuten

Am Donnerstag dieser Woche verstarb Armin Härtel im Alter von 90 Jahren. Der in Chemnitz im Ruhestand lebende Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) hatte während 16 Jahren das Bischofsamt in der damaligen DDR inne.

Die Kirche steht unter der Herrschaft Christi

»Wir waren damals zwar ›Kirche im sozialistischen Staat‹«, beschrieb Armin Härtel in einem Interview im Kirchenmagazin »Unterwegs« anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2008 seine Zeit als evangelisch-methodistischer Bischof für die damalige DDR. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit habe er aber betont, dass die Kirche unter der Herrschaft Christi stehe. Deshalb könne die Kirche »nicht ›Kirche des sozialistischen Staates‹ sein«. Dieser konsequente und kraftvolle Glaube zieht sich durch Härtels Leben schon als Prägung von Kindheitstagen an.

Pastor im Erzgebirge und Bischof in der DDR

In einem von ihm selbst verfassten Lebenslauf beschreibt Härtel, dass sein Leben schon von Geburt an mit Gemeinde und Kirche verbunden gewesen sei. Als ältestes Kind sei er im erzgebirgischen Bernsbach geboren und aufgewachsene, und dort in der Küsterwohnung der Kreuzkapelle zuhause gewesen. Seine Eltern versahen in dieser Gemeinde den Küsterdienst. Zum Ende seiner Schulzeit war er im letzten Kriegsjahr noch zum Reichsarbeitsdienst nach Polen eingezogen worden. Nach Kriegsende legte er sein Not-Abitur ab und arbeitete für eine Zeit als Prüfungsgehilfe bei einem Bücherrevisor. In jener Zeit wird ihm der Pastor seiner Heimatgemeinde zum »Dolmetscher«, um seine Berufung für den pastoralen Dienst zu verstehen, den er 1946 mit einem Praktikum beginnt. Nach dem dreijährigen Theologiestudium in Frankfurt am Main erhält er 1951 seine erste Dienstzuweisung als Pastor im sächsischen Großenhain. Nach weiteren »Stationen« in den Erzgebirgsorten Grünhain und Schönheide ist er von 1968 an für zwei Jahre Superintendent für den Distrikt Dresden. Bis 1970 wurde die Ostdeutsche Konferenz der EmK von einem Bischof aus der Bundesrepublik Deutschland geleitet. Die politischen Verhältnisse jener Zeit führen 1970 dazu, dass die Ostdeutsche Konferenz eine eigene Zentralkonferenz Deutsche Demokratische Republik bilden musste. Als Bischof für diese neue Zentralkonferenz wurde Armin Härtel im Juni 1970 gewählt. Dieses Amt bekleidete Härtel 16 Jahre lang. Wegen einer schweren Erkrankung seiner Ehefrau trat er 1986 vom Bischofsamt zurück. Bis zum Eintritt in den Ruhestand versah er sechs Jahre lang den Pastorendienst in der Chemnitzer Erlöserkirche.

Die Jährliche Konferenz als »Theologisches Forum«

Über seine Zeit als evangelisch-methodistischer Bischof in der DDR sah Armin Härtel seine Aufgabe darin, »die Kirche ›über den Winter zu bringen‹ und dabei dem Herrn zu folgen«. Innerhalb seines Bischofsgebietes entdeckte er im Leben der Kirche »eine Reihe von Spannungen, darunter ›die Spannung von Theologie und Gemeindefrömmigkeit‹«, wie es in der Festschrift anlässlich seines 80. Geburtstags heißt. Seine Diagnose hat bis in die heutige Praxis der Jahrestagungen der Ostdeutschen Konferenz Auswirkungen. Die für die Ostdeutsche Jährliche Konferenz typischen »Theologischen Referate« sind eine direkte Folge dieser Härtel’schen Diagnose aus der Frühzeit seines Bischofsamtes. Dadurch, so heißt es in der Festschrift »ist die Konferenz tatsächlich zu einem ›theologischen Forum‹ geworden« und die Referate selbst »mahnender, tröstender und ermunternder Zuspruch«, wie es Bischof Härtel angeregt hatte.

Einer, den auch die Gottlosen achten

In seinem Bischofsamt legte Armin Härtel Wert auf ökumenische Kontakte im In- und Ausland und wurde zu einem geachteten Partner sowohl in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR als auch in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und europaweit in der Konferenz Europäischer Kirchen. Mutig, standfest und offen begegnete er auch den staatlichen Dienststellen und Behörden in der DDR. Diese mutige Selbstverständlichkeit zeigt sich auch in einer Interviewpassage anlässlich seines 80. Geburtstags im Kirchenmagazin »Unterwegs«. Auf die Frage, wie er als Gemeindepastor in Chemnitz die aufkeimende Friedliche Revolution 1989 erlebte, redet er von Demonstrationen, »an denen ich natürlich teilgenommen habe«. Obwohl noch gar nicht ersichtlich war, dass der Widerstand erfolgreich sein könnte, war er selbstverständlich dabei. Härtels im Jahr 2017 verstorbener Nachfolger im Amt, Rüdiger Minor, beschrieb die von ihm an vielen Stellen aufgefundenen Spuren seines Vorgängers mit einem Zitat des frühchristlichen Theologen Ignatius von Antiochien: »Ihn achten, glaube ich, auch die Gottlosen.«

Der Autor
Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de

Zur Information
Spiritualität und Weltverantwortung. Festschrift zum 80. Geburtstag von Armin Härtel, hrsg. von Ulrike Schuler in der Reihe »EmK-Geschichte«, Band 55, Frankfurt am Main 2011. Bestellung bei blessings4you

Ergänzung [19.03.2019, 07:45]
Die Beerdigung findet statt am Montag, dem 1. April 2019 um 13.30 Uhr auf dem Stiftsfriedhof, Lichtenauer Straße 53, 09131 Chemnitz-Ebersdorf.
Trauerfeier im Anschluss an die Beerdigung in der Stiftskirche. Mittweidaer Straße 79, 09131 Chemnitz-Ebersdorf