Zum Tod von Diederich Lüken Von Tobias Beißwenger, Klaus Ulrich Ruof  | 

Er konnte den Glauben in Sprache fassen

Ein Mann mit Stirnglatze, Schnurrbart und randloser Brille im weißen Hemd sieht von sich aus gesehen nach links. Rechts daneben folgender Text: Zum Gedenken, Pastor im Ruhestand Diederich Lüken, geboren 24. Februar 1952, gestorben 22. Dezember 2024.
Aus dem ostfriesischen Veenhusen kam Diederich Lüken über mehrere Stationen in den Süden Deutschlands. Mit seinen Gaben als Redner und Autor sowie seiner musischen und künstlerischen Kompetenz setzte er als Pastor in der Evangelisch-methodistischen Kirche viele Akzente.
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Eine kreative, sprachbegabte und wortgewaltige Stimme ist verstummt. Diederich Lüken verstarb kurz vor Weihnachten im Alter von 72 Jahren.
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Am 22. Dezember verstarb Diederich Lüken, der als Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) an vielen Stellen Akzente setzte. Er wurde 72 Jahre alt.

Begabter Student

Diederich Lüken wurde am 24. Februar 1952 im ostfriesischen Veenhusen bei Leer geboren. Schon in sehr jungen Jahren führte eine unerkannte Krankheit dazu, dass seine Nieren stark geschädigt wurden. Ein fast einjähriger Krankenhausaufenthalt war die Folge. Dem Abitur am altsprachlichen Gymnasium folgte 1972 ein Studium der Musikwissenschaft, der Germanistik und der Kunstgeschichte an der Universität Münster. Er war der »mit Abstand Begabteste seines Semesters«, wie es in einem Schreiben der Universität damals heißt.

Ein Berufungserlebnis verändert den Weg

Schon 1969, im Alter von 17 Jahren, hatte Lüken sich in die Evangelisch-methodistische Kirche aufnehmen lassen. Fünf Jahre später, während seines Studiums in Münster, hatte er ein persönliches Berufungserlebnis zum pastoralen Dienst. Danach ging alles schnell: Der begabte Student brach sein aussichtsreiches Studium ab, verließ Münster und ging für ein kurzes Gemeindepraktikum nach Hamburg. Noch im Herbst 1974 führte der Weg nach Reutlingen ans Seminar der EmK (heute Theologische Hochschule Reutlingen) zum Studium der Theologie. Es war eine gute Zeit, in der lebensbegleitende Freundschaften ihren Anfang nahmen. In dieser Zeit lernte der junge Theologiestudent Gabriele Böckel kennen. Die beiden heirateten 1978. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Ein Friese in Süddeutschland

Seinen Start in den Dienst als Gemeindepastor hatte Lüken 1977 in Essen. Ein Jahr später ging es nach Bebra, Obersuhl und Eschwege. Weitere drei Jahre später führte eine neue Dienstzuweisung nach Velbert, wo die beiden Kinder zur Welt kamen. Die Sprachbegabung des stimmgewaltigen Pastors schien die 1994 erfolgende Berufung zum Leiter der EmK-Rundfunkmission nach Stuttgart geradezu logisch erscheinen. Damit war für den gebürtigen Ostfriesen auch ein Wechsel ins süddeutsche Sprachgebiet verbunden. Weil die neue Aufgabe mehr den Manager gefordert hätte als den sprachkreativen Redner und musischen Künstler, folgte bald die Rückkehr in den Gemeindedienst. In Stuttgart-Bad Cannstatt startete er 1996 noch einmal eine neue Lebens- und Arbeitsphase. Nachdem seine erste Ehe gescheitert war, heiratete Lüken 1998 Margarete Goth. Die beiden verband die Liebe zur Theologie und Kunst.

»Was Gott uns Gutes tut, soll allen Heil bringen«

Einer Nierenkrebs-Diagnose im Jahr 2012 folgte die regelmäßig nötige Dialyse. Ein Jahr später zwang ihn die Krankheit im Alter von 61 Jahren in den Vorruhestand. Dem Pastor, Redner, musisch begabten und engagierten Lüken fiel dieses plötzliche Herausgenommensein aus dem beruflichen Alltag nicht leicht. Doch als Buchautor und schreibwilliger Theologe fand er immer Aufgaben, die seinen Gaben entsprachen. Andachten und Artikel im EmK-Magazin »unterwegs«, unzählige Radio-Andachten und seine geliebte Musik hielten ihn bis kurz vor seinem Tod sehr aktiv.

Aus dieser Zusammenarbeit während Lükens Ruhestandszeit schreibt Michael Putzke, Redakteur des »unterwegs«-Magazins: »Er hatte die Gabe, Glauben in Sprache zu fassen.« Er sei einer der Autoren gewesen, »die in Verben schreiben und weniger in statischen, unbeweglichen Substantiven«. Lüken seien Themen wie Gerechtigkeit, Frieden, Gemeinschaft wichtig gewesen, nach dem Motto: »Was Gott uns Gutes tut, soll allen Heil bringen.« Wenn die Kirche dies aus den Augen verlor, habe Lüken das in seiner klaren Art deutlich kritisiert.

Verstärkung für die Schar der himmlischen Zeugen

In den letzten Wochen des vergangenen Jahres verschlechterte sich Lükens Zustand zusehends. Am 22. Dezember, einem Sonntag, verstarb Diederich Lüken im Alter von 72 Jahren. Er, der Weihnachten zelebrieren konnte wie kaum ein anderer, feierte Weihnachten nun »an einem anderen Ort«. Hier ist seine Stimme verstummt, »dort« verstärkt sie nun »die Schar der himmlischen Zeugen«.

Die Autoren

Tobias Beißwenger ist Superintendent der Evangelisch-methodistischen Kirche für den Distrikt Reutlingen der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Klaus Ulrich Ruof ist Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de