Osterbotschaft Von Bischof Harald Rückert  | 

Falsch gesucht – den Richtigen gefunden

»Jesus will uns unvermutet begegnen, souverän und frei.« – Bischof Harald Rückert
»Jesus will uns unvermutet begegnen, souverän und frei.« – Bischof Harald Rückert
Bildnachweis: Klaus Ulrich Ruof, © EmK-Öffentlichkeitsarbeit
Wenn Menschen etwas festhalten, meinen sie, es sicher zu haben. In der Begegnung mit Jesus ist das anders, sagt Bischof Harald Rückert.
2 Minuten

Ein Witz kann Wahrheit nett vermitteln – wie dieser hier: In stockdunkler Nacht umkreist einer auf allen Vieren einen Laternenpfahl. Ein teilnahmsvoller Passant fragt ihn, warum er das tue. »Ich hab‘ meinen Hausschlüssel verloren.« – »Hier?« – »Nein, aber hier ist es heller.« Soll ich über diesen Mann lachen oder kann ich ihn verstehen? Recht hat er: Es sucht sich angenehmer im Hellen. Es ist leichter, wo alles klar und bekannt ist. Aber was nützt es, wenn das Gesuchte an ganz anderer Stelle liegt? Man wird nichts finden. Der Griff geht ins Leere.

Was wir festhalten, kann sich oft nicht mehr rühren

Wir möchten gern die Dinge in den Griff bekommen. Es ist angenehmer, wenn wir alles übersichtlich und festgelegt haben. Und doch: Was wir im Griff haben, was von uns festgelegt und festgehalten wird, kann sich oft nicht mehr rühren. Das ist wie mit einer Sammlung wunderschöner Schmetterlinge. Gefunden, präpariert und aufgespießt landeten sie in einer Vitrine. Da ist kein Leben mehr drin. Doch nicht nur mit Schmetterlingen geht es so. Mit jedem Versuch, alles im Leben glasklar und unzweideutig machen zu wollen, drohen wir Leben zu ersticken. Das gilt für den täglichen Umgang miteinander, und es gilt auch für Belange der Kirche.

»Was sucht ihr Christus, den Lebenden, bei den Toten?« Diese aufrüttelnde Frage steht am Beginn der Osterereignisse, so wie sie uns im Lukasevangelium (Lukas 24,5) geschildert werden. Jesus war festgenagelt am Kreuz. Er hat sich ins Leiden und Sterben hineingegeben. Er hat sein Leben verloren, für uns! Und doch – ihn musste der Tod wieder hergeben. Der Tod behielt nicht das letzte Wort. Gott hat Jesus zu neuem Leben auferweckt. Er ist der Lebendige. Deshalb ist er nicht zu finden in den Archiven der Geschichte, auch nicht in religiösen Richtigkeiten. Der Lebendige ist nicht in den Griff zu bekommen. Er entzieht sich unseren Festlegungen.

Jesus ist souverän – Nägel und Steine halten ihn nicht

Unvermutet will er uns begegnen, souverän und frei. Er ist fern und kommt doch immer wieder nah, viel zu nah vielleicht. Nägel und Steine halten ihn nicht. Bloße Erinnerungen fassen ihn nicht. Auch das »Es war doch schon immer so« wird ihm nicht gerecht, denn es gaukelt Klarheit und Übersichtlichkeit nur vor. Als der Lebendige will Jesus sich finden lassen. Offenheit und Sehnsucht nach Lebendigkeit – der Glaube eben –, das ist der Ort für uns, um Jesus zu finden und mit ihm das wahre Leben.

Der Autor

Harald Rückert ist seit Mai 2017 Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland. Der Dienstsitz ist in Frankfurt am Main. Kontakt: bischofsbuero(at)emk.de.