Hoffnung, die verbindet
Zu einem ersten Austausch trafen sich Werner Philipp, Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) für Deutschland, und Christopher Easthill, derzeitiger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland, am 9. Oktober in der Kirchenkanzlei der EmK in Frankfurt am Main. Reverend Easthill ist in der ACK Vertreter der Arbeitsgemeinschaft anglikanischer und episkopaler Gemeinden in Deutschland.
Hoffnung als geistliche Mitte
Hoffnung war das Wort, das über allem stand. BischofWerner Philipp machte deutlich, dass die christliche Hoffnung das Leitmotiv seines bischöflichen Dienstes sei. »Hoffnung soll die große Überschrift sein, unter der ich mit euch ‚weitersegeln‘ möchte – eine begründete Hoffnung, die uns Jesus Christus geschenkt hat«, erklärte er.
Gerade in Zeiten tiefgreifender Veränderungen, in denen gesellschaftliche Unsicherheiten wachsen und die Rolle des Glaubens hinterfragt wird, sieht Philipp diese von Christus begründete Hoffnung als tragende Mitte kirchlichen Handelns. Sie ist, so wurde spürbar, nicht bloß ein Gefühl, sondern eine geistliche Kraftquelle, die Orientierung schenkt und Menschen miteinander verbindet.
Reverend Easthill würdigte diesen Akzent als »ein starkes Signal nicht nur für die Kirchen, sondern auch für eine Welt, die zunehmend von Angst und Hoffnungslosigkeit geprägt ist«. Die christliche Hoffnung, so der ACK-Vorsitzende, sei »eine gemeinsame Sprache, die über Konfessionsgrenzen hinweg verbindet und die frohe Botschaft der menschgewordenen Liebe Gottes neu zum Ausdruck bringt«. Die ACK könne, so Easthill, ein lebendiges Beispiel dafür sein, wie Hoffnung geteilt, gelebt und in die Welt hinausgetragen wird.
Zukunft gestalten aus Vertrauen
Ein weiterer Schwerpunkt des Treffens war die Frage, wie die Kirchen angesichts einer sich wandelnden religiösen Landschaft Zukunft gestalten können. Beide Kirchenleiter betonten, dass kirchliches Handeln vom Vertrauen in Gottes Wirken geprägt sein müsse – nicht vom Rückzug. »Es darf nicht unser einziger Gedanke sein, wie wir Rückbau organisieren«, sagte Philipp. »Vielmehr müssen wir als Kirche wieder lernen, das Potenzial und die Anknüpfungspunkte für Neues zu entdecken.«
Easthill verwies auf die weltweite Perspektive seiner Anglikanischen Gemeinschaft und der Evangelisch-methodistischen Kirche: »Unsere globalen Erfahrungen helfen uns, die Weite der Christenheit sichtbar zu machen und voneinander zu lernen.« Diese internationale Verbundenheit, so zeigte sich, eröffnet neue Horizonte – sie stärkt das Vertrauen, dass Gottes Geist auch heute Menschen inspiriert und Neues wachsen lässt.
Einheit in Vielfalt – ein gemeinsamer Auftrag
Auch das Thema »Einheit in Vielfalt« prägte den Austausch. »Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierungen ist es unsere Aufgabe, diese Einheit immer wieder neu zu suchen und zu gestalten«, betonte der EmK-Bischof. Easthill ergänzte: »Als ökumenische Gemeinschaft können wir ein Vorbild sein für gelebte Einheit in der Vielfalt – und dieses Zeugnis sollten wir innerhalb der ACK stärken und nach außen tragen.« In den Worten beider Geistlicher schwang spürbar mit: Einheit bedeute nicht Gleichförmigkeit, sondern gegenseitige Wertschätzung. Sie wachse dort, wo Menschen einander zuhörten, Unterschiede aushielten und im Glauben an Christus ein gemeinsames Ziel erkennten.
Fortsetzung des Dialogs geplant
Am Ende des Treffens bekräftigten Philipp und Easthill, den begonnenen Dialog fortzusetzen und den Austausch zwischen der EmK, der Arbeitsgemeimschaft anglikanischer und episkopaler Gemeinden in Deutschland und den Mitgliedskirchen der ACK zu vertiefen. Im Mittelpunkt soll dabei weiterhin die Hoffnung stehen – jene Hoffnung, die in Jesus Christus gründe, Menschen verbinde und Kirche wie Gesellschaft trage.
Der Autor
Michael Löffler ist Theologischer Leiter der EmK-Kirchenkanzlei mit Sitz in Frankfurt am Main und Pressesprecher für die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland. Kontakt: oeffentlichkeitsarbeit(at)emk.de
Zur Information
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)
Zur Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland gehören neunzehn Kirchen. Weitere sechs Kirchen sind Gastmitglieder. Fünf Organisationen haben Beobachterstatus. Arbeitsschwerpunkte der 1948 gegründeten ACK sind theologische Reflexion, Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sowie gemeinsames Gebet und Kontakt zu anderen ökumenischen Organisationen. Die ACK gestaltet dazu unter anderem den jährlichen zentralen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen und richtet den Ökumenischen Tag der Schöpfung im September aus. Auch die Vergabe des Ökumene-Preises liegt in den Händen der ACK.
Vorsitzender ist derzeit Reverend Christopher Easthill von der Arbeitsgemeinschaft anglikanischerund episkopaler Gemeinden in Deutschland. Die Geschäftsstelle der ACK in Deutschland, genannt »Ökumenische Centrale«, hat ihren Sitz in Frankfurt am Main.
Das oberste beschlussfassende Leitungsorgan der ACK ist ihre Mitgliederversammlung. Sie besteht aus den fünfzig Delegierten der Mitglieder und Gastmitglieder sowie ständigen Beobachtern, die von den Kirchen für die Dauer von fünf Jahren benannt werden. Die Mitgliederversammlung tagt in der Regel zweimal jährlich, im Frühjahr und im Herbst.
Anglikanische Gemeinschaft
Die Anglikanische Gemeinschaft oder Anglikanische Kirchengemeinschaft, englisch »Anglican Communion«, ist die weltweite Gemeinschaft derjenigen eigenständigen Kirchen, die historisch mit dem Bischofssitz von Canterbury der Kirche von England in Verbindung stehen. Dazu zählen auch Kirchen, die sich »Episcopal« (bischöflich) nennen, beispielweise die Episcopal Church (USA).
Arbeitsgemeinschaft anglikanischer und episkopaler Gemeinden in Deutschland
In Deutschland gibt es Gemeinden, die ihren Ursprung in der Kirche von England haben und Gemeinden, die von der Episcopal Church (USA) abstammen. Die Gemeinden beider Kirchen sind in Deutschland in einer Arbeitsgemeinschaft (»Council of Anglican Episcopal Churches in Germany«) zusammengefasst.






